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Intelligente Netze schlau planen

Wenn die Netzbetreiber konsequent die Möglichkeiten der Netzsteuerung und des Einspeisemanagements berücksichtigen, können sie viel Geld beim Netzausbau sparen. In der derzeitigen Praxis ist das aber bei den meisten Netzbetreibern noch längst nicht angekommen.

Die Anpassung des Ausbaus der Verteilnetze an die dezentrale Stromerzeugung und der Einsatz intelligenter Technologien zur Netzsteuerung kann die Netzausbaukosten erheblich senken. Das ist das zentrale Ergebnis einer gemeinsamen Studie des Bonner Beratungsunternehmens E-Bridge, dem Institut für Elektrische Anlagen und Energiewirtschaft der RWTH Aachen (IAEW) und dem Oldenburger Institut für Informatik (OFFIS) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). In ihrer Untersuchung haben die Autoren der Studie „Moderne Verteilernetze für Deutschland“ herausgefunden, dass bis zu 60 Prozent der Kosten für den Ausbau der Verteilnetze eingespart werden können, wenn die Netzbetreiber das Einspeisemanagement konsequent anwenden und regelbare Ortsnetztransformatoren installieren. Beides muss natürlich in der Planung des Netzausbaus berücksichtigt werden, betonen die Autoren der Studie.

Drei Prozent reichen aus

Dabei ist noch nicht einmal die komplette Regelbarkeit der Erzeugungsanlagen notwendig. Wenn alle Photovoltaikanlagen ihre Einspeiseleistung durchschnittlich um drei Prozent reduzieren, können immerhin schon 40 Prozent der Kosten für den Netzausbau eingespart werden. Als Vergleichsgröße ziehen die Wissenschaftler dabei den geplanten Netzausbau ohne Einspeisemanagement und regelbare Ortsnetztransformatoren heran. Diesen konventionellen Netzausbau beziffern sie auf eine Summe zwischen 23 und 49 Milliarden Euro bis zum Jahr 2032. So viel Geld müssten die Netzbetreiber in die Hand nehmen, um die erforderlichen 130.000 bis 280.000 Kilometer neuer Leitungen zu bauen. Dabei würden satte 70 Prozent der Kosten innerhalb der kommenden zehn Jahre anfallen. Für die Stromkunden würde das bedeuten, dass die Netzkosten in den kommenden 20 Jahren um zehn bis 20 Prozent steigen würden.

Dezentrale Anlagen einbeziehen

Wenn die Netzbetreiber allerdings etwas mehr Arbeit in ihr Ausbaukonzept stecken und die Photovoltaik- und Windkraftanlagen mit einbeziehen, können sie bis zu 20 Milliarden Euro an Netzausbaukosten einsparen. Die drei Prozent Abregelung der Anlagen resultieren aus der Erkenntnis, dass eine höhere Abregelung der Anlagen zwar noch mehr an Netzausbau sparen würde. Doch diese fällt zu gering aus, als dass sie einen weiteren signifikanten Effekt auf die Kosten hätte. Zusätzliche Einsparungen lassen sich durch den Einsatz der regelbaren Ortsnetztransformatoren generieren. Dazu müssten die Netzbetreiber noch nicht einmal flächendeckend die intelligente Netzsteuerung einsetzen, um jährlich zehn Prozent der Ausbaukosten zu sparen. Die Studie beziffert das dazu notwendige Ausbauvolumen auf 8,4 Prozent aller Ortsnetztransformatoren. Das sind insgesamt 46.000 der installierten Geräte. Dabei müssten bis 2022 zunächst einmal mindestens 30.000 der Ortsnetztransformatoren regelbar sein. Das entspricht einem jährlichen Zubau von 3.000 Geräte.

Noch mehr Kostenreduzierung drin

Die Netzbetreiber sollten zusätzlich noch die Systemdienstleistungen in Anspruch nehmen, die Photovoltaik- und Windkraftanlagen von Hause aus mitbringen. Das Ergebnis wäre eine weitere Reduzierung des Ausbaubedarfs. „Die Weiterentwicklung des Blindleistungsmanagements reduziert den spannungsbedingten Netzausbau“, betonen die Autoren der Studie bei ihrer heutigen Vorstellung in Berlin. „Doch belasten sie die Netze durch zusätzliche Blindleistungsflüsse“, schränken sie ein. Deshalb insgesamt eine Ausweitung der heutigen Regularien nicht auf allen Netzebenen sinnvoll. Für die Verteilnetze kann die Erweiterung des Blindleistungsmanagements jedoch durchaus viel Geld beim spannungsbedingten Netzausbau sparen. Das Lastmanagement hingegen bringt nicht viel. „Durch die Steuerung der Verbrauchslast kann der durch den Zubau erneuerbarer Energien verursachte Netzausbau nicht nennenswert reduziert werden“, fassen die Autoren der Studie ihre Ergebnisse dieses Untersuchungspunktes zusammen. „Die Erhöhte Gleichzeitigkeiten durch marktbasiertes Lastmanagement könnten dagegen zu zusätzlichem Netzausbaubedarf führen“, geben sie zu bedenken. (Sven Ullrich)