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„Mit 50 Prozent weniger ­Arbeitszeit verkabeln“

Sie haben in Frankfurt am Main ein Büro eröffnet. Wo sehen Sie Ihren Platz im Markt?

Georg Urban: Bei uns dreht sich alles um die Verkabelung großer Solarparks. Wir verstehen uns aber nicht als reiner Kabellieferant, sondern als Anbieter von Engineering und anderen Dienstleistungen. Es geht darum, die Verkabelung zu optimieren.

Womit können Sie bei Ihren Kunden besonders punkten?

Für Projektentwickler ergeben sich daraus im Wesentlichen drei Vorteile: Sie können Solarparks in kürzerer Zeit und mit bis zu 50 Prozent weniger Arbeitszeit verkabeln. Außerdem benötigen sie weniger Kabel und können bis zu 33 Prozent Material einsparen. Das Wichtigste für den euro­päischen Markt ist aus meiner Sicht, dass mit unseren maßgeschneiderten Lösungen die Qualität und Zuverlässigkeit der Anlage deutlich erhöht wird.

Wie sieht Ihre Lösung konkret aus?

Wir liefern komplett vorkonfektionierte Kabelbäume auf die Baustelle, die nur noch ausgerollt und angeschlossen werden. Die Kabel werden nicht mehr wie bisher vor Ort zugeschnitten, auf der Baustelle wird nicht mehr gecrimpt. Damit minimieren wir das Risiko von Verkabelungsfehlern und Leistungsverlusten der Anlage.

Ist es tatsächlich noch Praxis, große Solarparks manuell zu verkabeln?

In den USA, Kanada oder Australien ist Plug-and-Play bei der Verkabelung von Solarparks mittlerweile Standard. In Europa ist das noch ein Novum. Zwar arbeiten namhafte Unternehmen wie First Solar oder Belectric auf dem europäischen Markt schon seit einigen Jahren mit Anbietern vorgefertigter Verkabelungslösungen zusammen. Aber die Technologie hat sich hierzulande nicht durchgesetzt und ist wieder in der Versenkung verschwunden. Jetzt bringen wir die in den USA perfektionierte Lösung nach Europa, wo der Markt inzwischen danach verlangt.

Warum steigt die Nachfrage gerade jetzt?

Große Solarprojekte nehmen in Europa deutlich an Fahrt auf. Der Druck auf die EPCs wächst, schnell und mit geringen Ressourcen zu bauen, mit wenig Personal und reduzierten Arbeitskosten. Außerdem wird das Thema Zuverlässigkeit immer wichtiger. Wir geben fünf Jahre Garantie, auch auf die Ver­kabelungsstruktur, was einen großen Einfluss auf die Senkung der Betriebskosten und die Erhöhung der Anlagenerträge hat. Denn die Verkabelung ist oft ­eine der letzten Schwachstellen in Solarparks.

Können Sie beziffern, um wie viel die Investi­tions­kosten großer Solarparks durch optimierte Verkabelung sinken?

Obwohl Kabelmaterialien meist nur rund ein Prozent an den Investitionskosten ausmachen, steigt ihr Einfluss, wenn die Kosten vor Ort für die Konfektionierung und Installation berücksichtigt werden. In großen Solarkraftwerken kann die Verkabelung bis zu fünf Prozent der Baukosten ausmachen. Das bietet erhebliches Einsparpotenzial.

Welche weiteren Dienstleistungen bieten Sie an?

Wir bieten das gesamte Projektmanagement für die optimierte Auslegung der Verkabelung von Solar­parks an. Außerdem bekommt jeder Kunde ein ­3D-Modell, sodass er die Anlage schon vor dem Bau detailliert analysieren kann. Der Kunde sieht, wo die Kabel verlaufen, und erkennt mögliche Probleme, bevor er vor Ort auf der Baustelle war. Zusätzlich bieten wir exklusives Virtual-Reality-Training für das Installationsteam an. Außerdem kann der Kunde auf unserer Plattform ­Voltage Connect verfolgen, welchen Status der Auftrag gerade hat, von der Unterschrift bis zur Lieferung auf die Baustelle.

Stellen Sie die Kabel und ihre Komponenten selbst her?

Das meiste produzieren wir selbst in unserem Hauptwerk in China, das inzwischen eine Jahreskapazität von 25 Gigawatt hat. Bestimmte Komponenten wie Stecker kaufen wir zu. Der Kunde entscheidet, mit welchem Stecker er arbeiten will. Denn je nach Modul werden unterschiedliche Stecker verwendet.

Wie weit sind Sie mit dem Aufbau Ihres Büros in Frankfurt und Ihrer europäischen Vertriebsmannschaft?

Im Moment sind wir noch ein kleines Team, aber wir profitieren sehr von unseren Erfahrungen in den USA. Die größte Herausforderung für uns ist es, zeitnah passendes Personal zu finden.

Das Gespräch führte Hans-Christoph Neidlein aus der Redaktion von PV Europe.

Im Solarpark zählt jeder Handgriff, jede Sekunde, jeder Meter Kabel.

Foto: Jens Distelberg

Im Solarpark zählt jeder Handgriff, jede Sekunde, jeder Meter Kabel.
Vorgefertigte Kabelbäume sparen Kosten und Zeit.

Foto: Jens Distelberg

Vorgefertigte Kabelbäume sparen Kosten und Zeit.
Bei großen Anlagen summiert sich der ­Aufwand für die DC-Verkabelung.

Foto: Jens Distelberg

Bei großen Anlagen summiert sich der ­Aufwand für die DC-Verkabelung.

Voltage Energy

Verkabelung für Solarpark geliefert

Der US-amerikanische Spezialist Voltage Energy hat ein Großprojekt mit vorgefertigten Kabelbäumen aus­gestattet. Beliefert wurde ein Solarpark nahe Würzburg, der 96,7 Megawatt leisten wird. Das Projekt von Belectric soll nach Inbetriebnahme jährlich rund 105 Gigawattstunden sauberen Strom liefern.

Das Kraftwerk besteht aus drei Flächen, von denen zwei bereits ans Stromnetz ­angeschlossen wurden. Derzeit stehen auf einer rund zehn Hektar großen Fläche die letzten 15 Megawatt kurz vor der Fertigstellung. Bei gut einem Drittel der Solarleistung kommen vorkonfektionierte Kabelbäume von Voltage Energy zum Einsatz. Sie gewährleisten die sichere, effiziente und langlebige Stromübertragung von den Modulstrings zu den Wechselrichtern.

Für Voltage ist es der Einstieg in den europäischen Markt. „Künftig wollen wir vor allem Groß­projekte ab 100 Megawatt beliefern“, sagt Andreas Thissen, der bei Voltage Energy den Vertrieb in Europa leitet. Die im Projekt eingesetzte Ibex-Lösung lässt sich schnell installieren, ist sehr ­beständig gegen Witterung und bietet optimale Effizienz ­unter anspruchsvollen Bedingungen.

Die Kabelbäume werden komplett vorkonfektioniert zur Baustelle ­geliefert. Sie werden nach ­internationalen Standards geprüft und reduzieren die Risiken von Installationsfehlern sowie mangelhaften Verbindungen, wie sie bei konventioneller Verkabelung häufig auftreten.

Seit der Gründung im Jahr 2015 hat Voltage Energy (Hauptsitz in Chapel Hill, North Carolina) mehr als 40 Gigawatt an Kabellösungen an Kunden in den USA ausgeliefert. Mit der Eröffnung der Niederlassung in Frankfurt am Main im Jahr 2024 begann die Expansion nach Europa. ­Seither baut das Unternehmen seine Kapazitäten kontinuierlich aus.

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