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Qualität kontra Preisdruck

„Die nächsten ein bis zwei Jahre haben wir ein Überangebot“, erklärte Gerhard Stryi-Hipp vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme vor knapp 400 Zuhörern beim TÜV in Köln. Doch die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Hersteller sei in Gefahr, weil die Chinesen leichten Zugang zu Kapital hätten. „Wir müssen daran arbeiten, unseren Technologievorsprung zu halten“, sagte der Professor.

Wachsender Dünnschichtanteil

Die Perspektiven der Dünnschichttechnologie zeigte Stefan de Haan auf, Analyst beim Marktforscher iSuppli. „In diesem Jahr sind insbesondere die Modulhersteller auf der Verliererseite“, sagte er. „Die Margen sind geschrumpft, der Preisdruck herrscht nach wie vor vor.“ Wegen des großen Überangebots an kristallinen Modulen rechnet er bis 2012 mit einer Konsolidierung des Marktes. „Der Anteil der Dünnschicht-Photovoltaik wird von 14 Prozent im Jahr 2008 auf 33 Prozent im Jahr 2013 wachsen“, so de Haan. Doch auch hier werde es bis 2011 oder 2012 einen Produktionsüberhang geben. Die Preise der Dünnschichtmodule werden von First Solar diktiert. Bis 2014 will das Unternehmen, das sich auf Cadmiumtellurid spezialisiert hat, seine Produktionskosten von heute 0,90 Dollar pro Watt auf 0,58 Dollar pro Watt senken.

Preissenkungen versprechen sich auch die Hersteller von organischen Solarmodulen, denn hier sind die Herstellungsprozesse günstig und die photoaktive Schicht mit 0,2 bis 0,3 Mikrometern extrem dünn. „Hier gibt es keine Versorgungsengpässe durch mangelnde Rohmaterialien“, sagte Christoph Brabec, Professor an der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Anfangsinvestitionen seien sehr gering und die Ausbeute beim Druckprozess sehr hoch. Als Einsatzgebiet sieht er zunächst Consumer- und Outdoorprodukte, später auch netzautarke Anlagen und schließlich gebäudeintegrierte Systeme. Bis dahin müsse jedoch noch viel Entwicklungsarbeit geleistet werden, insbesondere was die richtige Verkapselung und die Steigerung der Lebensdauer angeht. „Den Degradationsmechanismus haben wir noch nicht richtig verstanden“, so Brabec. Er rechnet bis 2010 mit einer Steigerung des Wirkungsgrads auf zehn Prozent.

Daniela Sauter von Q-Cells stellte den aktuellen Stand der firmeneigenen Forschung in punkto metallurgischem Silizium vor. Ein Thema, um das in letzter Zeit Ruhe eingekehrt ist. Als Silizium aber akute Mangelware war und die Preise astronomische Höhen erreichten, wurde aufgereinigtes UMG- Silizium als mögliche Alternative zu polykristallinem Reinstsilizium diskutiert. Denn um Energie und damit auch Geld zu sparen, verzichten die Hersteller auf einen Teil der aufwändigen chemischen Reinigungsprozesse, die eigentlich zur Herstellung kristalliner Zellen notwendig sind. Stattdessen wird der Quarz direkt erhitzt und das Rohsilizium mit vereinfachten Reinigungsverfahren weiterverarbeitet. Die Reinheit von polykristallinen Solarzellen erreiche man mit aufgereinigten UMG-Zellen zwar noch nicht, doch könne man den Energieverbrauch im Vergleich zu polykristallinen Zellen von 100 bis 150 Kilowattstunden pro Kilowatt auf zehn bis 30 Kilowattstunden pro Kilowatt senken, erklärte Sauter. „Mit metallurgischem Silizium gelingt es uns, die Energierücklaufzeit von 1,6 auf 1,1 Jahre zu reduzieren. Die Zellen sind qualitativ hochwertig, und die Energieerträge entsprechen denen von polykristallinen Zellen.“

Mehr Tests als je zuvor

„Das Rennen bei den Modultechnologien ist noch völlig offen“, sagte Willi Vaaßen, TÜV-Geschäftsleiter für regenerative Energien. Seiner Ansicht nach haben die Qualitätsprodukte der deutschen Hersteller gute Chancen, sich gegen Konkurrenten durchzusetzen. Chinesische Hersteller hätten durch günstigere Kredite sowie niedrigere Energie- und Personalkosten allerdings große Preisvorteile. „Aber deutsche Hersteller sind länger am Markt und haben eigene Laboratorien mit einer eigenen Qualitätskontrolle. Dadurch wird das Risiko von Schäden am Modul minimiert“, glaubt Vaaßen.

Zahlreiche deutsche Hersteller haben das bereits erkannt und prüfen ihre Module über die Anforderungen der Normen hinaus. „Einige Firmen erhöhen zum Beispiel die mechanische Belastung auf 5.400 Pascal“, erklärte TÜV-Geschäftsfeldleiter Jörg Althaus. Die Norm schreibt lediglich eine Belastung von 2.400 Pascal vor. Bei größeren Schneelasten reicht das jedoch unter Umständen nicht aus. „Andere erhöhen die Dauer des Damp-Heat-Tests“, sagt Althaus. Bei diesem beschleunigten Alterungstest werden die Module einer Luftfeuchtigkeit von 85 Prozent ausgesetzt. Für Module in Küstennähe und auf Bojen empfiehlt Althaus Salznebeltests. „Auch das machen immer mehr Hersteller.“ Insbesondere für Installationen in der Landwirtschaft sind zusätzliche Ammoniaktests sinnvoll. Der TÜV wird diese Dienstleistung ab diesem Jahr anbieten. Ein Mehraufwand, der sich auszahlt, glaubt Althaus. „Die deutschen Hersteller legen ihr Augenmerk verstärkt auf die Qualität, denn der Kunde hat jetzt die Wahl.“

Iris Krampitz

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