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„Die Lieferkrise ist nicht vorbei“

Wie ist der Absatz von Solarmodulen bei Solarwatt im vergangenen Jahr gelaufen?

Detlef Neuhaus: Sehr gut, wir haben 2021 rund 380 Megawatt verkauft. Wir hätten ein halbes Gigawatt schaffen können, wenn uns nicht Corona behindert hätte. Wir rampen derzeit unsere neue Fabrik F8 hoch, aber das läuft leider nicht so schnell, wie wir es uns wünschen.

Geht es um fehlende Teile?

In diesem Fall eher weniger. Wegen Corona mussten einige Spezialisten unserer Dienstleister in Quarantäne, das ist uns mehrfach passiert. Wenn ein SPS-Programmierer für die Roboter zwei Wochen lang ausfällt, können Sie das nicht einfach kompensieren. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir die F8 ab dem Frühjahr 2022 in voller Kapazität nutzen können. Dann wächst unsere neue Produktion von Glas-Glas-Modulen auf 250 Megawatt im Jahr.

Wie groß war der Anteil der Glas-Glas-Module im vergangenen Jahr?

Wir haben rund 40 Prozent Glas-Glas-Module verkauft und 60 Prozent Glas-Folie, die wir aber nicht mehr selbst herstellen. Ich gehe davon aus, dass der Anteil von Glas-Glas 2022 ähnlich hoch bleiben wird. Unseren Marktanteil im Premiumsegment der solaren Privatkunden wollen wir weiter steigern. 2021 hatten wir zwischen zwölf und 16 Prozent, dort wollen wir unsere Position weiter ausbauen.

Welches Ziel nehmen Sie sich für 2022 vor?

Ein halbes Gigawatt, mindestens. Die Nachfrage ist enorm, wir haben einen hervorragenden Auftragsbestand. Bei Solarmodulen sind wir bis Mitte April faktisch ausverkauft. Deshalb brennt uns die F8 ja so unter den Nägeln.

Wie lief die Einführung der neuen Battery flex AC-1?

Die Nachfrage ist riesig, aber hier hatten wir tatsächlich mit fehlenden Teilen zu kämpfen. Vor allem Halbleiterbauelemente und Platinen fehlen. Wir könnten sofort eine ganze Jahresproduktion ausliefern, so hoch ist unser Auftragsbestand. Der Engpass bei den Elektronikbauteilen bereitet uns echte Schmerzen: Wir wissen, wir haben ein tolles Produkt, können es aktuell aber nicht liefern.

Sie haben mit BMW einen starken Partner im Hintergrund. Hat das beim Einkauf geholfen?

Durchaus, aber es bewirkt leider keine Wunder. Derzeit geht es bei der Elektronik zu wie im Wilden Westen. So etwas habe ich noch nicht erlebt. Wir hatten gerade die Entwicklung unseres neuen Speichers abgeschlossen, als die Lieferkrise begann. Wir mussten die Teile neu bestellen und Ersatzbauteile adaptieren. Das bindet erhebliche Kapazitäten in der Produktentwicklung.

Wie ist der neue Speicher bei den Installateuren angekommen?

Hervorragend, wir wurden mit Aufträgen überrannt. Umso bitterer sind die Schwierigkeiten, die Geräte zu komplettieren und auszuliefern. Wir können den Installateuren die Aufträge erst bestätigen, wenn wir die Speicher fertig montiert haben. Denn es ist schon passiert, dass uns Zulieferer kurzfristig versetzt haben, obwohl unsere Bestellungen bestätigt waren.

Wird uns die Lieferkrise 2022 weiter beschäftigen?

Davon gehe ich aus. Uns hilft das Vertrauensverhältnis, das wir zu unseren Fachpartnern aus dem installierenden Handwerk über die vergangenen zehn Jahre aufgebaut haben. Sobald wir lieferfähig sind, liefern wir aus.

Was bedeutet das für die geplante Battery flex AC-3, die neue dreiphasige Solarbatterie von Solarwatt?

Zum aktuellen Zeitpunkt gehen wir davon aus, dass wir sie in diesem Jahr eher noch nicht in den Markt bringen können. Um die Auslieferung der AC-1 zu normalisieren, bündeln wir unsere Kapazitäten zunächst auf dieses Produkt. Ich hoffe, dass wir 2022 zu einem normalen Geschäft mit überschaubaren Lieferzeiten zurückkehren können.

Wie viele Installationspartner haben Sie derzeit?

Zurzeit haben wir weltweit rund 200 Premiumpartner – davon etwa die Hälfte in Deutschland. Wir bieten den Installateuren dann beispielsweise Tools und Services an, die ihnen die Planung und Umsetzung der Anlagen vereinfachen. Dieses Netz an Partnern wollen wir weiter ausbauen, um weiße Flecken zu schließen.

Trotz aller Widrigkeiten: Wie schätzen Sie das vergangene Jahr insgesamt für Solarwatt ein?

Trotz aller Widrigkeiten hatten wir ein starkes Jahr: Wir haben 2021 einen Umsatz von 160 Millionen Euro gemacht, 40 Millionen Euro mehr als im Vorjahr. Wie geplant bauen wir unsere Belegschaft aus, derzeit haben wir rund 600 Mitarbeiter. Ich hoffe, dass wir 2022 unsere Erfolgsgeschichte weiter beschleunigen können. Wir planen in diesem Jahr mit einem Umsatz von 260 Millionen Euro.

Welche Unterstützung erwarten Sie von der Politik?

In unserem Segment, den Premiumanlagen für private Endkunden, spielt die Politik kaum noch eine Rolle. Die steigenden Energiepreise – auch für Erdgas – treiben den Markt. So richtig kommen die Preise erst jetzt im Februar oder März bei den Energiekunden an, wenn die Abrechnungen für 2021 ins Haus flattern. Mit Photovoltaik und Wärmepumpe lassen sich die Energiekosten um 80 Prozent reduzieren. Unser Ansatz der Sektorkopplung geht also voll auf, das sehen wir auch an den Bestellungen.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Installation einer Dachanlage beim Endkunden.

Foto: Solarwatt

Installation einer Dachanlage beim Endkunden.

Solarwatt

Neuer Standort in Fuldabrück bei Kassel

Solarwatt erweitert seine Kapazitäten und eröffnet im Frühjahr 2022 einen neuen Standort in Fuldabrück, rund zehn Kilometer südlich von Kassel in Nordhessen. Das Dresdner Unternehmen baut dort einen eigenen Handwerksbetrieb auf, der bis zu 1.000 Solarwatt-Systeme pro Jahr hauptsächlich bei Endkunden montieren soll. „Mit unserem neuen Standort wollen wir dazu beitragen, dass sich noch mehr Menschen in Nordhessen mit sauberem Sonnenstrom versorgen können“, sagt Solarwatt-Geschäftsführer Detlef Neuhaus. „Unsere bestehenden Installationspartner in der Region profitieren, indem wir sie mit Kapazitäten unterstützen und ihnen Serviceeinsätze anbieten.“

Bis zum Jahr 2024 will Solarwatt rund 50 Mitarbeiter an seinem neuen Standort beschäftigen. „Für den Start suchen wir Elektromeister, Logistiker, Projektleiter und Vertriebsmanager“, erklärt Thomas Kühn, der den Aufbau des neuen Standorts bei Solarwatt verantwortet.

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