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Webinar

Gut abgesichert aufs Dach

Die Nachfrage nach Solaranlagen auf Gewerbedächern wächst. Immer mehr Solaranlagen werden auf den mehr oder weniger großen Flachdächern von Industrie- und Gewerbebetrieben gebaut. Auf diese Weise lässt sich schnell viel Solarleistung aufbauen. Doch bei aller Schnelligkeit muss die Arbeitssicherheit immer mitgedacht werden.

Denn vor allem auf dem Flachdach geraten die Gefahren schnell aus dem Blick. Anders als auf dem Schrägdach sind Absturzkanten gefühlt weit weg. Doch es gibt Regeln, wie die Mitarbeiter auf dem Dach zu schützen sind. Diese haben Stefan Mewes, Key-Account-Manager Solarsysteme bei der Ernst Schweizer AG, und Sebastian Klenke, Schulungsleiter bei der Pro Safety AG, im gemeinsamen Webinar mit photovoltaik erklärt.

Alle Kanten sichern

Beim Thema Absturzsicherung müssen sich Planer und Handwerker hauptsächlich die Zahl Zwei merken. Denn ab einer Arbeitshöhe von zwei Metern sind Maßnahmen gegen den Absturz von Mitarbeitern zu treffen. „Diese Zwei-Meter-Regel gilt in den meisten europäischen Ländern“, weiß Sebastian Klenke. Außerdem beträgt die Breite des absturzgefährdeten Bereichs ebenfalls zwei Meter zu jeder Absturzkante. Dies sind nicht nur Dachkanten, sondern auch die Ränder, beispielsweise von Lichtkuppeln, Lichtbändern oder Innenhöfen. „In diesem Zwei-Meter-Bereich hat niemand etwas zu suchen, wenn er nicht gesichert ist“, betont Klenke.

Die Regelungen in Deutschland, Österreich und in der Schweiz gleichen sich im Großen und Ganzen. Die detaillierten Vorgaben für Deutschland hat die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) in ihrem Informationsblatt 201-056 „Planungsgrundlagen von Anschlagseinrichtungen auf Dächern“ veröffentlicht. Für die Arbeit auf Dächern in Österreich hat die Allgemeine Unfallversicherung (AUVA) in Wien die Sicherheitsinformation M222 mit dem Titel „Arbeiten auf Dächern“ herausgegeben.

Kollektivschutz aufbauen

Die Vorgaben für die Schweizer Dächer hat die Schweizerische Unfallversicherungsanstalt (SUVA) unter dem Titel „Anschlagseinrichtungen auf Dächern wollen geplant sein“ herausgegeben. Die SUVA hat unter dem Titel „Sicher zu Energie vom Dach“ zusätzlich noch Vorgaben zur Unfallverhütung speziell Arbeiten auf Dächern mit Solaranlagen veröffentlicht.

Bei der Umsetzung der Sicherheitsmaßnahmen innerhalb des absturzgefährdeten Bereichs unterscheiden die Regularien zwischen technischen und persönlichen Schutzmaßnahmen. Grundsätzlich gilt, dass bei längeren Arbeiten auf dem Dach etwa während der Montage der Solaranlage technische Schutzmaßnahmen umzusetzen sind. Dazu gehören Gerüste, Auffangnetze, temporäre Geländer oder andere Systeme für den Kollektivschutz.

Mit Halteseil schützen

Bei regelmäßig wiederkehrenden Arbeiten auf dem Dach – dazu gehört auch die Wartung der Solaranlage oder die Pflege eines Gründaches – ist optimalerweise ebenfalls ein Kollektivschutz umzusetzen. „Doch es werden längst nicht alle Dächer mit Geländer ausgerüstet. Denn diese sind kostenintensiv, und auch die Ästhetik des Gebäudes leidet, da die Geländer meist schon von Weitem zu sehen sind“, erklärt Sebastian Klenke.

Für solche Fälle sind jedoch die persönlichen Schutzmaßnahmen ausreichend. Dazu gehören nicht nur temporäre Geländer, sondern auch die persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA). Sie besteht in der Regel aus einem Auffang- oder Haltegurt, den die Mitarbeiter tragen. Der Gurt ist mit einem Seil an einem fest verankerten Anschlagsystem auf dem Dach verbunden.

Schienensysteme sind beliebt

Bei Dächern ohne Solaranlage sind diese Anschlagsysteme in der Regel Sekuranten, die in der Dachhaut befestigt sind. Für Dächer mit Photovoltaikanlage eignen sie sich eher nicht. Denn einerseits müssen die Planer darauf achten, dass die Module die Sekuranten nicht überdecken. Andererseits besteht die Gefahr, dass bei Arbeiten auf dem Dach die Module beschädigt werden, wenn das Seilsystem über die Paneele geführt wird.

Deshalb setzen sich immer mehr Stahlseil- oder Schienensysteme durch, die an der Unterkonstruktion der Solaranlage befestigt sind. In diesen Seilen oder Schienen bewegen sich Läufer, an denen die Seile der persönlichen Absturzsicherung der Mitarbeiter befestigt sind. Die Lösung hat mehrere Vorteile. So bildet die Solaranlage das Gegengewicht im Falle eines Absturzes. Das heißt, es sind keine Dachdurchdringungen für die Montage der Absturzsicherung notwendig.

Solaranlage als Gegengewicht

Außerdem können sich die Mitarbeiter frei auf dem Dach bewegen. Denn im Unterschied zu den Sekuranten umschließt die Absturzsicherung die gesamte Solaranlage. Der Mitarbeiter kann komplett um die Solaranlage herumlaufen, ohne sich aus- und an anderer Stelle wieder einhängen zu müssen.

Ernst Schweizer arbeitet hier mit dem System Alu Trax von Pro Safety. Die beiden Unternehmen haben es so angepasst, dass es direkt an das MSP-Flachdach- oder -Gründachsystem befestigt werden kann. „Wir wollten ein System, mit dem der Handwerker sich in eine Schiene einhängt und an einem Seil komplett um die Anlage herumlaufen kann. Das Eigengewicht der Module und der Ballastierung inklusive Unterkonstruktion bildet dabei das Gegengewicht, das den Absturz verhindert“, sagt Stefan Mewes von Ernst Schweizer. „Dabei sind mindestens 812 Kilogramm notwendig, um ausreichend Gegengewicht zu bieten.“

Deshalb ist für die Nutzung des Absturzsicherungssystems mit der Unterkonstruktion von Ernst Schweizer mindestens ein Modulblock mit einer Größe von 14 mal 14 Metern notwendig. Er umfasst acht Solarmodule inklusive der Unterkonstruktion. Das restliche notwendige Gegengewicht muss mit der Ballastierung geschaffen werden. Diese ist aber ohnehin notwendig, damit die Anlage sicher auf dem Dach stehen bleibt. Deshalb ist der zusätzliche Ballast aufgrund der Absturzsicherung nicht sehr hoch. „Außerdem wird die Zusatzballastierung mit zunehmender Anlagengröße kleiner“, erklärt Stefan Mewes.

Zusätzlichen Ballast auflegen

Bei drei Blöcken mit jeweils 14 mal 14 Metern und 24 Modulen ist allein mit den Paneelen und der Unterkonstruktion schon fast das notwendige Mindestgewicht von 812 Kilogramm erreicht. Der konkrete Wert der Ballastierung wird im Rahmen der Projektplanung von den Experten von Pro Safety berechnet, nachdem der Generator auf dem Dach ausgelegt wurde.

Für die Montage schiebt der Handwerker auf die Basisplatte der Unterkonstruktion von Ernst Schweizer einen Edelstahlschuh und befestigt ihn auf beiden Seiten mit Schrauben. Auf diesem Schuh wird dann der Verbindungshalter montiert, an dem die Schiene befestigt ist. Die einzelnen Schienenstücke – sowohl halbrunde als auch gerade – werden jeweils mit einem Verbinder miteinander gekoppelt. „Das gesamte System inklusive der Rundungen für die Ecken kann an die Anforderungen auf dem Dach angepasst werden“, erklärt Stefan Mewes.

Montage nur mit Zertifikat

Zusätzlich gibt es noch eine Vorrichtung, über die der Läufer in die Schiene eingeschoben und nach getaner Arbeit wieder herausgenommen werden kann. „Wir empfehlen immer, den Läufer herauszunehmen und witterungsgeschützt aufzubewahren“, sagt Stefan Mewes. „Außerdem kann er dann dem Handwerker übergeben werden, der die nächsten Arbeiten auf dem Dach zu erledigen hat. Dadurch ist auch sichergestellt, dass der Gebäudebetreiber nur Personen auf das Dach lässt, die eine PSAgA tragen und die Rettungskonzepte im Falle eines Absturzes kennen.“

Denn dann ist schnelle Hilfe notwendig. „Man hat nur etwa 20 Minuten Zeit, um einen orthostatischen Schock bei der verunglückten Person zu verhindern“, weiß Mewes. Ein solches Hängetrauma kann tödlich enden, wenn der Rückstrom des Blutes aus den Beinen durch zu langes Hängen im Gurt verhindert wird. Dann müssen die Handwerker auf dem Dach wissen, wie sie ihren abgestürzten Kollegen schnell auf den Boden bekommen.

Mitarbeiter immer schützen

Stefan Mewes weist darauf hin, dass die Absturzsicherung nur Handwerker montieren dürfen, die vorher bei Pro Safety oder einem anderen Dienstleister geschult und zertifiziert wurden. Er betont auch, dass die Absturzsicherung jährlich gewartet werden muss. Auch dies muss ein für die Prüfung und Wartung des Systems zertifizierter Handwerker übernehmen.

Das kostet natürlich Geld. Viele Gebäudeeigentümer versuchen, diese zusätzliche Investition zu vermeiden, und verzichten auf eine Absturzsicherung. Für den Solarbetrieb ist das kein Grund, einen Auftrag abzulehnen. „Der Solarunternehmer ist nur dafür verantwortlich, dass seine Mitarbeiter bei der Installation der Anlage gegen Absturz gesichert sind“, sagt Stefan Mewes.

Folgeaufträge sichern

In der Regel wird während dieser Arbeiten ohnehin ein Gerüst aufgestellt, das gleichzeitig als kollektive Absturzsicherung dient. „Für die Sicherheit anderer Handwerker oder Personen, die sich auf dem Dach bewegen und arbeiten, ist der Gebäudeeigentümer oder der Chef dieser Handwerker verantwortlich“, betont Mewes.

Wenn dieser verantwortlich handelt, wird er aber eine Absturzsicherung vom Gebäudeeigentümer verlangen. „Wenn dann keine solche Sicherung im Montagesystem integriert ist und auch kein Geländer existiert, muss wieder ein Gerüst aufgestellt werden“, sagt Sebastian Klenke. „Dies ist dann für jede Arbeit auf dem Dach notwendig. Auf diese Weise amortisiert sich die integrierte Absturzsicherung sehr schnell, was die Solarplaner auch gegenüber den Gebäudeeigentümern so argumentieren können.“

Der Vorteil: Wenn der Solarbetrieb einen zertifizierten Handwerker in seinen Reihen hat, kann er die Wartung der Absturzsicherung gleich als Dienstleistung anbieten und hat so regelmäßige Folgeaufträge auf dem gleichen Dach. Dies kann er dann auch mit der Wartung der Solaranlage verbinden.

Worauf Sie zusätzlich achten müssen, um Ihre Mitarbeiter vor den Gefahren auf Flachdächern zu schützen, erfahren Sie in der Aufzeichnung des ­Webinars:

Die Schiene für das ­Absturzsystem wird direkt an die ­Unterkonstruktion ­geschraubt.

Foto: Velka Botička

Die Schiene für das ­Absturzsystem wird direkt an die ­Unterkonstruktion ­geschraubt.

Ernst Schweizer

Gründächer mit Photovoltaik nutzen

Gründächer werden in immer mehr Städten und Gemeinden baurechtlich gefordert. Im Neubau ist die Dachbegrünung schon fast gang und gäbe. Doch gleichzeitig soll auch Photovoltaik aufs Dach. Die Hauseigentümer können mit cleveren Lösungen das eine tun, ohne das andere zu lassen. Denn längst gibt es Lösungen, um neue und bestehende Gründächer mit der Photovoltaik zu vereinen.

Doch wie wird ein Gründach mit einer Photovoltaikanlage richtig kombiniert? Was können Hauseigentümer tun, um eine Photovoltaikanlage auf einem bestehenden Gründach zu errichten? Diese und weitere Fragen haben unsere Referenten von der Ernst Schweizer AG und von den Gründachspezialisten der MBG Energy GmbH auch anhand praktischer Beispiele von bereits umgesetzten Projekten im Webinar erklärt.

Sie konnten nicht live dabei sein? Hier können Sie die Aufzeichnung des Webinars zur aktuellen Technologie von Ernst Schweizer anschauen:

Foto: Ernst Schweizer

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