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Heimspeicher

In 30 Minuten an der Wand

Getrieben durch den verstärkten Eigenverbrauch werden auch Heimspeicher immer öfter mitinstalliert. Begünstigt wurde dies durch die Anhebung der Bagatellgrenze für die Zahlung der EEG-Umlage auf solaren Eigenverbrauch von 10 auf 30 Kilowatt Anlagenleistung durch die EEG-Novelle im Jahr 2021. Die Leistung der privaten Solarstromanlagen wächst, und das geht laut EUPD-Research mit zunehmenden Kapazitäten der Heimspeicher einher.

Immerhin sind hierzulande aktuell schon eine halbe Million Heimspeicher am Netz installiert. Sie verfügen über 2,5 Megawatt. EUPD Research erwartet für dieses Jahr 170.000 bis 200.000 neue Heimspeicherinstallationen. Die Nachfrage wächst derzeit stark, bestätigt auch Sonnen-Chef Oliver Koch: „Nach dem ersten Quartal 2022 lagen wir rund 70 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.“ Die Fabrik in Wildpoldsried wird derzeit auf eine Produktionskapazität von 120.000 Speichersystemen im Jahr ausgebaut.

Auf der Fachmesse EES in München zeigten etliche Hersteller deshalb auch neue Heimspeichermodelle. Ein besonders schickes Exemplar zeigte Varta auf seinem Stand. Das nur zehn Zentimeter tiefe Aludruckgussgehäuse benötigt nur äußerst wenig Platz. Die sogenannte Varta-­Wall ist zusätzlich mit einer Boost-Funktion ausgestattet, was die Versorgungssicherheit im Notstrombetrieb erhöht.

Varta: Stecksystem statt Kabel

Der Hochvoltspeicher verfügt über zehn bis 20 Kilowattstunden Kapazität, die Leistung liegt zwischen 5,24 und 10,4 Kilowatt. Bis zu fünf Systeme lassen sich parallel schalten. Die Entladerate (C-Rate) kann laut Varta kurzfristig bei 0,75 und im Dauerbetrieb bei 0,5 liegen.

„Bei der Entwicklung stand der Wunsch der Fachpartner nach einer flexiblen und einfachen Installation im Vordergrund“, erklärt Speicherexperte Dominik Gluba von Varta. Das umfasse die Kompatibilität der Wechselrichter, die Modularität, das innovative Moduldesign und das Stecksystem. „Dadurch kann ein Speicher in 30 Minuten installiert werden“, sagt Gluba.

Denn das Stecksystem macht eine Verkabelung der Systemkomponenten überflüssig. Die Varta-Wall ist mit verschiedenen Wechselrichtermarken kompatibel, darunter SMA und Kostal.

Die neuen Speicher von Varta kommen im robusten Aluminiumgehäuse daher.

Foto: Niels H. Petersen

Die neuen Speicher von Varta kommen im robusten Aluminiumgehäuse daher.

BYD: Kompakte Battery-Box HVC

Allein 2021 lieferte BYD mehr als 100.000 Systeme der Battery-Box im europäischen Markt aus. Die Nachfrage wächst weiter, wie auch andere Hersteller bestätigen. Neben der Erweiterung der Produktionskapazität bringt der Konzern die Battery-Box HVC auf den Markt.

Die neue, kompakte Hochvoltbatterie wird voraussichtlich Ende 2022 verfügbar sein und soll dazu beitragen, die Lieferzeiten zu verkürzen. Ziel war es auch hier, Kunden und Installateuren mehr Flexibilität zu bieten, erklärt Julia Chen, Global Director für die Battery-Box bei BYD. „Aus diesem Grund haben wir uns auch für einen offenen Systemansatz entschieden“, erklärt Chen.

Dieser ermögliche es, die Battery-Box-Systeme mit den am besten geeigneten Komponenten von Partnern zu kombinieren. So werde die beste Leistung für jedes einzelne Anwendungsszenario gefunden. „Ein Energiespeichersystem besteht aus Batteriezellen, mechanischer Veredelung und intelligenten Steuerungssystemen. Deshalb werden die Systemeigenschaften von der gesamten Wertschöpfungskette beeinflusst“, ergänzt die Managerin.

BYD investiere deshalb in vielen Bereichen: in die optimale Formel für die Speicherchemie, das richtige Zellformat, die Logik des Algorithmus, die Prognostizierung der Lebenszyklusdaten sowie die nahtlose Kommunikation mit den Wechselrichtern. Alles beeinflusse die Effizienz des Systems.

E3/DC: neue Hauskraftwerke

Aus Sicht des Osnabrücker Speicherbauers E3/DC waren die Rahmenbedingungen für die dezentrale Energie- und Mobilitätswende schon lange nicht mehr so gut wie derzeit. Die Hauskraftwerke des Herstellers sind inzwischen rund 70.000 Mal installiert wurden. „Es kommt aber gerade jetzt darauf an, die Produkte für die Elektrofahrzeuge weiterzuentwickeln und leistungsfähige Standardlösungen anzubieten“, betont E3/DC-Chef Andreas Piepenbrink. Denn immer häufiger werden neue Gebäude mit Wärmepumpe und Ladepunkten für Elektroautos konzipiert. Auch in Bestandsbauten stehen die Zeichen auf Sektorenkopplung.

S20 X Pro bis 100 Kilowattstunden

Der Hersteller zeigt eine Reihe von Innovationen im Produktportfolio: beispielsweise das Hauskraftwerk S10 SE, das als Einstiegslösung für kleinere Solaranlagen gilt. Es kombiniert einen Hybridwechselrichter mit einem separaten kompakten Batteriesystem. Das S10 SE bietet nutzbare Kapazitäten von 5,8 bis 10,8 Kilowattstunden, eine Ladeleistung von 4,5 Kilowatt und das eigene Energiemanagement. Gerade bei vollständig elektrisch versorgten, großen Wohngebäuden, im Mehrfamilienhaus und im Gewerbe sieht E3/DC großen Bedarf für noch leistungsfähigere Speichersysteme mit größeren Kapazitäten und flexibler Nachrüstung.

Auf diese Segmente zielt das neue S20 X Pro. Mit diesem Hauskraftwerk werden bis zu 45 Kilowatt für die Eigenversorgung realisierbar. Die Speicherkapazitäten reichen sogar an 100 Kilowattstunden.

Die Lade- und Entladeleistungen unterstützen mit bis zu 30 Kilowatt die Gebäudeversorgung und die Fahrzeugladung des Stromers. Einen weiteren Blick in die Zukunft gab der Messestand durch einen originalen bidirektionalen Karmann E3. Die Entwicklung der Ladetechnik für diesen Prototyp war einst die Keimzelle von E3/DC und auch der Einstieg für Andreas Piepenbrink in die Heimspeicherbranche. 

Kurz nachgefragt

„Das Wachstum ist eine große Herausforderung“

Steigende Nachfrage, Engpässe bei den Bauteilen, neue Ideen: Sonnen stellt sich auf weiteres Wachstum im Speichermarkt ein. Wie lief die Messe für Sonnen?

Oliver Koch hat im Oktober 2020 die Geschäftsführung und damit das Steuer der Sonnen Gruppe übernehmen.

Sonnen

Oliver Koch hat im Oktober 2020 die Geschäftsführung und damit das Steuer der Sonnen Gruppe übernehmen.

Oliver Koch: Vom Morgen des ersten Messetages am Mittwoch hat es bei uns am Stand gebrummt. Wir waren mit 80 Leuten vor Ort, wir waren also auf Ansturm vorbereitet. Dass es so gut laufen würde, hat mich dann doch überrascht. Alle Mitarbeiter hatten kaum eine Pause, befanden sich ständig im Gespräch.

Wie entwickelt sich die Nachfrage bisher in diesem Jahr?

Wir nähern uns mit großen Schritten den 100.000 Speichern an, seit wir mit der Sonnenbatterie gestartet sind. In diesem Jahr haben wir schon deutlich zugelegt. Nach dem ersten Quartal lagen wir rund 70 Prozent über dem Vorjahreszeitraum.

Sind Sie lieferfähig?

Für unsere Stammkunden, ja. Schwieriger kann es bei neuen Kunden werden. Wir haben eben erst unsere Fabrik in Wildpoldsried auf eine Kapazität von 120.000 Speichersystemen im Jahr ausgebaut. Allerdings muss die Lieferkette mitziehen. Dass es bei elektronischen Bauteilen momentan einen Engpass gibt, da verrate ich Ihnen sicher kein Geheimnis.

Sie bauen weiter aus. Wie schlägt sich das bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nieder?

Anfang des Jahres waren wir 850 Leute, im März 2022 schon 1.000. Mitte Mai hatten wir bereits 1.050 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Daran erkennen Sie das Tempo unseres Ausbaus. Zum Ende 2022 werden wir rund 1.300 Leute haben. Es ist eine große Herausforderung, das Wachstum zu stemmen.

Ist es in dieser Situation für Sie ein Vorteil, dass Sonnen zum Shell-Konzern gehört?

Wir haben eine gute Bevorratung im Lager und sichern dadurch eine hohe Lieferverfügbarkeit. Über unsere Muttergesellschaft können wir uns auf Leute in Asien stützen, die vor Ort in China die Qualitätskontrolle machen können. Von Europa aus wäre dies aufgrund der strengen Lockdowns nahezu unmöglich. Shell hilft auch bei der Auswahl der Lieferanten und den Zahlungsbedingungen. Unsere Garantien werden von den Kunden als wertvoller erachtet, weil Shell im Hintergrund steht.

Welche Neuheiten haben Sie nach München mitgebracht?

Zunächst unsere Sonnenbatterie 10 Performance, die jetzt 9,9 Kilowatt bietet und die man auf bis zu 495 Kilowattstunden kaskadieren kann. In Spanien haben wir ein System aus neun Speichern mit je 27,5 Kilowattstunden verknüpft. Damit werden E-Lieferwagen versorgt, die abends mit Solarstrom laden. Die Sonnenbatterie 10 Performance mit 9,9 Kilowatt wird Mitte 2022 eingeführt.

Sie haben den Kunden von Sonnen versprochen, sie gänzlich vom EEG zu befreien. Wie funktioniert das?

Sie spielen auf unsere Sonnen Flat direkt an, die wir kurz vor der Messe angekündigt haben. Im Q3 2022 werden wir damit starten. Wir verkaufen den Sonnenstrom unserer Speicherkunden per Direktvermarktung an der Strombörse EEX in Leipzig. Durch die hohen Handelspreise bekommen wir auf diese Weise höhere Erlöse als durch die Einspeisevergütung. Somit erhalten unsere Kunden mehr Freistrom, mit dem wir sie an unseren Erlösen beteiligen.

Bei der Sonnen Flat gab es bislang eine Gewinnbeteiligung für die Solarkunden. Fällt diese jetzt weg?

Nein, sie bleibt erhalten. Auch bei der Sonnen Flat direkt erhalten unsere Kunden zwischen 77 und 119  Euro pro Jahr, die wir über unser virtuelles Kraftwerk erzielen. Solche Fragen der Wirtschaftlichkeit sind für die Speicherkunden sehr wichtig. Allerdings stellen wir derzeit fest, dass die Energiesicherheit an Bedeutung gewinnt. Das hat ganz klar mit Corona zu tun, aber auch mit dem Krieg in der Ukraine.

Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.

Oliver Koch
ist seit 2020 CEO von Sonnen, nachdem er das Unternehmen seit 2014 als COO wesentlich mitgeprägt hat. Zuvor war er in der Solarindustrie in den USA, aber auch als Geschäftsführer im Medienbereich für Bertelsmann in Australien und Asien tätig. Oliver Koch studierte Betriebswirtschaft an der Universität Münster und hat einen Master in Sustainability Leadership von der University of Cambridge.

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