Sie arbeiten an einem Feststoffakku für stationäre Batteriespeicher. Was sind die Vorteile Ihrer Technologie?
Sebastian Heinz: Unser HPB-Feststoffakku mit dem patentierten Festionenleiter vereint mehrere Eigenschaften, die in der Branche einzigartig sind: Er ist nicht entflammbar und damit sicher und mit einer bis zu 50 Prozent besseren Umweltbilanz grüner als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien. Hinzu kommt die sehr gute Tieftemperatur-Performance bei bis zu minus 40 Grad Celsius. Ein weiterer Vorteil ist die hohe Zyklenzahl, die zu einer etwa zehnmal längeren Lebensdauer bei vergleichbarer Beanspruchung führt. Konkret ermöglicht diese Eigenschaft eine Mehrfachnutzung des Akkus. So kann die Batterie gleichzeitig für ganz unterschiedliche stationäre Anwendungsfelder genutzt werden, beispielsweise zur Steigerung der Ladeleistung und damit des Ladekomforts in der Landeinfrastruktur, zur Lastspitzenkappung und zur Eigenverbrauchsoptimierung sowie für den Energiehandel. Das alles ist ein enormer Hebel für die Wirtschaftlichkeit.
Wie weit sind Ihre Akkus, gibt es schon eine Pilotproduktion?
Wir selbst sind ein reiner Technologieentwickler. Wir gewähren den Zugang zur Technologie im Wege der Lizenzierung. Auf der Basis von Patentanmeldungen in 96 Ländern und einer Fülle von Anwendungsfeldern halten wir das Lizenzmodell für den besten Weg, die Potenziale weltweit zu heben. Den HPB-Feststoffakku haben wir mittlerweile zur Serienproduktionsreife entwickelt – und gemeinsam mit Partnern wie Jonas & Redmann ein skalierbares Layout für Produktionslinien erarbeitet. Die Produktion selbst übernehmen dann aber unsere Lizenznehmer.
An welchen Herausforderungen arbeiten Sie gerade – und was müssen Sie noch lösen?
Die größte Herausforderung liegt aktuell in der Finanzierung der ersten Serienproduktionslinie. Dabei unterstützen wir unsere Lizenznehmer. Wir wollen gewährleisten, dass sie die Technologie erfolgreich skalieren können. Obendrein arbeiten wir an der Optimierung unserer Produktionsprozesse, um die Effizienz und Nachhaltigkeit weiter zu steigern. Wichtig sind uns dafür Partnerschaften mit anderen Innovatoren der Batterieindustrie. So arbeiten wir beispielsweise mit dem norwegischen Unternehmen ZNL Energy an der Integration von deren Separator (ZNL-NPX) in unseren HPB-Feststoffakku. Aktuelle Tests sind ausgesprochen ermutigend: Nach 3.300 Zyklen bei 1C/1C, also bei stündlichem Laden/Entladen, zeigen sich weder Degradation noch sonstige unerwünschte Seiteneffekte. Der Vorteil: Das von ZNL verwendete Material ist dünner als unser aktueller Separator. Damit könnten wir die Energiedichte bei gleichem Volumen erhöhen. Zudem könnte das einfachere Handling des Materials in der Serienproduktion die Kosten senken.
Stationäre Speicher boomen. Ist Ihre Technologie auch in der E-Mobilität einsetzbar?
Ja, unsere grundlegende Technologie, also der HPB-Festionenleiter, ist auch für die E-Mobilität geeignet. Wir stellen diesen Elektrolyten als eine wesentliche Komponente für die Entwicklung von besseren Traktionsbatterien für die Automobilindustrie bereit. Das ermöglicht den Herstellern, auf Basis ihrer Wahl von Anode und Kathode eigene Batterielösungen zu entwickeln. Die Sicherheit und Tieftemperatur-Performance unserer Technologie machen sie besonders attraktiv für diesen Sektor. Das allgemein bekannte Reichweitenproblem von E-Autos im Winter könnte dadurch entschärft werden. Unser kompletter Feststoffakku ist allerdings speziell für stationäre Anwendungen, wie beispielsweise Speicherung von Solarenergie und Netzstabilisierung, optimiert worden. Hier stehen Sicherheit, Langlebigkeit und Nachhaltigkeit im Vordergrund.
Geld ist meist ein Thema bei Start-ups. Wie sieht es mit Ihrer Finanzierung aus?
Wir finanzieren uns über unsere nicht börsennotierte Schweizer Aktiengesellschaft mit einem Fokus auf Privataktionäre. Unser Aktionariat nennen wir den „HPB-Club“. Wir sind stolz darauf, dass wir seit der Gründung unserer AG im Jahr 2018 keine Kapitalerhöhungen auf Aktien und damit keine Verwässerung durchgeführt haben. Unsere Aktionäre werden von unserer Hochdividendenpolitik profitieren, statt auf die Chance eines Börsengangs wetten zu müssen. Den Börsengang überlassen wir unseren Lizenznehmern für die Finanzierung ihrer Produktion. Die Einstiegshürde für neue Aktionäre in den HPB-Club ist mit einer Mindestzeichnung von derzeit 100 Aktien sehr niedrig.
Was sind die nächsten wichtigen Meilensteine in den nächsten Jahren?
Wir forschen ständig daran, unseren HPB-Feststoffakku weiter zu optimieren. Sowohl im Hinblick auf die Performance als auch auf die Nachhaltigkeit. Unsere Technologie ist der Branche voraus. Diesen Vorsprung wollen wir weiter ausbauen und dabei helfen, eine starke, international konkurrenzfähige Batterieentwicklung aufzubauen. Gerne auch in und für Europa.
Die Fragen stellte Niels H. Petersen.
https://www.highperformancebattery.ch/de

Foto: HPB

Foto: HPB