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Testen für die Kunden

Auf den ersten Blick ist Solartechnik Tappeser aus Schwerte ein typisches Solarunternehmen. Auf den zweiten Blick entpuppt sich Geschäftsführer Jörg Tappeser als gewiefter Solarexperte, der sich kein X für ein U vormachen lässt.

Der 52-Jährige hat seine Firma 2008 gegründet und mittlerweile das zehnjährige Firmenjubiläum begangen. Seine Erfahrung in der Branche geht aber deutlich weiter zurück.

Den Einstieg in die Photovoltaik fand Tappeser bereits 1998, als das Haus der Großeltern saniert werden sollte. Schon damals stand für den gelernten Elektrotechniker die Frage im Raum, wie man das Haus nachhaltig sanieren könnte. Eine Frage, die sich außer ihm zu dem Zeitpunkt kaum jemand stellte.

Selbst war der Mann

Tappeser konnte keinen Installateur finden, der eine Photovoltaikanlage installieren wollte. Also fing er kurzerhand an, sich selbst in das Thema einzuarbeiten. Bald folgte die Gründung des Solarstammtisches Schwerte.

Das Engagement für den Stammtisch hat ihn damals viel Zeit gekostet, aber auch wertvolle Erkenntnisse gebracht. „Ich habe die Eckdaten von Anlagen in Schwerte zusammengetragen und ausgewertet“, erinnert sich Jörg Tappeser. „Das war damals noch sehr mühselig per Mail oder Telefon. Und die Anlagenbesitzer waren nicht immer bereit, die Daten herauszurücken.“

Vom eigenen Dach gelernt

Es folgten weitere eigene Solaranlagen auf dem Wohnhaus, die nicht immer schön aussahen, aber optimale Lernprojekte darstellten. So installierte Tappeser auf seinem Hausdach mono- und polykristalline Module sowie amorphe Zellen. Was optisch zweifelhaft war, lieferte praktisch wertvolle Erkenntnisse über die beste Zelltechnologie. „Die Anlage auf meinem Eigenheim war vom Aussehen her eine Katastrophe, aber für mich ein guter Test“, sagt er heute. „Ich habe die Erträge verglichen und viel gelernt. Seitdem weiß ich, dass es bei kleinen Anlagen völlig egal ist, welchen Zelltyp ich wähle. Die Unterschiede sind marginal.“

Sein Wissen und seine Erfahrung sprachen sich herum. Immer mehr Interessenten fragten ihn an, ob er eine Solaranlage bauen könne. So installierte er parallel zu seinem Vollzeitjob in der Pharmaindustrie die ersten fremden Anlagen. Weitere Aufträge folgten und erreichten schnell eine Menge, die nicht mehr in der Freizeit zu bewältigen war. 2007 kündigte Tappeser seinen Job und stieg 2008 Vollzeit in die Solarbranche ein.

In den über zehn Jahren seit der Gründung hat sich Solartechnik Tappeser zu einem gefragten Anbieter für Photovoltaikanlagen und Speicher in der Region Schwerte entwickelt.

Akribisch prüft Jörg Tappeser die Komponenten, die er künftig bei seinen Kunden einbauen will.

Foto: Tappeser

Akribisch prüft Jörg Tappeser die Komponenten, die er künftig bei seinen Kunden einbauen will.

Ein kleines Team

Der Schwerpunkt liegt auf Anlagen zwischen sieben und neun Kilowatt. 90 Prozent der Aufträge sind private Solaranlagen auf Ein- oder Zweifamilienhäusern, zunehmend mit Stromspeicher.

Ab und zu kommen auch Gewerbeanlagen bis 300 Kilowatt dazu. Während Tappeser zu Beginn zunächst mit Subunternehmern gearbeitet hat, um das Risiko klein zu halten, hat er heute eigene Mitarbeiter. Er beschäftigt einen Dachdecker und einen Elektromeister, parallel unterstützt seine Frau im Büro. Der älteste Sohn ist ebenfalls im Geschäft tätig.

Mit fünf Leuten installieren sie im Schnitt jede Woche zwei Anlagen. Auch wenn sich im Verlauf der Jahre viel geändert hat, ist Tappeser seiner Philosophie bis heute treu geblieben: Verkauft wird nur, was er vorher selbst getestet und für gut befunden hat.

Baut DC-Speicher ein

Ähnliche Tests wie bei den Solarmodulen machte Tappeser auch mit Speichersystemen. Als er 2013 als einer der Ersten Speicher ins Programm aufnahm, testete er zunächst Blei-Gel-Speicher von Hoppecke, dann BAE, später Lithium-Ionen-Speicher von Sony und LG Chem.

Geblieben ist er bei BYD. Auch dadurch hat er wertvolle Erkenntnisse gewonnen: „Die Effizienz von AC-gebundenen Speichern ist nach meiner Erfahrung sehr schlecht“, schätzt er ein. „Die Energie muss dreimal durch den Wechselrichter, bis sie beim Kunden ist. Die Verluste sind viel zu hoch. Deshalb installieren wir heute nur noch DC-Speicher.“

Was 2013 noch exotisch war, ist heute Standard: Fast jede Anlage wird mit Speicher verkauft. „Die meisten Kunden sagen schon von sich aus, dass sie zur Solaranlage einen Speicher wollen. Das genaue Wissen über die Speichertechnologie ist zwar meist nicht vorhanden, aber dass es nicht mehr wirtschaftlich ist, den Strom einzuspeisen, hat sich mittlerweile herumgesprochen.“

Ganz selten komme es vor, dass ein Kunde Bedenken wegen möglicher Gefahren durch die Batterie habe. Dann verkauft Tappeser die Anlage erst einmal ohne Speicher. Der Kunde kann ihn später bei Bedarf nachrüsten.

Elektrischer Fuhrpark

Neben dem Wunsch, alles selbst zu testen, brennt Jörg Tappeser darauf, an neuen Entwicklungen teilzuhaben. So war klar, dass er auch in der Elektromobilität seine Erfahrungen sammeln wollte. 2013 wurde das erste Elektromobil angeschafft, Marke Mitsubishi. Mittlerweile ist der Fuhrpark gewachsen: Es gibt zwei Nissan E-NV200 und einen Smart ED, als Familienauto noch einen Hybrid für längere Strecken in den Urlaub.

Nur für größere Lasten hat Tappeser noch zwei Dieselfahrzeuge im Betrieb. „Es ist heute schon fast peinlich, beim Kunden mit dem Landrover vorzufahren“, erzählt er. „Aber für schwere Lasten oder zum Transport geht es nicht anders.“ Durch den Einsatz der Stromer ist Tappeser begrenzt, was den Umkreis seiner Aufträge angeht. Aktuell werden Anlagen im Radius von 80 Kilometern rund um Schwerte installiert. Solche Entfernungen sind mit den E-Autos problemlos machbar.

Der Installationsbetrieb hat mehrere E-Fahrzeuge in der Flotte, um sie zu testen und die Kunden zu überzeugen.

Foto: Tappeser

Der Installationsbetrieb hat mehrere E-Fahrzeuge in der Flotte, um sie zu testen und die Kunden zu überzeugen.

Kunden fragen nach Wallboxen

Die Stromer im Betrieb dienen bisher rein als Dienstfahrzeuge. In den Handel mit Elektroautos ist Tappeser bisher nicht eingestiegen, obwohl es genug Nachfragen gibt. Auch der Verkauf von Ladeinfrastruktur läuft gut. Auch hier hat sich der Unternehmer zunächst genau umgeschaut und mehrere Systeme auf Herz und Nieren getestet.

Eine Partnerschaft mit Mennekes lehnte er ab: zu viele Klauseln im Vertrag. Dennoch hält Tappeser die Wallboxen von Mennekes für gute Geräte und bezieht sie nun von seinem Großhändler.

Kaufen wirklich so viele Kunden eine Wallbox, obwohl der Ausbau der Elektromobilität in Deutschland schleppend verläuft? „Die Wallboxen sind sehr gefragt und werden gut verkauft“, bestätigt der Experte. „Rund 30 Prozent meiner Kunden, die eine Wallbox kaufen, haben noch kein Elektroauto und auch keine konkreten Pläne, eins zu kaufen. Hier kommt leider die Geiz-ist-geil-Mentalität durch: Durch die Förderung kostet die Wallbox den Kunden nur geringfügig mehr. Das wird gern mitgenommen, ohne konkrete Pläne für ein E-Auto.“

Mit dem Einzug der Elektromobilität ändern sich auch die Ansprüche an die Solaranlage, vor allem an den Wechselrichter. Tappeser verbaut seit geraumer Zeit die Wechselrichter von Kostal, war lange Zeit sehr zufrieden mit dem Piko BA. Vor anderthalb Jahren hat Kostal den neuen Hybridwechselrichter Plenticore plus auf den Markt gebracht.

Tappeser wechselte mit, da ihn vor allem die Smart-Home-Anbindung reizte. Auch die Möglichkeit, die Ladestation für Elektroautos zu integrieren und die Fahrzeuge direkt mit Solarstromüberschuss aus der Solaranlage zu laden, klang vielversprechend. Leider hat sie sich bis heute nicht erfüllt. „Laut Herstellerinformationen sollte mit dem Plenticore eine Überschussladung möglich sein“, erläutert Jörg Tappeser. „Praktisch bekommt das bis heute kein Hersteller hin. Ich hoffe, dass es kurzfristig eine Lösung geben wird.“

Ist der Plenticore plus also eine Enttäuschung? Keineswegs. „Der Plenticore ist ein richtig geiler Wechselrichter mit einem tollen Wirkungsgrad“, urteilt Tappeser. „Auch die Leistung bis zehn Kilowatt ist hervorragend. Nur bei der Anbindung ans Smart Home gibt es Verbesserungsbedarf.“

Warum kein Notstrom?

Darüber hinaus vermisst er die Notstromfunktion, die der Piko BA hatte, der Plenticore aber nicht. Das ist ein Problem, weil viele Kunden speziell nach Notstrom fragen. Tappeser hilft sich aus der Misere, indem er einen zweiten Wechselrichter von Fronius im Angebot hat, der die Notstromfunktion mitbringt. Im Zweifel werden die Geräte kombiniert. „Bei Kunden, die eine Notstromfunktion brauchen, setze ich den Fronius-Wechselrichter ein“, erklärt Tappeser. „Da komme ich aber schnell an meine Grenzen, da dieser nur bis fünf Kilowatt leistet. Also muss ich mehrere Wechselrichter einsetzen. Keine ideale Lösung.“

Sehr gut komme hingegen der optional per Code freischaltbare Batterieeingang des Plenticore beim Endkunden an. „Für Kunden, die noch nicht sofort eine Solaranlage mit Speicher haben wollen, ist dieser Batteriecode eine gute Lösung. Dadurch fallen die Kosten erst an, wenn der Kunde sich entscheidet, den Speicher nachzurüsten.“

Vorsichtiger Optimismus

Und wie geht es bei Solartechnik Tappeser weiter? Mit Plänen für die Zukunft ist Jörg Tappeser vorsichtig, obwohl die Auftragslage sehr gut ist. Ohne aktive Werbung kommen mehr Anfragen und Aufträge rein, als er mit seinem Team bewältigen kann. Trotzdem ist er aufgrund der ungewissen politischen Situation vorsichtig: Noch ist der Solardeckel nicht gefallen.

Auch sind die Auswirkungen durch Lieferprobleme aufgrund des Coronavirus nicht absehbar. Dennoch blickt Tappeser optimistisch nach vorne: Wer in der Solarbranche arbeitet, weiß auch herausfordernde Zeiten zu meistern.

Die meisten Anlagen von Solartechnik Tappeser sind kleiner als zehn Kilowatt.

Foto: Tappeser

Die meisten Anlagen von Solartechnik Tappeser sind kleiner als zehn Kilowatt.

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