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Webinar

Sonne im Warmwasser

Die Idee, überschüssigen Solarstrom für die Warmwasserbereitstellung zu nutzen, fällt bei vielen Solarinteressierten auf fruchtbaren Boden. Bisher ging es dabei in der Regel um den Betrieb von Wärmepumpen mit Solarstrom. Doch inzwischen gibt es auch Lösungen, die komplett ohne Heizungs- und Warmwasserrohre auskommen.

Der österreichische Anbieter My-PV hat eine solche Lösung entwickelt und in einem Webinar mit S & P Elektrodesign und dem Architekturportal Solar Age beschrieben.

Zunächst konnten sich die Teilnehmer im Webinar zum Thema Solarfassaden informieren. Hier ging es nicht nur darum, welche ästhetischen Möglichkeiten inzwischen existieren, sondern vor allem wie es um die Wirtschaftlichkeit der Solarfassade steht und welche Vorteile sie gerade für die Wärmeversorgung im Winter mitbringt.

Lange Rohre sorgen für hohe Verluste

Denn durch die vertikale Installation bleibt kein Schnee auf den Modulen liegen. Außerdem kommen sie so besser mit der tief stehenden Wintersonne zurecht. Sie liefern in der Regel im Winter, wenn die meiste Wärme im Gebäude gebraucht wird, höhere Erträge als Dachanlagen mit der gleichen Leistung. Dieser Solarstrom kann dann zu einem sehr großen Anteil direkt für die Wärmeversorgung genutzt werden.

Dabei hat die direkte Wärmeerzeugung mit Elektroheizstäben, die mit dem Solarstrom aus der Fassade gefüttert werden, enorme Vorteile gegenüber wassergeführten Systemen. Mit welchen Herausforderungen Letztere vor allem im modernen Gebäudebau zu kämpfen haben, hat Michael Schalk von S & P Elektrodesign gezeigt.

Planung und Auslegung erklärt

Er hat die Teilnehmer am Webinar auf den aktuellen Stand der Entwicklung der Haustechnik gebracht, deren Schwerpunkt in den gut gedämmten Gebäuden inzwischen weniger auf der Versorgung mit Raumwärme, sondern vor allem auf der Warmwasserversorgung liegt.

Schalk hat zusammengefasst, wie derzeit in der Regel die Wärmeversorgung in Gebäude geplant und installiert wird. Durch die langen Transportwege des Warmwassers von der Heizzentrale im Keller bis in die einzelnen Wohnungen entstehen riesige Verteilverluste. „Deshalb sind dezentrale Lösungen besser als zentrale Lösungen”, resümiert er. „Es ist energetisch immer besser, das Warmwasser dort zu erzeugen, wo es gebraucht wird.“

Zwei verschiedene Lösungen

Genau diesen Ansatz verfolgt My-PV. Reinhard Hofstätter, Trainer beim Anbieter aus dem oberösterreichischen Neuzeug, hat detailliert erklärt, wie das System von My-PV ausgelegt und errichtet wird. Hierbei hat er sich zunächst vor allem auf den Mehrgeschosswohnungsbau konzentriert, wo bei einer zentralen Warmwasserversorgung aufgrund der immensen Länge der Rohrleitungen die größten Wärmeverluste anfallen.

Hofstätter hat die beiden Ansätze beschrieben, wie eine dezentrale Warmwasserversorgung hauptsächlich mit dem Solarstrom vom Dach oder aus der Fassade von Gebäuden möglich ist. Grundlage beider Ansätze ist, dass in jeder Wohnung ein Wärmespeicher vorhanden ist, der mit einem elektrischen Heizstab vorrangig durch Solarstrom aus der Gebäudehülle oder vom Dach des Hauses beheizt wird.

Die solaraktive Fassade kann hier vor allem bei sehr hohen Gebäuden kräftig mithelfen, den Reststrombezug aus dem Netz zur Warmwasserversorgung zu verringern. Denn in solchen Fällen reicht die Dachfläche in der Regel nicht aus, um möglichst viel Wärme mit dem Solarstrom zu erzeugen, was essenziell für die Wirtschaftlichkeit einer vollelektrischen Wärmeversorgung ist.

Zentral oder dezentral

Zudem kann bei beiden Varianten komplett auf die Verlegung von Warmwasserrohren verzichtet werden. Denn die gesamte Warmwasserversorgung erfolgt ausschließlich elektrisch.

Das geht einerseits mit einer dezentralen Auslegung. Hier wird jeder Wohnung ein Teil der Solaranlage zugeordnet und dieser Teil direkt mit einem Heizstab – eventuell auch mit Infrarot­heizkörpern – in der Wohnung verbunden. Der Vorteil ist, dass die Abrechnung der Wärme relativ einfach ist. Allerdings kann die Sonnenenergie nicht von anderen Wohnungen genutzt werden, wenn in dieser Wohnung bei hohem Ertrag der Solaranlage kein Wärmebedarf besteht.

Mieter haben keinen Zugriff

Das geht mit einem zentralen Ansatz. Hier wird der Solarstrom aus der gesamten Photovoltaikanlage über einen Leistungssteller jeweils nach Bedarf auf die einzelnen Wohnungen verteilt. Dadurch wird zwar die Abrechnung der Heizenergie etwas komplexer. Dafür kann jede Wohnung bei Bedarf auf die Erträge aus der gesamten Solaranlage zugreifen, was potenziell den Anteil des vor Ort verbrauchten Stroms erhöht.

Wichtig bei beiden Ansätzen ist, dass die Bewohner des Gebäudes keinen anderen Stromverbraucher an den Solarstromkreis anschließen können. Denn nur so bleibt es Wärmeversorgung und der Hauseigentümer oder Vermieter wird nicht zum Stromlieferanten.

Solarelektrische Wärme ist erlaubt

In Österreich sind solche Lösungen ohne Weiteres von den geltenden Rahmenbedingungen abgedeckt. Sie waren lange Zeit die einzige Möglichkeit, Solarstrom in Mehrfamilienhäusern zu nutzen, bevor in der Alpenrepublik die Gemeinschaftsanlagen erlaubt waren.

In Deutschland ist das ebenfalls möglich, auch wenn es hier für die relevanten Stellen noch Neuland ist. Denn bisher wurde dazu die geltende Rechtslage noch nicht vollständig ausgelegt. Die Clearingstelle EEG sieht in diesem Falle den Mieter nicht als Letztverbraucher des Solarstroms vom Dach – immer vorausgesetzt, er kann keinen anderen Verbraucher als den Elektroheizstab mit dem Sonnenstrom betreiben.

Vermieter ist Letztverbraucher

Die Experten der Clearingstelle gehen in ihrer rechtsunverbindlichen Stellungnahme gegenüber photovoltaik davon aus, dass es sich hierbei um Allgemeinstromverbrauch handelt. Auch das Bundeswirtschaftsministerium antwortet auf Nachfrage, dass Modelle möglich sind, bei denen der Hauseigentümer und Vermieter der Letztverbraucher des solar erzeugten Stroms ist, auch wenn er diesen zur Raumwärme- oder Warmwasserversorgung für die Wohnungen nutzt. Es liegt hier keine Mieterstromlieferung vor. Eine ausführliche Beantwortung dieser Fachfragen finden Sie auf der Internetseite der photovoltaik.

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