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Einstieg in die kleine Klasse

Die Analysten des Marktforschungsinstituts IHS fühlen der Solarbranche seit Jahren den Puls. Kurz vor der Intersolar Ende Mai in München gaben sie die jüngsten Daten für die Wechselrichterbranche bekannt. Demnach hat Branchenprimus SMA aus Niestetal bei Kassel weiterhin die Nase vorn.

Doch bedrängt werden die Deutschen von Huawei, einem chinesischen Anbieter. Huawei hat 2016 deutlich mehr Geräte verkauft als SMA, allerdings konnten die Chinesen nicht so viel erlösen.

Kein Wunder, denn sie gehen knallhart über die Preise. Huawei ist ein breit aufgestellter Elektronikkonzern ähnlich LG oder Samsung. Bisher hat sich das Unternehmen auf sehr preiswerte Stringwechselrichter für größere, vornehmlich gewerbliche Anlagen konzentriert.

Der Preiskampf ist knallhart

Auch Solarparks wurden mit der Leistungselektronik von Huawei ausgestattet. Hier kam dem Konzern der boomende Heimatmarkt zugute, denn der Zubau in China basiert fast ausschließlich auf großen Solarparks, die ans Netz angeschlossen werden. SMA dagegen sieht in China keinen Stich.

Ein zweiter Anbieter aus China, Sungrow, ist ebenfalls auf dem Vormarsch. Aber auch Sungrow konzentrierte sich bisher auf sehr preiswerte, sehr einfache Umrichter für die direkteinspeisende Photovoltaik. Das sollte nicht verwundern: Denn einen privaten Solarmarkt gibt es in China fast nicht. Kleinteilige Dachanlagen auf privaten Wohnhäusern sind eine ausgesprochene Seltenheit. Dafür fehlt den meisten Leuten schlicht das Kapital, und es widerspricht dem Ansinnen des zentralistischen Staates, seine Bürger bei der Stange, also am Stromnetz, zu halten. Sich unabhängig von Staat und Einheitspartei zu machen, das passte bisher nicht zur chinesischen Kultur, zur Tradition.

Kaum Heimatmarkt für Endkunden

5.000 Jahre lang haben die Kaiser dieses Riesenreich mit harter Faust regiert. Grund und Boden gehörte von jeher dem Palast in Peking, verkörpert durch seine Beamten und den Staat. Das war unter Mao Zedong nicht anders. Als Deng Xiaoping die chinesische Wirtschaft vorsichtig gen Westen öffnete, blieb dieser Grundsatz zunächst unangetastet. Nur langsam entwickelte sich ein Markt für Immobilien, wuchs die Kaufkraft in einigen Schichten der chinesischen Bevölkerung.

Das bedeutet beispielsweise, dass die chinesischen Anbieter von Stromspeichern im kleinen, privaten Marktsegment bislang fast keinen Heimatmarkt haben. Wenn Huawei auf der Intersolar in München sein erstes Eigenverbrauchssystem vorstellte, dann ist das beinahe eine Sensation. Denn in diesem sehr komplexen Markt reicht es nicht, preiswert zu fertigen.

Hier geht es darum, möglichst intelligente Systeme mit vielen Schnittstellen und Zusatzfunktionen anzubieten. Die Geräte dürfen keinerlei Probleme bei der elektromagnetischen Verträglichkeit oder der Systemsicherheit aufweisen. Huawei hat diesen Schritt gewagt. Herausgekommen ist die Fusion Home Smart Energy Solution, die vier wesentliche Funktionen als Plug-and-play-Lösung umsetzt.

Dazu gehören die Optimierung der Energieflüsse und des Eigenverbrauchs, die Speicherung von Sonnenstrom und die Einbindung in ein Smart-Home-System. Huawei brachte sogar einen eigenen DC-Moduloptimierer nach München, um die Strings einfacher auszulegen.

Damit folgt Huawei einem Ansatz, wie ihn Solaredge aus Israel entwickelt hat und mittlerweile sehr erfolgreich im Markt umsetzt, vor allem in Europa und den USA. Solaredge ist nach SMA und Huawei mittlerweile der drittgrößte Anbieter von Wechselrichtern weltweit. Mit dem neuen HD Wave hat Solaredge eines der kompaktesten Geräte im Markt. Der Hybridwechselrichter Storedge kann Hochvoltbatterien einbinden.

Allerdings sind stringseitig stets die DC-Optimierer von Solaredge notwendig, um die Eingangsspannungen in den Wechselrichter zu definieren und das Maximum-Power-Point-Tracking zu übernehmen.

Intelligente und einfache Einbindung

Die Chinesen gehen viel weiter: Bei Huawei kann man klassische Strings und optimierte Strings kombinieren, der Wechselrichter nimmt beide Systeme an.

Es ist sogar möglich, einzelne Module beispielsweise wegen Teilverschattung mit DC-Optimierern zu versehen und in einen String aus einfachen Solarpaneelen einzubauen. Der Smart Inverter hat zwei Eingänge für die Strings und das MPP-Tracking.

Die Einbindung der Zähler, Speicher, Verbraucher und Sensoren erfolgt über RS485 oder Wi-Fi, die Steuerung über den Inverter. Er ist das Herz der Lösung, darin steckt der Grips der Huawei-Ingenieure. Erstmals zeigen die Chinesen, dass sie eigentlich viel mehr auf dem Kasten haben, als DC-Sonnenstrom in AC-Sonnenstrom zu wandeln und ins Netz zu speisen.

Erstaunlich kompakter Kraftzwerg

Der Smart Inverter ist erstaunlich kompakt und flach gehalten. Trotz einer Leistung von fünf Kilowatt fasst er nur 18 Liter und wiegt elf Kilogramm. Dieser Kraftzwerg erreicht einen Wirkungsgrad von 98 Prozent.

Ein separater Batterieumrichter wird nicht mehr benötigt, die Ansteuerung des Speichers ist gleichfalls in den Hybridwechselrichter integriert. Die Verwaltung der Daten erfolgt per App, das ist mittlerweile Standard, zumindest im Markt für private Endkunden.

Huawei stellt seinen Kunden in Aussicht, dass das neue System die Einspeisung ins Netz auf null senkt. Notstrom aus der Batterie ist möglich, ebenso der Strombezug aus dem Netz, beispielsweise in der Nacht.

Das neue System wird global angeboten. Als Speicher kommt beispielsweise eine Resu-Batterie von LG Chem infrage. Die Auslieferung in Europa, Australien und China soll im dritten Quartal dieses Jahres starten. Auf den US-Markt kommt das System dann im vierten Quartal.

www.huawei.com