Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch
Cargobike

Das Rad neu erfinden

Die erste Ono aus der Serienfertigung hat Philipp Kahle, Technikchef der Berliner Firma Onomotion, selbst verkauft. Ein Elektrikermeister von der ostfriesischen Insel Langeoog brauchte ein Lastenrad, da auf der Insel keine Autos erlaubt sind und der Handwerker auch keinen Führerschein besaß. Ein Lastenrad, das von einer Batterie unterstützt wird, war einfach die beste Lösung. Die Geschwindigkeit ist auf 25 Kilometer pro Stunde begrenzt. Jeder darf das Rad fahren – auch ohne Führerschein.

Philipp Kahle ist bei Ludwigslust aufgewachsen und seit rund 17 Jahren Wahlberliner. Er kennt die Probleme des Stadtverkehrs aus nächster Nähe. Heute sieht man auch in Berlin die Ono in freier Wildbahn. Die Paketzusteller DPD, UPS und Hermes haben sie in ihre Fuhrparks integriert. „Der Stress in der Stadt entsteht meist durch Lieferfahrzeuge, die in zweiter Reihe parken, sodass andere Verkehrsteilnehmer ausweichen müssen. Das wollten wir ändern“, erklärt Kahle.

Einige Hundert Onos fahren schon in verschiedenen Städten: unter anderem in Hamburg, Hannover, Magdeburg sowie in Stuttgart, Köln und Düsseldorf. Die drei Gründer Murat Günak, Beres Seelbach und Philipp Kahle lernten sich beim Vertrieb des Elektroautos Mia eines deutsch-französischen Autobauers kennen.

Akku unterstützt den Fahrer

Industriedesigner Günak erkannte schnell, dass ein kleines Elektroauto längst nicht alle Probleme in den Innenstädten löst. So kam ihm die Idee, ein Fahrrad mit vier Rädern und einer Kabine zu entwickeln. Im Mai 2016 entstand daraus das Start-up Tretbox. Seit Anfang 2020 heißt die Firma Onomotion.

Drei Jahre Entwicklungszeit hat das Start-up in ihr derzeitiges Modell investiert. Die vierte Version der Ono ist derzeit auf den Straßen unterwegs. Farblich schlicht schwarz-weiß, nutzen Zusteller ein Branding in eigenem Design. Preislich liegt eine Ono im Bereich eines Kleinwagens. Das Lastenrad wiegt 325 Kilogramm.

Die Zuladung ist auf 200 Kilogramm begrenzt. Der Fahrer wird von einem wechselbaren Akku der Firma Greenpack mit 1,4 Kilowattstunden Kapazität unterstützt, der einfach und schnell gewechselt werden kann.

Das Batterieakku verfügt über 1,4 Kilowattstunden, genug für 30 Kilometer.

Foto: Niels H. Petersen

Das Batterieakku verfügt über 1,4 Kilowattstunden, genug für 30 Kilometer.
Nun sollen erst mal verschiedene Module für die Containerbox auf den Markt kommen.

Foto: Niels H. Petersen

Nun sollen erst mal verschiedene Module für die Containerbox auf den Markt kommen.
Ein einfaches Leasingpaket fängt bei 550 Euro pro Monat an.

Foto: Niels H. Petersen

Ein einfaches Leasingpaket fängt bei 550 Euro pro Monat an.
Paketzusteller wie DPD, UPS und Hermes nutzen das Lastenrad schon.

Foto: Niels H. Petersen

Paketzusteller wie DPD, UPS und Hermes nutzen das Lastenrad schon.

Verschiedene Module für Containerbox

In einer ehemaligen Druckerei am Humboldt­hain werden die Lastenräder montiert. „Rund 97 Prozent der Lieferkette von Onomotion wird inner­europäisch abgedeckt. Nur vereinzelte Elektronikkomponenten werden aus Asien importiert“, bestätigt Kahle.

Die größte Herausforderung bei der Entwicklung sei jedoch das Konzept gewesen, erinnert sich der Ingenieur: ein großes, schweres Lastenrad zu entwickeln, ohne dabei die Kräfte zu kennen, die auf Material und Rahmen wirken. Bevor weitere Radmodelle kommen, sollen nun zuerst einmal verschiedene Module für die Containerbox entstehen, die sich schnell austauschen ­lassen.

Erst mit den Kunden konnte die Nutzung auf den Straßen genau analysiert werden. „Mit einem Transporter würde niemand über einen nicht abgesenkten Bordstein springen, mit einem Fahrrad schon“, veranschaulicht Kahle. Auch die Kunden mussten erst lernen, wie sie das Cargobike am besten nutzen. Es sollte einfach zu bedienen sein, erinnert sich der Technikchef. „Das Fahrzeug enthält viel Elektronik, wie die Feststellbremse. Außerdem ist das komplette Fahrzeug, samt Container, durch einen RFID-Chip bedienbar.“

Für die Feststellbremse brauchte es einiges an Elektronik.

Foto: Niels H. Petersen

Für die Feststellbremse brauchte es einiges an Elektronik.

Geschäftsmodell Leasing

Die Firma setzt auf Leasing: Ein Paket für Kunden umfasst Service sowie Versicherung und kostet rund 550 Euro im Monat. Der Preis hängt unter anderem von der Vertragslaufzeit und den gefahrenen Kilometern ab. Partner, die Fahrrad- und Autowerkstätten betreiben, sind bei Bedarf für Reparaturen oder die Wartung zuständig.

Der Kauf von Lastenrädern wird von der Politik gefördert, das Leasing allerdings nicht – ganz im Gegensatz zu E-Autos, bei denen es staatliche Zuschüsse gibt. Laut Kahle eine Schieflage, die schnell behoben werden sollte. 

Jetzt weiterlesen und profitieren.

+ PV E-Paper-Ausgabe – jeden Monat neu
+ Kostenfreien Zugang zu unserem Online-Archiv
+ Fokus PV: Sonderhefte (PDF)
+ Weiterbildungsdatenbank mit Rabatten
+ Webinare und Veranstaltungen mit Rabatten
+ Adresseintrag im jährlichen Ratgeber
uvm.

Premium Mitgliedschaft

2 Monate kostenlos testen