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Innovation

Module pflastern seinen Weg

Die Schnellsten sind die Schweizer ja bekanntlich nicht. Dafür gehen sie aber oft eigene Wege. Das gilt für das Bankensystem wie nun auch beim Photovoltaikausbau. Letzterer könnte gerade erheblich an Fahrt gewinnen. Denn die Schweiz könnte das erste Land der Welt sein, in dem Solarkraftwerke zwischen den Bahnschienen pro Jahr bis zu einer Terawattstunde Solarstrom produzieren. Das entspricht 30 Prozent der derzeitigen Solarproduktion des Landes.

Viele Bahnkilometer in Europa

Die Solarmodule von Sun-Ways sollen künftig diesen ungenutzten Raum zwischen den Schienen pflastern. Dabei geht es immerhin um sieben Millionen Quadratmeter Fläche. Genug, um 350.000 Module zu verlegen.

Der Clou: Die Verlegung soll den Bahnverkehr nicht lange unterbrechen – und es braucht nicht einmal Installateure oder Menschen, die anpacken. Zudem liegen die Stromgestehungskosten demnach bei rund zehn Cent pro Kilowattstunde. Die Lösung hat sogar noch einen weiteren Vorteil: Der Schweizer Bund und die Bahngesellschaft könnten das Unterfangen zentral entscheiden und gleich genehmigen.

Das Potenzial ist riesig: Allein in der Schweiz gibt es fast 7.000 Kilometer Eisenbahnschienen, in ganz Europa 260.000 Kilometer. Nach dem Entwurf von der Technischen Hochschule Lausanne EPFL, Innosuisse, dem Verband Alliance und Venturelab startet das Projekt nun ins Prototyping der technischen Elemente. So soll die Installation der Paneele zwischen den Schienen getestet und verbessert werden.

Wie einen Teppich ausrollen

Die Elemente werden in einer Werkstatt vormontiert und dann auf einen speziellen Montagezug verladen. Aus diesem wird das Solarkraftwerk quasi wie ein Teppich zwischen den Schienen ausgerollt. Dabei können Paneele jederzeit ganz oder teilweise entfernt werden, um Wartungsarbeiten an den Gleisen durchzuführen – was die Bahnfans unter den Lesern sogleich beruhigen dürfte. Noch steht die Entwicklung des Start-ups vor technischen und rechtlichen Herausforderungen. Die energie- und klimapolitischen Notwendigkeiten sind jedoch so groß, dass die Chancen für Sun-Ways gar nicht so schlecht stehen, bei der Bundespolitik Gehör zu finden.

Schon sind ein Dutzend Unternehmen an der Realisierung eines ersten Pilotprojekts beteiligt. Das erste fertige Solarkraftwerk auf einem Bahngleis soll im Mai 2023 auf einem Abschnitt des Schienennetzes der Neuenburger Verkehrsbetriebe Trans-N in der Nähe des Bahnhofs Buttes am Neuenburger See dicht an der französischen Grenze entstehen. Das Schweizerische Zentrum für Elektronik und Mikrotechnik in Neuchâtel, kurz CSEM, wird das Projekt weiter begleiten, um die Widerstandsfähigkeit der Solarzellen auszuwerten.

Die Idee weltweit forcieren

Das Geld für das Pilotprojekt ist bereits durch die verschiedenen Partner sowie durch einen Beitrag aus dem Innovationsfonds Vitale der Genfer Industriedienste gesichert. Während das Pilotprojekt in der Schweiz gerade erst entsteht, treibt Sun-Ways bereits die internationale Entwicklung voran. Mit dem Huawei-Konzern sei man bereits im Austausch ebenso wie mit US-Investoren.

Beispielhaft rechnet Sun-Ways so: Auf zehn Kilometern Gleisen lassen sich 5.000 Module verlegen. Das entspricht einer Leistung von zwei Megawatt, die zwei Gigawattstunden Strom produzieren können. Die Kosten liegen demnach bei 2,6 Millionen Schweizer Franken. Eine Option, über die Markus Söder für Bayern mal ernsthaft nachdenken sollte, bevor er alte AKW in Landesverantwortung weiterbetreiben möchte – was natürlich reiner Populismus ist.

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