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Österreich kratzt am Gigawatt beim Solarzubau

Noch liegen die Zahlen nicht vor. Doch sowohl die Branchenvertreter von PV Austria als auch die Experten von Klima- und Energiefonds (KLIEN) gehen davon aus, dass im vergangenen Jahr in Österreich etwa ein Gigawatt an neuen Photovoltaikanlagen ans Netz gegangen sind. Dies gibt der Verband und der KLINE auf der Frühjahrstagung der Solarbranche in Wien bekannt.

Gute Stimmung in der Branche

Entsprechend gut ist die Stimmung. Immerhin 400 Installateure, Planer und Wissenschaftler sind nach Wien gekommen, um sich über die neusten Entwicklungen in der Solarbranche zu informieren. Dazu kommen noch 150 Teilnehmer, die die Tagung online verfolgen. Die Branche erlebt derzeit eine Hochkonjunktur, wie Herbert Paierl, Präsident von PV Austria betont. „Wir haben aber noch einige Baustellen“, warnt er vor zu viel Euphorie. Zwar sei das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) in Kraft und werde umgesetzt. Doch es gebe Verbesserungsbedarf. Paierl verweist dazu auf die Ausschreibungen, die nach dem aktuellen Modell nicht funktionieren. Schließlich blieb in der ersten Runde die Hälfte der ausgeschriebenen Menge liegen.

Umsatzsteuerstreichung muss kommen

Doch auch für die Dachanlagen sind weitere Verbesserungen notwendig. Paierl hat hier den Vorschlag der Abschaffung der Umsatzsteuer auf neue Photovoltaikanlagen im Blick. Bundesenergie- und Umweltministerin Leonore Gewessler bekräftigt, dass ihr Ministerium den Vorschlag aufgegriffen hat und die entsprechende Regelung jetzt im Finanzministerium liegt.

Anlagen auch ohne Förderung bauen

Sie verweist aber auch darauf, dass es inzwischen jährlich so viel Förderung für die Photovoltaik gibt, wie in den Jahren 2015 bis 2021 zusammen. Hier plädiert Bernd Vogel, Geschäftsführer des KLIEN, nicht immer nur auf die Förderung zu warten. Die Amortisationszeit der Photovoltaik ohne Förderung liege derzeit bei 6,5 bis sieben Jahren, sagt er. Wenn sich die Solarbranche und die Kunden sich über sperrige oder fehlende Förderbedingungen ärgern, sollten sie die Projekte eben ohne Förderung umsetzen. „Vielleicht sollte man solche Wege langsam gehen uns sagen, wir machen das ohne Unterstützung“, sagt Vogel. „Wir sollten die Technologie auch nicht ewig fördern, sondern auch Szenarien diskutieren, wie wir die Projekte auf den Weg bringen können auch ohne Förderung.“

Geförderte Projekte müssen umgesetzt werden

Doch bisher besteht die Förderung noch und Leonore Gewessler betont, dass diese für das Jahr 2023 nochmals auf 600 Millionen Euro ausgeweitet wurde. „Wir sprechen viel über Förderung. Wir haben auch letztes Jahr über zwei Gigawatt Zubau gefördert. Doch wir müssen bei Umsetzung auch drüber reden, wie kommen wir zu Flächen, wie aktivieren wie die Dächern, wie sieht es im Netz aus, wie sieht es bei den Arbeitskräften aus, wie sehen die Lieferketten aus“, sagt Gewessler. „Dies alles kann das Ministerium nicht allein lösen.“ Dort trage man seinen Anteil zur Lösung der Probleme bei. Gewessler verweist dazu beispielsweise darauf, dass bundesweit die Ausbildungsprofile so angepasst werden, dass die Solarbranche mehr Arbeitskräfte zur Verfügung hat.

Bundesländer müssen mitziehen

Sie verweist auch auf das Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz, das derzeit in Bearbeitung ist, um den Weg zur Genehmigung zu verkürzen. So soll es in Zukunft nur noch eine Behörde geben, über die alles abgewickelt wird. Hier müssen aber auch die Bundesländer mitziehen. „Denn wir brauchen die Flächen und wir brauchen straffe und effiziente Verfahren“, betont Gewessler. Dies müssen die Länder möglich machen.

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Hier sind die Unterschiede noch sehr groß. Denn während Wien eine Sonnenstromoffensive aufgelegt hat, sind einige Flächenländer noch nicht so weit. Paierl verweist hier auf die unbefriedigende Ausweisung von Flächen für Solarparks in einigen Ländern. Hier ist aber auch die Branche gefragt. „Wenn man das Bodenmonopol so ausnutzen kann, dass bei Zonierung die Bodenreise in den Himmel wachsen, müssen wir gegensteuern“, sagt Paierl.

Netze proaktiv ausbauen

Eines der derzeit engsten Nadelöhre ist aber der Netzzugang. Hier gib es zwar inzwischen schon klarere Regeln und auch die Preisgestaltung ist festgeschrieben. Doch die Netzbetreiber müssen ihre anlagen auch fit machen für den Umbau der Versorgung von zentralen Großkraftwerken hin zu dezentralen Erzeugungseinheiten. „Dafür ist viel Geld notwendig und man muss über Finanzierung reden“, sagt Herbert Paierl. Er fordert von den Netzbetreibern, dass sie den Netzausbau nicht nur so planen, dass sie auf die aktuelle Nachfrage nach dem Anschluss von Solaranlagen reagieren. Sie sollten vielmehr den Ausbau und die Ertüchtigung weiter im Voraus planen. (su)