Mit dem Koalitionsvertrag haben sich die Regierungsparteien zu einer bezahlbaren und bürgernahen Energiewende in Deutschland verpflichtet. „Viele der vereinbarten Vorhaben, etwa die Senkung von Steuern und Abgaben, sind richtig und wichtig“, betont Thüga-Chef Constantin Alsheimer. Anders verhalte es sich jedoch bei dem angedachten Rückgriff auf eine Kraftwerksreserve, um die Strompreise stabil zu halten.
Studie: Strompreisanstieg von bis zu neun Prozent möglich
Ein solcher staatlicher Eingriff in den Markt würde erhebliche Unsicherheit schaffen. „Er schadet Bestandskraftwerken, die sich im Markt behaupten müssen, und hemmt den Zubau neuer Kapazitäten“, mahnt Alsheimer. Die aktuelle Studie kommt zu dem Ergebnis, dass dieser Verdrängungseffekt mittelfristig zu deutlichen Strompreisanstiegen von bis zu neun Prozent führen würde.
Batteriespeicher stellt Momentanreserve fürs Netz bereit
Schwer wiegt die Unsicherheit eines solchen Markteingriffs auch für neue Geschäftsmodelle. Diese zielen gerade darauf ab, Preisschwankungen durch den Einsatz von Speichern zu glätten. Statt die Strompreise zu stabilisieren und die Bürger zu entlasten, droht der Rückgriff auf die Kraftwerksreserve, zu Marktverwerfungen und einer Kostenfalle zu werden. Hinzu käme laut der Studie der zusätzliche Ausstoß von zwei Millionen Tonnen Kohlendioxid.
Preisdämpfende Wirkung nur von kurzer Dauer
Reservekraftwerke nicht mehr nur zur Sicherung der Versorgung, sondern auch zur Preisstabilisierung einzusetzen, sei daher ein Fehler, erklären die Autoren der Studie. Die Idee stamme ursprünglich vom Energieunternehmen Steag. Enervis beziffert die preisdämpfende Wirkung der Netzreserve als kurzfristig gering. Ab 2031 drohten stärkere Preissteigerungen, weil dann weniger gesicherte Kraftwerkskapazitäten und Flexibilitäten zur Verfügung stünden. Im Schnitt könnten die Stromhandelspreise über einen längeren Zeitraum sogar höher ausfallen als ohne die Maßnahme. Damit würde der Einsatz der Netzreserve das Gegenteil des beabsichtigten Effekts erreichen. (nhp)
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