Der Ausbau der Solarenergie kommt endlich auch in den deutschen Großstädten voran. Dies ist das Ergebnis einer Auswertung der Zubaudaten in 82 Städten in Deutschland durch die Deutsche Umwelthilfe (DUH). Immerhin wurden in 40 der untersuchten Städte in den letzten zwei Jahren genug neue Photovoltaikanlagen installiert, um auf einem klimazielkompatiblen Ausbaupfad zu sein. Damit hat sich die Zahl der Städte, denen die DUH ein solches Ergebnis attestiert, im Vergleich zu den Vorjahren verfünffacht. Denn in den Jahren 2022 und 2023 hatten nur sieben Großstädte diese Ziele erreicht.
Fürth und Ulm legen kräftig zu
Besonders heben die Analysten der DUH in diesem Jahr Fürth und Ulm hervor. Beide Städte haben ihren klimazielkompatiblen Ausbaupfad um mehr als 50 Prozent übertroffen. Doch auch bei den großen Millionenstädten in Deutschland sieht es besser aus als noch in den vergangenen Jahren. So hat sich der Ausbau in Köln so entwickelt, dass die Stadt auf dem Weg ist, die in Paris festgelegten Klimaschutzziele zu unterstützen. Auch München und Berlin sind auf einem guten Weg.
Viele Städte haben Nachholbedarf
Einzig Hamburg hinkt weiter hinterher. Damit ist die Hansestadt eine von 42 Städten, die weiterhin nicht auf einem Pfad sind, um die Klimaschutzziele zu erreichen. Davon müssen 23 Städte ihren jährlichen Photovoltaikzubau um bis zu 50 Prozent steigern. Weitere 19 Städte hinken noch weiter hinterher. Zwölf davon – etwa Göttingen, Bremerhaven und Dresden – müssten ihr Tempo mindestens verdoppeln. Besonders weit zurückliegen Potsdam und Salzgitter. Diese beiden Städte müssen ihren Zubau sogar mindestens verdreifachen, um auf Kurs zu kommen.
Zubau verdreifacht
Die trotzdem hervorragende Entwicklung führt Barbara Metz, Bundesgeschäftsführerin der DUH unter anderem darauf zurück, dass sich der jährliche Ausbau der Photovoltaik in den deutschen Großstädten zwischen 2022 und 2024 von 514 auf 1.432 Megawatt fast verdreifacht hat. Sie appelliert deshalb an die neue Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU), dass die neue Regierung die Bürgerbeteiligung bei der Energiewende intensiv unterstützt und nicht ausbremst. „Mit dem gestiegenen Zubau leisten die Städte inzwischen einen signifikanten Beitrag zum bundesweiten Solarhochlauf, der nun dringend noch weiter gesteigert werden muss!“, sagt Barbara Metz.
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Berliner Masterplan zeigt Wirkung
Schließlich bieten gerade Städte ideale Voraussetzungen für die Nutzung der Solarenergie: zahlreiche ungenutzte Dachflächen, aufnahmefähige Stromnetze und einen hohen Strombedarf, insbesondere durch die Elektrifizierung von Wärme und Mobilität. „Jetzt kommt es darauf an, dass die Städte sich verbindliche Klimaziele in Kombination mit konkreten Ausbauzielen für Photovoltaik setzen“, betont Barbara Metz. „In Berlin wirkt der sogenannte Masterplan Solarcity bereits: Hier gab es in den vergangenen zwei Jahren einen regelrechten Photovoltaikboom. Das sollten sich Nachzüglerstädte zum Vorbild nehmen“, rät sie.
Solarstromnutzung vereinfachen
Solche Beratungsangebote wie die in Berlin sind derzeit besonders wichtig. Denn im ersten Quartal 2025 ist der Zubau insgesamt sehr verhalten. Barbara Metz führt dies unter anderem auf Unsicherheiten bei den Hauseigentümern durch das Solarspitzengesetz zurück. Die DUH fordert Wirtschaftsministerin Katherina Reiche deshalb auf, entschieden entgegenzuwirken. Besonders der Zubau auf Mehrfamilienhäusern sollte erleichtert werden, etwa durch die Möglichkeit, den produzierten Solarstrom auch in der Nachbarschaft zu nutzen. Neben diesem Energy Sharing können auch umfassende Vereinfachungen von Mieterstrom und gemeinschaftlicher Gebäudeversorgung den Zubau beschleunigen.
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Kommunen müssen mehr investieren
Zudem müssen die Kommunen selbst auch tätig werden. „Im Jahr 2024 haben in drei Viertel der Großstädte Privathaushalte mehr als die Hälfte des Photovoltaikzubaus getragen“, erklärt Rupert Wronski, stellvertretender Leiter Kommunaler Umweltschutz der DUH. „Der Ausbau auf öffentlichen Dächern liegt hingegen im einstelligen Prozentbereich des Gesamtzubaus, mit Ausnahme von Regensburg und Bonn. Hier besteht Nachholbedarf, auch im Hinblick auf die Vorbildfunktion der Kommunen gegenüber ihren Bürgerinnen und Bürgern.“
Er appelliert entsprechend an alle deutschen Großstädte, den Schwung der letzten zwei Jahre mitzunehmen. „Wirtschaftsministerin Reiche ist jetzt in der Verantwortung, entsprechende Anreize zu schaffen“, betont Rupert Wronski. (su)