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Gridparity: Agri-PV-Anlagen sind ohne Sondervergütung wirtschaftlich

Seit Monaten warten die Planer und Landwirte auf die Freigabe der Sondervergütung für hofnahe Agri-PV-Anlagen durch die Europäische Kommission. Doch bei genauer Betrachtung sind diese Anlagen nicht zwingend auf die höhere Vergütung angewiesen, wenn die Systeme möglichst preiswert gestaltet werden.

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Dazu hat der Systemanbieter Gridparity seine Produktlinie für Agri-PV-Anlagen komplett überarbeitet und stellt sich strategisch neu auf. „Wir wollten ein System schaffen, das nicht auf politische Gnade angewiesen ist“, erklärt Projektleiterin Eva Muhle. „Unsere Kundinnen und Kunden brauchen Planungssicherheit und funktionierende Geschäftsmodelle – jetzt, nicht irgendwann.“

Preisstruktur überarbeitet

Mit der neuen Agri-PV-Initiative will das Unternehmen aus dem bayerischen Dachau die Preise für die hofnahen Solaranlagen weiter drücken, damit sich diese auch ohne die Sondervergütung rechnen. So geht Gridparity davon aus, dass diese schon ab einem Preis von 350.000 Euro pro Megawatt wirtschaftlich sind. Mit den neuen Systemen und der überarbeiteten Preisstruktur senkt Gridparity nach eigenen Angaben die Stromgestehungskosten auf drei bis vier Cent pro Kilowattstunde. Damit ist der Strom selbst bei vollständiger Einspeisung ins Netz preiswerter als die reguläre Vergütung von 6,89 Cent pro Kilowattstunde, die solche Freiflächenanlagen derzeit nach EEG bekommen.

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Verschiedene Anlagenkonfigurationen

Dafür hat Gridparity acht verschiedene Systemvarianten entwickelt, die sich je nach Art der angebauten Kulturen, dem Lichtbedarf und der Bodenbeschaffenheit individuell konfigurieren lassen. Die Anlagen basieren entweder auf einachsigen Trackern, auf Pultdach- oder auf Satteldachaufbau. Bei den Trackern setzt Gridparity die bifazialen Solarmodule aus der eigenen
Fertigung in der Slowakei ein.

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Bei den Pultdach- und Satteldachsystemen können die Landwirte Module mit unterschiedlichen Transparenzen einsetzen. Diese Semitransparenz der Module sorgt dafür, dass die Pflanzen unter der Anlage ausreichend Licht bekommen. Diese Systeme sind ideal für Sonderkulturen wie Beeren, Salat, Kräuter, Wein, extensives Grünland oder die Tierhaltung.

Etwa 600.000 Euro fürs schlüsselfertige Megawatt

Die Preise gibt Gridparity mit etwa 350.000 Euro pro Megawatt an. Dieser ist auf das Komplettsystem ohne Netzanschluss gerechnet. Schlüsselfertige Systeme inklusive Trafostation, Mittelspannungsanlage und Netzanschluss kosten dann rund 600.000 Euro pro Megawatt.

Komplettpaket mit Speicher und Vermarktung

Ein zentraler Baustein der neuen Initiative ist das integrierte Farmhubsystem. Dabei handelt es sich um ein modulares Energiezentrum auf dem Hof. Dieses besteht aus der Agri-PV-Anlage, einem Batteriespeicher, dem Netzanschluss und einer flexiblen Stromvermarktung. Dazu hat Gridparity seine Systeme so vorbereitet, dass sie mit einem Stromspeicher mit fünf oder zehn Megawattstunden Volumen erweitert werden können. Für ein vollständiges Farmhubsystem rechnet Gridparity mit Preisen ab 1,1 Millionen Euro pro Megawatt – inklusive Netzanschluss.

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Neues Einkommen mit Speicher

Durch die Integration des Speichers steigen zwar die initialen Investitionskosten. Doch der Anlagenbetreiber kann dann auch Netzdienstleistungen bereitstellen, die Einspeisung des Stroms aus der Agri-PV-Anlage steuern und ins Arbitragegeschäft einsteigen. Dazu kann er Strom aus dem Netz in den Speicher laden, wenn dieser preiswert ist, und wieder einspeisen, wenn der Strompreis an der Börse steigt.

Neues Finanzierungskonzept entwickelt

Parallel zur Entwicklung des Farmhubkonzepts und der neuen Systeme hat Gridparity eine neue Finanzierungslösung geschaffen. Mit dem Beteiligungsmodell Farmercapital können landwirtschaftliche Betriebe Teile der Anlagenmontage eigenständig übernehmen – etwa Gründungsarbeiten, Stahlbau oder Kabelverlegung. Dadurch sparen sie bis zu 30 Prozent der Investitionskosten. Die Eigenleistung wird als Eigenkapitalanteil anerkannt. „Farmercapital ist kein Selbstbausatz, sondern ein professionell begleiteter Weg zur Beteiligung und Wertschöpfung“, erklärt Eva Muhle. „Gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten bietet es Landwirten eine neue Rolle: vom Konsumenten zum Erzeuger, vom Stromabnehmer zum Energiewirt und Marktakteur“, sagt sie. (su)