Die Nutzung von Flachdächern hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Befanden sich früher meist nur Abluftanlagen, Lichtkuppeln oder gelegentlich Antennen auf dem Dach, sind moderne Dachflächen heute multifunktionale, technisch anspruchsvolle Konstruktionen. Sie sind teilweise begrünt, mit Photovoltaikanlagen oder komplexer Klimatechnik bestückt, ausgestattet mit Blitzschutz- und Absturzsicherungssystemen. Kurzum: Das Dach wird zum zentralen Baustein nachhaltiger und sicherer Gebäudetechnik.
Selten aufeinander abgestimmt
Die Anforderungen an Flachdächer steigen somit. Extremwetter wie Starkregen, intensive Gewitter mit häufigem Blitzeinschlag, steigende Energiekosten und wachsendes Bewusstsein für nachhaltige Gebäude führen dazu, dass viele Parameter bei der Dachnutzung berücksichtigt werden müssen. Dabei treffen verschiedene technische Systeme auf engstem Raum aufeinander – oftmals ohne vorherige oder ausreichende Abstimmung.
Ein typisches Beispiel: Das Dach wird mit extensiver Begrünung versehen. Im nächsten Schritt erfolgt die Installation einer Photovoltaikanlage. Der Blitzschutz wird nach DIN EN 62305 konzipiert, jedoch ohne zu berücksichtigen, dass die Photovoltaikmodule in einen einschlaggeschützten Bereich gebracht werden müssen oder die Erreichbarkeit für das Wartungspersonal sicherzustellen ist.
Schließlich wird eine notwendige Absturzsicherung nachgerüstet, die dann den Photovoltaikmodulen in die Quere kommt und nachträglich ins Blitzschutzsystem integriert werden muss. Das Ergebnis: Ein komplexes Dach mit funktionalen Widersprüchen, Mehraufwand und eventuell erhöhtem Sicherheitsrisiko.
Gefahr durch fehlende Koordination
Besonders im Gebäudebestand, wo Nachrüstungen unter statischen und planerischen Restriktionen stattfinden, führt fehlende Abstimmung zu Problemen. Die Trennung zwischen den Gewerken für Gründach, Photovoltaik, Blitzschutz und Absturzsicherung ist in der Praxis häufig vorzufinden. Diese
fehlende Koordination birgt Gefahren: Photovoltaikanlagen und Sicherungssysteme, die durch Auflast gehalten werden, beeinträchtigen die Traglast und müssen in die Statik des Gebäudes eingerechnet werden.
Techniker müssen zu Wartungszwecken Bereiche betreten, die weder einfach zugänglich noch sicher sind. Für die Anlagenbetreiber bedeutet das nicht nur erhöhte Wartungskosten, sondern im Ernstfall eine massive Gefährdung von Menschen und kritischer Infrastruktur im Gebäude.
Falscher oder fehlender Blitzschutz
Falsch ausgeführter oder fehlender Blitzschutz stellt ein weiteres Sicherheitsrisiko dar. Unzureichende Vorkehrungen gefährden bei Blitzen und Überspannungen mitunter das Personal. Brände, eine Störung oder eine fehlende Verfügbarkeit wichtiger Systeme wie Brandmeldeanlagen, Sprachalarmierung, Klima- und Lüftungstechnik oder des Energiemanagements haben schwerwiegende Folgen.
Dies gilt insbesondere für vernetzte Gebäude. Ein häufiger Fehler: Bei der Nachrüstung von Photovoltaikanlagen auf dem Dach wird die bestehende Blitzschutzanlage überbaut – ohne Anpassung oder Prüfung der Schutzwirkung. Damit ist der Blitzschutz nicht mehr wirksam. Die ordnungsgemäße Wiederherstellung der Funktion der Blitzschutzanlage ist meist aufwendig und kostenintensiv.
Aus den Fach- und Planungsregeln der verschiedenen Gewerke ergeben sich Zwänge, die in einem aufwendigen Planungsverfahren aufeinander abgestimmt werden müssen. Beim Montagesystem der Solarmodule geht es zum Beispiel um den statischen Nachweis beziehungsweise den Nachweis der Lagesicherung. Sollte dieser nicht korrekt erbracht sein, droht die Anlage sich bei starkem Wind vom Dach zu lösen und Personen zu verletzen oder Sachwerte zu beschädigen.
Trennungsabstände einhalten
Mit Blick auf den äußeren Blitzschutz ist die Einhaltung des sogenannten Trennungsabstandes ein wichtiger Aspekt, der bei Baumaßnahmen und Aktivitäten auf dem Dach beachtet werden muss. Bei Erweiterungen, Renovierungen und Nutzungsänderungen bestehender Anlagen können voneinander losgelöste Planungen und Ausführungen dazu führen, dass vorgeschriebene Trennungsabstände nicht mehr eingehalten sind.
Dies ist aber zwingend notwendig. Denn die Einhaltung des Trennungsabstandes verhindert, dass gefährliche Überschläge zwischen geerdeten Teilen der Gebäudekonstruktion (zum Beispiel Stahlträger, Armierung, Aufzugsschienen) oder elektrischen Installationen und den blitzstromführenden Komponenten der Blitzschutzanlage (Fangeinrichtungen, Ableitungen) auftreten. Andernfalls können Funken entstehen, die zu Schäden oder Bränden führen. Der Trennungsabstand ist für jede Anlage individuell zu berechnen.
Sicherung gegen Absturz
Auch bei der Absturzsicherung müssen Grundregeln beachtet werden. Diese ergeben sich aus der Arbeitsstättenrichtlinie, den Informationen und Regeln der DGUV (Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung) und den Produkteigenschaften des Sicherungssystems. Die spätere Verwendung mit persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz darf bei der Planung nicht außer Acht gelassen werden, denn die Systeme müssen gebrauchssicher sein. Hier liegt das Augenmerk besonders auf Abstandsregeln zur nächstgelegenen Absturzkante und in den Eigenschaften des Befestigungsuntergrunds.
Die Zukunft liegt in der gewerkeübergreifenden Planung. Wer Dachflächen als integrale Bestandteile des Gebäudes begreift, muss die technischen Systeme auf dem Dach als Einheit verstehen.
Das beginnt bei der frühen Einbindung aller beteiligten Fachplaner und reicht bis zu vorgefertigten Systemlösungen, die die Herausforderungen der Kompatibilität, Statik und Sicherheit berücksichtigen. Digitale Planungstools helfen, die Komplexität zu mindern und sichere Lösungen zu erreichen.
Praxisnahe Lösung: ABS Base Weight
ABS Safety und Dehn haben eine aufeinander abgestimmte Lösung für moderne Flachdächer entwickelt. Im Fokus steht die Kombination von Absturzsicherung, Blitzschutz, Photovoltaik-Montagelösung und Gründachtechnik. Diese Systeme sind von Anfang an kompatibel geplant:
Ein Beispiel stellt ABS Base Weight dar. Die All-in-one-Lösung kombiniert ein robustes, langlebiges Montagegestell für Solarmodule mit Absturzsicherung und optional integrierbarem Blitzschutz.
Maximale Sicherheit auf dem Dach
Sie bietet maximale Sicherheit für intensiv genutzte Flachdächer. ABS Base Weight umfasst eine auflastgehaltene Unterkonstruktion für flache Dächer bis fünf Grad Neigung. Die Montage erfolgt ohne Dachdurchdringung oder Eingriffe in die Dachhülle. Die Dichtheit des Daches bleibt damit vollständig erhalten.
Der Blitzschutz ist Bestandteil der Unterkonstruktion und nach DIN EN 62305-3 für bis zu 150.000 Ampere geprüft. Das Montagegestell dient zum Potenzialausgleich und lässt sich schnell in das vorhandene Blitzschutzsystem integrieren.
Ohne Dachdurchdringung
Die dachdurchdringungsfreie Befestigung der Unterkonstruktion verhindert zudem, dass Blitzströme ins Gebäude geführt werden. Das Ergebnis: Schutz auf hohem Niveau, mit minimaler Belastung angrenzender Systeme. Passend zu den individuellen Gegebenheiten ist ABS Base Weight mit unterschiedlichen Absturzsicherungsvarianten kompatibel. Besonders Gebäude, die künftig saniert werden oder in denen eine Umnutzung stattfindet, profitieren von derartigen Lösungen.
Moderne Dachflächen müssen heute mehr leisten als je zuvor. Wer Gründach, Photovoltaik, Blitzschutz und Absturzsicherung nicht nur nebeneinander, sondern miteinander denkt, erhöht die Sicherheit und die Effizienz in Planung, Installation und Betrieb. Die Partnerschaft von ABS Safety und Dehn zeigt, wie durch gewerkeübergreifendes Denken echte Mehrwerte entstehen – für Betreiber, Planer und alle, die auf dem Dach und darunter arbeiten.
https://www.dehn.de/de/abs-base-weight

Foto: ABS Safety/Dehn

Foto: ABS Safety/Dehn

Foto: ABS Safety/Dehn
VDE Verlag
Aktualisiertes Handbuch zu Betrieb und Wartung
Das bekannte Handbuch zum störungsfreien Betrieb und zur Wartung von Photovoltaikanlagen und Speicherbatterien wurde aktualisiert und erweitert. Es ist im VDE Verlag erschienen und im Buchhandel erhältlich. Als Fachliteratur ist der Kauf steuerlich als Betriebsausgabe absetzbar, auch als Werbegeschenk für Kunden oder Geschäftspartner.
Das Fachbuch Störungsfreier Betrieb von PV-Anlagen und Speichersystemen richtet sich an Anlagenbetreiber, Fachinstallateure und Servicepersonal. Die Autoren geben praktische Hinweise, wie Fehler und Schäden zügig zu erkennen und zu finden sind. Zusätzlich geben sie Tipps für die Reinigung, die Inspektion und Instandhaltung der Technik.
Außerdem werden relevante Normen und Vorschriften detailliert beschrieben. Das Fachbuch beleuchtet oft vernachlässigte Aspekte wie Diebstahl, Vandalismus oder Schäden durch Tiere.
Die erweiterte Auflage wurde unter anderem um Kapitel über Modulfehler und die Fehlersuche mit Lasertechnik ergänzt. Daneben enthält sie Informationen zur Modulprüfung im Labor.
Heiko Schwarzburger, Sven Ullrich
Störungsfreier Betrieb von PV-Anlagen und Speichersystemen
Monitoring | Optimierung | Fehlererkennung
2., überarbeitete und erweiterte Auflage, VDE Verlag 2023, 246 Seiten
Buch: ISBN 978-3-8007-6060-2
E-Book: ISBN 978-3-8007-6061-9
Preis: 44,00 Euro
Leseprobe und Bestellungen:
https://www.vde-verlag.de/buecher/526060/stoerungsfreier-betrieb-von-pv…

Foto: Velka Botička/VDE Verlag