Die Idee ist einfach: Wenn Solarmodule wie Sonnenblumen der Sonne folgen, erzielen sie höhere Erträge als starre Installationen. Schon in den 1990er-Jahren entwickelte der schwäbische Tüftler Artur Deger die geeignete Technik. Er wollte sein Feriendomizil in Portugal mangels Netzanschluss mit Solarstrom versorgen.
Mehr als 50.000 Systeme
Weil der Stromertrag aus starren Modulen nicht ausreichte, baute er sein erstes Nachführsystem: einen Modultisch, der sich mit der Sonne von Ost nach West bewegte. Ein Lichtsensor steuerte den Motor, denn er folgte dem Sonnenlauf. Daraus entstand ein prosperierendes Unternehmen. Deger Energie wurde weltweit zum Pionier für solare Nachführsysteme. Rund anderthalb Jahrzehnte nach seiner Gründung gehörte das Unternehmen mit mehr als 50.000 installierten Systemen in 51 Ländern zu den wichtigsten Anbietern auf dem Weltmarkt.
Allerdings gestalteten sich die Geschäfte zunehmend schwierig. Zum einen verschlang die Weiterentwicklung der Systeme und ihre Produktion in Deutschland immer mehr Geld. Zum anderen drängten Wettbewerber mit Billigpreisen und minderwertiger Technik auf den Markt.
Zu dieser Zeit holte Artur Deger einen versierten Wirtschaftsingenieur als Betriebsleiter in sein Unternehmen: Hünkar Korkmaz. Der Ingenieur mit türkischen Wurzeln lebt seit 1974 in Deutschland. Er sollte die Produktion von Deger Energie modernisieren und verschlanken.
In intensiven Gesprächen bereiteten Hünkar Korkmaz und Artur Deger die Übergabe des Unternehmens vor. Im Juni 2014 übernahm Hünkar Korkmaz die Firma als Eigentümer.
Seither führt er die Geschäfte. „Zuallererst mussten die Kosten runter“, berichtet er rückblickend. „Also haben wir alles auf den Prüfstand gestellt. Was nicht zwingend notwendig war, haben wir beendet, um den Betrieb wieder wettbewerbsfähig zu machen.“
Wechsel des Eigentümers
Auch die Lagerbestände wurden massiv reduziert. Glücklicherweise konnte sich Deger Energie auf treue Kunden stützen. So brachten die Maßnahmen den gewünschten Erfolg, die Kosten sanken deutlich. „Wir hatten zu jener Zeit schon zweiachsige Trackersysteme im Portfolio“, erinnert sich Korkmaz. „Sie liefen gut, unter anderem haben wir Tausende nach Kanada verkauft.“
Einachsige Tracker als Schwerpunkt
Allerdings sind zweiachsig nachgeführte Systeme aufwendiger und teurer in der Fertigung. Denn sie brauchen mehr Sensorik und mehr Stellmotoren, um die Modultische horizontal (Azimut) und vertikal (Elevation) zur Sonne zu bewegen. Hünkar Korkmaz meint: „Bei großen Projekten ist das Verhältnis zwischen Ertrag und Kosten bei den Zweiachsern deutlich schlechter als bei Einachsern.“ Daraus zog er die Konsequenzen und setzte ab 2016 den Schwerpunkt auf neue einachsige Systeme, während die Zweiachser von Deger Energie seither weiter optimiert werden.
Denn Nachführsysteme bieten erhebliches Potenzial zur Verbesserung, obwohl sie seit Beginn der solaren Energiewende eingesetzt werden. Beispielsweise sind die Stabilität der Trägersysteme und die einfache Montage ein wichtiges Thema. „Aus Qualitätsgründen verbauen wir nur Stahl aus europäischer Produktion“, erläutert Hünkar Korkmaz. „Und wir vereinfachen unsere Systeme immer weiter und verbessern die Funktionalität.“
Überall auf der Welt wollen die Kunden die Tracker eigenständig aufbauen – nach Möglichkeit ohne Support von Deger Energie. Dazu gehört auch, dass so wenig Elektronik wie möglich eingebaut wird. „Das ist sowohl eine Frage des einfachen Handlings als auch der Kosten“, begründet er. „Wir müssen auf dem Markt mit den Wettbewerbern mithalten.“ Zu den Herausforderungen gehört die Stabilität der Systeme bei starkem Wind.
Dem Firmenchef liegt die Weiterentwicklung der Technologie am Herzen: „Ich sehe für Photovoltaik insgesamt und Trackingsysteme im Besonderen sehr großes Potenzial für die kommenden Jahre und Jahrzehnte.“
Technologie fortentwickeln
Das kann er nur ausschöpfen, wenn er die Entwicklung im eigenen Haus vorantreibt, um der Konkurrenz mindestens einen Schritt voraus zu sein. In Ofterdingen entsteht derzeit ein eigenes Forschungszentrum, das 2026 oder 2027 die Arbeit aufnehmen soll.
Dafür nimmt Deger Energie viel Geld in die Hand und stellt neue Mitarbeiter ein. „Aus meiner Sicht müssen wir selbst mit dem einfachsten einachsigen Tracker deutlich über 30 Prozent Mehrertrag gegenüber fixen Systemen erzielen“, nennt Hünkar Korkmaz ein Ziel. „Zweiachser mit bifazialen Modulen könnten bis zu 70 Prozent mehr Ertrag bringen.“
Außerdem will er untersuchen, wie sich Modultracker in die Ladeinfrastruktur einbinden oder mit Windkraft kombinieren lassen. „Das sind Themen, die weitgehend Neuland sind. Darum wollen wir uns verstärkt kümmern.“
Niederlassungen geplant
Ein weiteres Ziel für die kommenden drei bis vier Jahre ist die Gründung von Niederlassungen in Afrika und Südamerika. „Diese Regionen sind für Sonnenenergie hervorragend geeignet“, urteilt Korkmaz. „Dafür wollen wir Produkte entwickeln, die kostengünstig und einfach, robust und ertragsstark sind.“ Derzeit bedient Deger Energie vor allem den europäischen Markt.
Foto: Deger Energie
Foto: Deger Energie
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Deger Energie
Maximum Light Detection dreht Module zur Sonne
Das MLD-Prinzip führt den Modultisch sehr genau, schnell und energiesparend der Sonne nach. Verantwortlich für die Steuerung ist das patentierte Steuermodul, der MLD-Sensor. Das Steuermodul misst ständig Intensität und Winkel der einfallenden Lichtstrahlen und richtet die Anlage mit den Solarmodulen optimal aus. Dabei berücksichtigt das Modul nicht nur die Einstrahlung der Sonne, sondern beispielsweise Licht, das von Schnee, Wasser oder hellem Gestein reflektiert wird, oder die diffuse Einstrahlung, die durch die Wolken dringt. Wichtig: Es werden nur Bewegungen ausgeführt, die unmittelbar zur Ertragssteigerung führen.
Zwei Sensorzellen im MLD-Sensor liefern Referenzwerte, die von einem Logikbaustein ausgewertet werden, um die Modulfläche im Tagesverlauf nachzuführen. Je nach Einstrahlung bewirkt ein Differenzverstärker den Übergang von der logarithmischen Kennlinie bei starker Einstrahlung zur linearen Kennlinie bei diffusem Licht. In dieser Abhängigkeit nimmt der Logikbaustein bei der linearen Kennlinie einen sehr viel höheren Wert an als bei der logarithmischen. Das optimiert die Regelgenauigkeit bei abnehmender Helligkeit.
Der Antrieb wird durch die im MLD-Sensor integrierte Mosfet-Brückenschaltung (extrem niedrige Einschaltwiderstände) direkt angesteuert. Ein Strombegrenzer verhindert die Überlastung des Motors sowie der Struktur des Trackers. Bei Überlast, zum Beispiel durch eingefrorene oder blockierte Antriebe, wird der Motor abgeschaltet. Sobald der Antrieb wieder frei läuft, erfolgt automatisch ein Reset. Im Energiekonverter werden weite Spannungsbereiche von Solarmodulen, Batteriesystemen und dem Netz für den MLD-Sensor nutzbar gemacht. So wird die Stromversorgung von Steuerung und Antrieb im Direktanschluss an die Solarmodule möglich – bei unter einem Watt Leistung.