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Falls der Chef ausfällt

Je kleiner der Betrieb, desto mehr hängt alles vom Inhaber ab. Fällt er krankheitsbedingt länger aus, droht der Betrieb auseinanderzubrechen. Andreas Chalupa hat sich darüber zwar immer mal Gedanken gemacht, eine Lösung aber vor sich hergeschoben.

Immer war das Tagesgeschäft wichtiger – die Vorsorge für Firma und Familie ist schließlich nicht produktiv im Sinne eines Umsatzes. Außerdem besitzt die Beschäftigung mit diesem Thema den Charme und die Verständlichkeit einer Steuererklärung oder eines Computerproblems. „Ich hatte weder ein Testament noch eine Patientenverfügung, weder Ehevertrag noch eine Sorgerechtsverfügung für meine Kinder“, erzählt der 48-jährige Gründer von Chalupa Solartechnik im nordwürttembergischen Schöntal.

Zu seinem Glück lernte er vor drei Jahren auf einem Unternehmertreffen Thomas Schleicher kennen. Der 42-jährige Berater entwickelt seit acht Jahren gemeinsam mit seinen Kunden individuelle Notfallkoffer, die in Katastrophenfällen für klare Verhältnisse sorgen und die Firma sowie die Familie absichern.

Thomas Schleicher berät Unternehmer bei der Vorsorge für den Ernstfall.

Foto: Jens Gieseler

Thomas Schleicher berät Unternehmer bei der Vorsorge für den Ernstfall.

Wer übernimmt den Job?

Das klingt zunächst lediglich nach rechtlicher Gestaltung und finanzieller Absicherung. Was allein schon ein mühsamer Marsch durch den Gesetzesdschungel und die Abwägung von möglichen Risiken ist. Es geht allerdings auch um den Zugriff und die verständliche Organisation von wichtigen Firmendaten und vor allem um die Auswahl des Personenkreises, der die vielfältigen Aufgaben des Chefs dann im Zweifelsfall übernimmt.

Denn was der Chef der Sorgen Los GmbH aus Schwäbisch Hall nach mehr als 450 Beratungen ganz sicher weiß: Eine Person kann den Chef eines Handwerksbetriebes niemals ersetzen. „Ich hatte das Glück, mit 15 Mitarbeitern schon ein kleiner Mittelständler zu sein, der Aufgaben bereits mehr oder weniger klar geregelt hat“, sagt Chalupa.

Die Beschäftigung mit dem Notfallkoffer hat ihn dann gezwungen, Strukturen zu schaffen, diese aufzuschreiben und gegenüber allen transparent zu machen. „Das hat im gesamten Betrieb für Klarheit und unbeabsichtigt für zusätzlichen Energieschub gesorgt.“ Vorher wusste zwar jeder „irgendwie“, was er selbst zu tun hatte und wofür die anderen zuständig waren. Aber keiner wusste, ob der andere das auch so sah. Mit der aufgeschriebenen Organisationsstruktur gibt es nun eine verständliche Übersicht, wer welche Aufgaben im Betrieb hat.

Aufgaben im Team verteilen

Und damit fielen Andreas Chalupa die Lösungen praktisch in den Schoß. Mit seiner Schwester arbeitet er seit der Firmengründung 2001 zusammen: „Ich habe die technische Seite abgedeckt, sie die kaufmännische. Sie hat Fähigkeiten, die ich nicht habe.“ Denn Birgit Knapp ist Kauffrau für Groß- und Außenhandelsmanagement.

Geändert hat sich im Laufe der Jahre, dass aus ihrem 450-Euro-Job eine Vollzeitstelle wurde. Sie kennt das Unternehmen wie ihr Bruder. Sollte er länger ausfallen, wird sie im Betriebsinteresse weiterhin die kaufmännischen Geschicke übernehmen.

Wer macht die Technik? Den Vertrieb?

Mit Jürgen Noe hat der Chef einen Elektromeister angestellt, der seit mehr als zehn Jahren umfangreiche Erfahrungen mit Photovoltaikanlagen gesammelt hat. „Weil er regelmäßig Weiterbildungen und Produktschulungen besucht, weiß er inzwischen mehr als ich“, gibt Chalupa unumwunden zu.

Deshalb ist er bereits für die Technik zuständig und würde im Notfall die volle Verantwortung für diesen Arbeitsbereich übernehmen. Schließlich arbeitet mit Manuel Mendel ein weiterer Elektromeister in dem Betrieb, der sich schrittweise aus dem Service und der Inbetriebnahme verabschiedet hat, denn seine kommunikativen Fähigkeiten sind in der Akquise wertvoller. Er leitet zusammen mit dem Chef den Vertrieb und kann ihn ersetzen, sollte der länger ausfallen.

Der Fachbetrieb installiert Photovoltaik und Systeme zur Sektorkopplung.

Foto: Jens Gieseler

Der Fachbetrieb installiert Photovoltaik und Systeme zur Sektorkopplung.

Einen Beirat gegründet

In dieser Konstellation kann das Unternehmen, das pro Jahr etwa 100 Solaranlagen projektiert, installiert und in Betrieb nimmt, weiterlaufen. Da ist sich der Hohenloher heute sicher. Doch damit sich bei einer derartig langfristigen Krisensituation der Betrieb weiterentwickeln kann, hat Chalupa zusätzlich einen Beirat gegründet. Er beschäftigt sich mit Zukunftsthemen und unterstützt die drei Führungskräfte bei strategischen Entscheidungen.

Ein befreundeter Unternehmensberater sowie ein süddeutscher Kollege aus der Solarbranche sollen in seinem Sinn handeln. „Das ist ein gutes Team mit Management- und Fachwissen“, urteilt Chalupa. Auf den Kollegen kann er sich verlassen, weil dessen Unternehmen ganz ähnlich aufgestellt und aufgrund der räumlichen Distanz kein Konkurrent ist.

Schritt für Schritt durch den Dschungel

„Etwas mühsam war der sechsmonatige Prozess“, urteilt Chalupa rückblickend. Schließlich musste alles parallel zum Tagesgeschäft erledigt werden. Manche Thematik musste der Elektrotechniker durchdenken, statt vorschnell aus dem Bauch heraus zu entscheiden.

Deshalb war er dankbar, dass ihn Thomas Schleicher strukturiert und schrittweise durch den Dschungel geführt hat: „Ich habe enorm von seiner Erfahrung und seiner ruhigen Art profitiert.“ Nie habe er zu bestimmten Lösungen geraten. Gemeinsam haben sie die Lösung erarbeitet, die genau zu Chalupa Solartechnik passt.

Bedarf wächst mit der Firma

Dabei hat der Inhaber festgestellt, dass er versicherungstechnisch gut aufgestellt ist. „Das ist eher selten der Fall“, sagt Thomas Schleicher. Ein Beispiel dafür ist oft die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall.

Im Gegensatz zu Angestellten „dürfen“ sich Inhaber ihre eigene Absicherung basteln. So haben manche Unternehmer bei ihrer Krankenkasse ein Krankentagegeld mitversichert, das seit Beginn ihrer Selbstständigkeit mit meist geringem Einkommen unverändert in Höhe und Laufzeit besteht. Doch der Bedarf hat sich über die Jahre massiv verändert, weil die Firma oder die Familie gewachsen sind. Dann passt die ursprüngliche Absicherungshöhe nicht mehr zum zwischenzeitlich gestiegenen Lebensstandard.

Alle zwei Jahre schauen sich Chalupa und Schleicher an, ob das Zusammenspiel aller Faktoren noch stimmt. Das Unternehmen wächst und verändert sich weiter. „Das macht regelrecht Spaß“, sagt der Solarteur.

Ein Telefonat und ein etwa dreistündiges Treffen: Dann ist sein Sorglos-Notfallkoffer wieder auf dem aktuellen Stand. Sein Resümee: „Letztlich bin ich vor allem erleichtert, dass das Vorsorgethema für mich erledigt ist. Ich weiß, dass mein Unternehmen mich im schlimmsten Fall überleben wird und meine Familie finanziell gut versorgt ist.“

Auch E-Mobilität wird bei Chalupa Solartechnik großgeschrieben.

Foto: Jens Gieseler

Auch E-Mobilität wird bei Chalupa Solartechnik großgeschrieben.

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