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Architektur

„Wir nutzen Ideen aus dem Flugzeugbau“

Sie haben einen ungewöhnlichen Zugang zur Photovoltaik gefunden: vom Flugzeugbau zum Leichtbaumodul. Ihre Firma DAS Energy bietet besonders leichte und optisch ansprechende Solarmodule. Welchen Ansatz verfolgen Sie?

Christian Dries: DAS Energy steht für Diamond Aircraft Solar Energy. Der Name verdeutlicht unseren hohen Anspruch. Denn wir nutzen Technologien aus dem Flugzeugbau für innovative Solarmodule. Unser Ziel ist konkret, Photovoltaik und Architekten zusammenzubringen.

Standardmodule mit einem Deckglas oder gar zwei Gläsern haben einen großen Nachteil: Sie sind schwer und unhandlich. Auf welche Anwendungen zielen Sie mit Ihren Leichtbaumodulen?

Wir nutzen Komposite aus Glasfaser (GFK) als Substrate, auf denen wir die Zellen auflaminieren. Wir haben ein eigenes Kunstharzpulver entwickelt, um besonders langlebige Solarmodule zu fertigen. Solche Module bieten eine sehr große Breite von optischen Möglichkeiten, die weit über Standardmodule mit Standardzellen hinausgehen. Deshalb sind sie beispielsweise sehr gut für Gebäude geeignet, die Auflagen des Denkmalschutzes erfüllen müssen.

Also ein typisches Betätigungsfeld für Architektinnen und Architekten …

Genau, sie sind unsere wichtigste Zielgruppe, denn oft geht es auch um solare Fassaden. Durch die hohen Energiepreise und die gestiegenen Preise für Solarkomponenten sind die Preisunterschiede zu Standardmodulen nicht mehr wichtig, zum Glück. Jetzt treten ästhetische Ansprüche in den Vordergrund. Auch können wir Flachdächer belegen, die eine nur geringe Traglast haben. Das ist ein sehr großes Marktsegment.

Das Kloster in Mechelen während der Bauphase.

Foto: DAS Energy

Das Kloster in Mechelen während der Bauphase.

Die Bauwerkintegration war jahrzehntelang das Stiefkind der Solarbranche. Hat sich das mittlerweile geändert?

Deutlich. Wir verzeichnen stark wachsende Nachfrage von Architekten aus Deutschland, aus Österreich und aus Polen. Sie wollen unsere Module in Fassaden integrieren, und das muss halt gut ausschauen. Setzt man den Ertrag unserer Solarmodule auf dem Flachdach mit 100 Prozent an, bietet eine Südfassade mit unseren Modulen immerhin 90 Prozent Solarertrag. An der Ostfassade oder der Westfassade sind es 70 Prozent, sogar die Nordfassade steuert 40 Prozent Solarertrag bei. Angesichts der hohen Energiepreise ist das verlockend. Die Anlagen amortisieren sich sehr schnell.

Das kann aber nicht jeder bauen. Wie sichern Sie die Qualität der Installationen?

Wir unterhalten ein eigenes Installationsteam, das wir laufend vergrößern. Denn unsere Module lassen sich nicht auf dieselbe Art und Weise installieren wie Standardmodule. Sie werden in der Regel direkt auf die Oberfläche des Daches geklebt. Das ist übrigens auch eine Innovation aus dem Flugzeugbau. Außerdem bilden wir Monteure bei wichtigen Partnern aus. Manchmal beaufsichtigen wir die Installation, indem wir die Fachhandwerker vor Ort mit unseren Experten unterstützen.

Diese leichten Solarmodule erfüllen die hohen Anforderungen des Ensembleschutzes in Wien.

DAS Energie

Diese leichten Solarmodule erfüllen die hohen Anforderungen des Ensembleschutzes in Wien.

Sie erwähnten traglastarme Dächer als wichtiges Marktsegment. Welche Anwendungen meinen Sie damit?

Hier geht es vor allem um Industriedächer. Beispielsweise haben wir bei der Firma Trumpf rund 10.000 Module auf Stehfalzdächern installiert. Speziell für solche Dächer bieten wir leichte Solarmodule mit zwei Reihen von Solarzellen an. Sie werden mit doppelseitigem Klebeband auf das Metalldach geklebt. In Österreich beträgt der Abstand der Falze 70 Zentimeter, dafür bieten wir Solarmodule mit drei Zellreihen an.

Auf Ihrer Website finden sich beeindruckende Referenzen von vielfältigen und sehr anspruchsvollen Solarlösungen. Wie viel Megawatt haben Sie 2022 installiert?

In der Summe waren es rund 6,5 Megawatt, dreimal mehr als 2021. In diesem Jahr rechnen wir mit einer Verdopplung auf zwölf bis 14 Megawatt.

Die ultraleichten Paneele wurden direkt auf das Blech geklebt.

DAS Energy

Die ultraleichten Paneele wurden direkt auf das Blech geklebt.

Wo fertigen Sie Ihre Solarmodule?

An unserem Firmensitz in Wiener Neustadt. Hier stellen wir auch das Kunstharzpulver her, nach eigener Rezeptur. Wir haben derzeit 83 Mitarbeiter, das Installationsteam eingerechnet.

Über welche Vertriebswege liefern Sie die Solarmodule aus?

Wir liefern direkt an spezialisierte Installateure, die bei uns eine Schulung durchlaufen haben. Das ist wichtig, weil unsere Solarmodule mit bekannten Standardtechnologien wenig gemeinsam haben. In der Schweiz vertreiben wir auch über den Großhändler Solarmarkt als zweiten Vertriebsweg. Daneben sind wir als OEM-Zulieferer für einen großen Kunden im Segment der Balkonmodule tätig.

Neben kniffligen Solardächern und solaren Fassaden haben Sie schon sehr spezielle Anlagen gebaut. Stichwort Windkraft …

Genau. Wir haben zwei Windkraftwerke mit Solarpaneelen verkleidet, damit sie vollkommen autark arbeiten können. Die Solaranlage deckt den Eigenstrombedarf der Windturbinen. So eine Anlage können Sie nur mit leichten Paneelen bauen, die auf den Turm geklebt werden. Wir haben unter anderem getestet, was geschieht, wenn unsere Module aus 80 Metern Höhe fallen.

Imposantes Solardach der Firma Trumpf in Ditzingen.

Foto: DAS Energy

Imposantes Solardach der Firma Trumpf in Ditzingen.

Jetzt sind wir gespannt: Was ist passiert?

Die Module haben gehalten und hatten trotz des Sturzes noch 80 Prozent ihrer Leistung. Sie sind zur Erde gesegelt wie ein Feigenblatt, nicht mit voller Wucht gefallen. Deshalb hielt sich der Zellbruch in Grenzen.

Wie gehen Sie mit der wachsenden Nachfrage um? Sicher wird das Interesse an Ihren Leichtbaumodulen weiter stark ansteigen.

Wir arbeiten im Dreischichtbetrieb, um unser Werk in Wiener Neustadt voll auszulasten. Gerade entsteht eine Lizenzfertigung in Portugal. Die ersten Module werden ab April 2023 ausgeliefert.

Die Anlage bei Trumpf leistet 1,14 Megawatt.

Foto: DAS Energy

Die Anlage bei Trumpf leistet 1,14 Megawatt.

Die Branche stöhnt über den Mangel an Komponenten. Sind Sie lieferfähig?

Kleinere Bestellungen können wir innerhalb von Tagen ausliefern. Bei großen Aufträgen von einem Megawatt dauert es drei bis vier Monate.

Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.

Eine echte Augenweide: Solarfassade an der Müllverbrennungsanlage in Krakau in Polen.

Foto: DAS Energy

Eine echte Augenweide: Solarfassade an der Müllverbrennungsanlage in Krakau in Polen.
Christian Dries
wurde 1957 geboren. Er studierte in Japan Wirtschaftswissenschaften und Jura. Danach war er bei Mitsubishi Deutschland tätig, das Unternehmen führte er bis 2001 als Hauptgeschäftsführer. Anschließend baute er die Firma Diamond Aircraft auf, einen renommierten Hersteller von Kleinflugzeugen. Nach dem Verkauf der Firma im Jahr 2017 wandte er sich verstärkt der Photovoltaik zu, um innovative Ansätze aus dem Flugzeugbau in der Solartechnik zu nutzen. Mit einem Team von Spezialisten für glasfaserverstärkten Kunststoff (GFK) entwickelte er besonders leichte Solarmodule, die ohne Glas auskommen.

DAS Energy

Denkmalschutz

Photovoltaik in der Altstadt von Augsburg

In Stadtzentren wird Photovoltaik bislang nur selten für Strom und Wärme genutzt. Oft steht der Denkmalschutz der Energiewende im Weg. Das wird sich nun in der denkmalgeschützten Augsburger Innenstadt ändern.

Dank dem langen Bemühen von Privatperson Hans-Peter Fischer wurde 2022 eine Pilotanlage auf einem Stehfalzdach in der Innenstadt errichtet. Auf einer Fläche von 32 Quadratmetern wurden 33 DAS-Energy-Module vom Typ „12x2M 120Wp“ installiert. Die Module wurden direkt auf das Blechdach geklebt. Die installierte Leistung der Anlage beträgt 5,23 Kilowatt.

Da die dunkelgrauen, sehr leichten Module (nur 3,3 Kilogramm je Quadratmeter) sich in Farbe und Form perfekt den Bedingungen des historischen Erscheinungsbildes der Stadt Augsburg anpassen, gilt dieses gelungene Pilotprojekt offiziell als Vorzeigedach für kommende Solardächer in der denkmalgeschützten Altstadt. Eine neue Richtlinie der Stadt Augsburg soll die Errichtung von Solaranlagen unter gewissen Voraussetzungen erleichtern und als Planungshilfe für den Denkmalschutz dienen.

Fassaden der Industrie

Müllverbrennungsanlage wird zum ­Solarkraftwerk

2019 kamen zum ersten Mal die leichten und flexiblen DAS-Energy-Module in Polen zum Einsatz. Sie wurden am architektonisch bemerkenswerten Gebäude der Krakauer Müllverbrennungsanlage auf einem Kalzip-Fassadensystem installiert. Insgesamt wurde im Rahmen des Pilotprojekts die südseitige Fassade mit 152 Stück 24-zelligen 12x2M-DAS-Energy-Universal-Modulen ausgestattet. Die Solaranlage hat eine installierte Leistung von 17,5 Kilowatt.

Die flexiblen Module sind mit monokristallinen Solarzellen ausgestattet und passen sich der geschwungenen Form der Metallfassade an. Die einzelnen Module wurden direkt auf die Blecheindeckung zwischen die Stehfalze ohne weiteres Befestigungsmaterial geklebt. Die Architektur des Gebäudes bleibt weitgehend unbeeinträchtigt.

In Zukunft könnten auch farbige oder grüne Solarzellen zum Einsatz kommen. Dadurch könnte die Photovoltaikanlage noch besser ins Gebäude integriert werden. Mit diesem Sonnenkraftwerk werden jährlich 12.000 Kilowattstunden sauberer Strom gewonnen und knapp 14,2 Tonnen Kohlendioxid eingespart. Der produzierte Strom wird für den Betrieb des Gebäudes verwendet.

400 Jahre altes Kloster in Mechelen

Stummer Zeitzeuge erhält Sonnendach

Innovative Solartechnologie und Denkmalschutz sind vereinbar. Das demonstriert ein bisher einzigartiges Solarprojekt in Belgien. Auf dem 400 Jahre alten Dominikanerkloster Het Predikheren in Mechelen wurde im Sommer 2022 eine Solaranlage installiert. Sie leistet knapp 22 Kilowatt.

Auf dem Dach des Klosters wurden Alu-Plus-Solar-Profiltafeln von Kalzip mit leichtgewichtigen integrierten Photovoltaikmodulen von DAS Energy (3,3 Kilogramm je Quadratmeter) montiert. Auf diese Weise wurden 180 Solarmodule vom Typ „12x2M 120Wp“ auf einer Fläche von 160 Quadratmetern verbaut.

Bei dem verwendeten Kalzip-Profil 50/444 erfolgt die Verschaltung der Module auf der Rückseite. Auf diese Weise ist das ganze Jahr über ein hoher Witterungsschutz garantiert, ein wichtiger Punkt bei historischen Sanierungsobjekten.

Sowohl das Aluminiumprofil von Kalzip als auch die Solarmodule sind wesentlich leichter als andere Dacheindeckungen oder herkömmliche Glasmodule. Das vereinfacht die Handhabung und Verarbeitung deutlich. Die neue Photovoltaikanlage auf dem Kloster ist somit nicht nur nachhaltig, fast wartungsfrei und effizient. Sie stellt zudem sicher, dass das alte Predikherenklooster noch lange für uns und nachfolgende Generationen als stummer Zeitzeuge erhalten bleibt.

Werkzeughersteller Trumpf

10.000 Solarmodule für die Fabrikhalle

Das bisher größte Einzelprojekt von DAS Energy wurde im Frühjahr 2022 nach mehreren Monaten Arbeit fertiggestellt und liefert seitdem sauberen Solarstrom. Auf den Dachflächen der Produktionshallen von Trumpf in Ditzingen arbeiteten die Kalzip GmbH und DAS Energy erneut erfolgreich zusammen.

Für das architektonisch integrierte Solardach wurden die Module in gewünschter Größe angepasst. Die Herausforderung dieses Projekts bestand darin, die besonderen Bedachungselemente von Kalzip auf den Hallen ästhetisch zu gestalten und dennoch höchstmöglichen Solarertrag zu erreichen.

Die Dachlandschaft besteht aus einem leicht geneigten Satteldach und einem Schmetterlingsdach mit einem Gefälle von jeweils fünf Grad. Über 10.000 Leichtbaumodule wurden auf einer Gesamtfläche von 15.200 Quadratmetern flächendeckend installiert. Die Leistung der Anlage erreicht 1,14 Megawatt.

Die semiflexiblen Solarmodule bestehen aus monokristallinen Siliziumzellen und patentierten Glasfaser-Composite-Materialien. Das Format des Projektmoduls 12x2 von DAS Energy mit den Maßen 2.035 x 357 x 2 Millimeter bringt eine Leistung von 120 Watt. Die nur zwei Millimeter dünnen Module sind flexibel, äußerst stabil und witterungsbeständig.

Dank der transparenten Beschichtung mit Ethylen-Tetrafluorethylen sind die Solarmodule nicht nur schmutzabweisend und kratzfest, sondern machen sich auch den sogenannten Lotuseffekt zur Selbstreinigung zunutze.

Solarstrom trotz Ensembleschutz

Solardach im Herzen von Wien

Die Energiewende ist in der inneren Stadt von Wien angekommen. Das unter Ensembleschutz stehende Gebäude war eine besondere Aufgabe für Architekt Daniel M. Eberhart und DAS Energy. Im Februar 2021 wurde auf einem geschützten herrschaftlichen Altbau in Wien eine knapp zehn Kilowatt große Anlage errichtet. Sie wurde binnen zwei Tagen auf dem grünen Stehfalzdach installiert.

Verwendet wurden 87 ultraleichte Solarmodule mit jeweils 115 Watt Leistung. Die speziell für Stehfalzdächer konzipierten Module wurden direkt auf die Blecheindeckung zwischen die Stehfalze geklebt. Das Sonnenkraftwerk produziert jährlich 10.400 Kilowattstunden.

In Wien schützt die Altstadt-Erhaltungs-Novelle seit 1972 bestimmte Zonen vor Abbruch und Überformung und somit das historische Stadtbild. Herkömmliche Solarmodule kommen auf ensemblegeschützten Dächern wegen ihres hohen Gewichts und ihrer Optik nicht infrage. Die leichten Module von DAS Energy lassen sich jedoch in Schutzzonen bestens integrieren. Da sie direkt zwischen die Stehfalze geklebt werden, stören sie optisch nicht. Ihr geringes Gewicht von etwas über drei Kilogramm je Quadratmeter ist auch für Dächer mit niedriger Traglast geeignet.