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Größere Zellen

„Win-win-win für uns und unsere Partner“

Sonnenstromfabrik und REC planen eine strategische Partnerschaft, um in Wismar künftig Solarmodule mit größeren Zellen zu fertigen. Was genau verbirgt sich dahinter?

Cemil Seber: Im Mittelpunkt der geplanten Kooperation steht der Aufbau der Produktion von Hochleistungsmodulen mit der von REC patentrechtlich geschützten Technologie der geteilten Zellen und Anschlussdosen bei der Sonnenstromfabrik in Wismar. Durch die Zusammenarbeit mit REC erlangt die Sonnenstromfabrik Zugang zu unserem langjährigem Know-how und damit einen großen Vorsprung bei der Optimierung der Halbzelltechnologie für Perc-Module.

Um welche Modultechnologie von REC geht es genau?

Cemil Seber: Die Technologie der geteilten Zellen und Anschlussdosen von REC ist im europäischen Patent EP 3 017 520 geschützt. Sie wird seit mehr als einem halben Jahrzehnt in REC-Produkten eingesetzt und ist ein Hauptmerkmal der Solarmodule Twin Peak 4 und N-Peak 2 sowie der Heterojunction-Module Alpha und Alpha Pure.

Foto: meraner-hauser.com

Warum gehen zwei Modulhersteller, die in Konkurrenz zueinander stehen, nun einen gemeinsamen Weg? Welche Vorteile bieten sich dadurch?

Cemil Seber: Mit dem zunehmenden Klimawandel und der steigenden Bedeutung von Energieunabhängigkeit müssen wir alle unsere Anstrengungen erhöhen, den Anteil der sauberen Solarenergie deutlich und schnell zu steigern. Dies ist nur mit innovativer Technologie und weiteren Effizienzsteigerungen möglich. Dem hat sich REC ganz klar verschrieben. Während wir bereits an der nächsten Innovation arbeiten, ermöglichen wir durch Technologiepartnerschaften, wie zwischen Sonnenstromfabrik und REC, eine schnellere Verbreitung von Hochleistungsprodukten zum Vorteil der Verbraucher. Wenn dabei ein fairer Wettbewerb respektiert wird, ist es eine Win-win-win-Lösung.

Bernhard Weilharter: Neben dem Zugang zum Know-how von REC war uns wichtig, dass wir saubere Produkte auf den Markt bringen. Unsere Kunden sollen sich keine Gedanken über mögliche anhängige Patentverletzungen machen müssen. Wir sind der festen Überzeugung, dass in unserer Industrie ein fairerer und nachhaltigerer Umgang Einzug finden muss. Die Produkte müssen nachhaltig erzeugt werden. Nachhaltig bedeutet für uns aber auch ein fairer und respektvoller Umgang mit dem intellektuellen Eigentum unserer Mitbewerber. Sich zu ducken, in der Hoffnung, nicht erwischt zu werden, war für uns keine Option.

Worin liegen die technischen Herausforderungen bei der Fertigung von Solarmodulen aus Halbzellen oder Drittelzellen?

Cemil Seber: Die größte Herausforderung bei der Fertigung von Halbzellmodulen liegt beim Teilen der Zellen. Es erfordert viel Erfahrung, diesen Prozess zu optimieren, damit es nicht zu Mikrorissen oder sonstigen Schäden kommt und die hohe Leistung über 25 Jahre gewahrt bleibt. Die fehlende Passivierung der Schnittkanten und damit einhergehende Leistungsverluste sind eine weitere Herausforderung, die einen gut optimierten Fertigungsprozess erfordert.

Auf welche Erfahrungen können Sie zurückblicken?

Cemil Seber: Mit der Einführung von Twin Peak im Jahr 2014 war REC der erste Hersteller, der die Technologie der geteilten Zellen und Anschlussdosen in der Massenfertigung eingesetzt hat. Damit können wir auf rund ein Jahrzehnt an wertvollem Know-how zurückgreifen.

Unter welchem Label werden die neuen Module aus Wismar vertrieben? Welchen Ausstoß soll die neue Linie jährlich erreichen?

Bernhard Weilharter: Primär werden die Fabrikate unter der Eigenmarke Sonnenstromfabrik vertrieben. Ursprünglich hatten wir unsere Modulproduktion als OEM-Werk gestartet. Der Anteil des Geschäftes mit der Eigenmarke ist allerdings in den letzten Jahren deutlich angestiegen. Es macht heute mehr als 70 Prozent des Umsatzes aus. Wir setzen allerdings auch das OEM-Geschäft kontinuierlich fort und wollen es zukünftig wieder ausbauen.

Die Sonnenstromfabrik in Wismar.

Foto: CS Wismar

Die Sonnenstromfabrik in Wismar.

Wie ist der Zeitplan der Kooperation? Wann soll die Fertigung der neuen Module beginnen?

Bernhard Weilharter: Wir fahren aktuell die Abnahmetests der neuen Produktionsmaschinen. Nach erfolgter Abnahme werden die Maschinen nach Wismar verlagert und sollen dort bis spätestens Mitte April aufgebaut sein. Dann beginnt der Ramp-up der Anlagen vor Ort. Sobald die Maschinen eine kontinuierliche Stabilität aufweisen, werden wir mit REC an der weiteren Optimierung des Equipments arbeiten. Der Beratungsvertrag ist im ersten Schritt für zwei Jahre aufgesetzt.

Wann liefern Sie die ersten Chargen aus?

Bernhard Weilharter: Die ersten Module sollen Ende des zweiten Quartals vom Band laufen. Anfang des dritten Quartals wollen wir die Produkte in Serie auf den Markt bringen.

Welche Zellgrößen können die neuen Maschinen in Wismar verarbeiten? Welche Größen sind perspektivisch möglich? Welche weiteren technischen Herausforderungen sind zu lösen?

Bernhard Weilharter: Wir haben mit einem italienischen Maschinenhersteller eine Anlage entwickelt, die Wafer bis zu 220 Millimeter Zellgröße verarbeiten kann. Darauf sind wir besonders stolz. Einige unserer Mitbewerber sind bei ihren Anlagenkäufen auf Maschinen gegangen, die M6-Zellen mit 166 Millimetern verarbeiten können. Das war die Zellgröße, die das Equipment europäischer Maschinenhersteller im Standard unterstützt.

Warum gehen Sie auf die großen Zellformate über?

Bernhard Weilharter: Wir haben uns intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt und sind zu dem Schluss gekommen, dass M6 zu kurz gegriffen ist. Weil die Zellhersteller schon vor zwei Jahren über M10 mit 182 Millimetern und M12 mit 210 Millimetern nachgedacht haben. Langfristig sind wir der Meinung, dass es in Richtung eines Zellformats von 220 Millimeter Kantenlänge gehen wird. Unsere Maschinen sind dafür gerüstet.

Solarmodul Twin Peak von REC mit Halbzellen.

Foto: REC Group

Solarmodul Twin Peak von REC mit Halbzellen.

Sie kaufen Ihre Maschinen in Italien, nicht in Asien. Warum nicht?

Bernhard Weilharter: Die Maschinenhersteller in Asien haben sich schon früher auf die großformatigen Zellen eingestellt. Für uns war es allerdings keine Option, Equipment aus Asien zuzukaufen. Denn wir hatten Bedenken beim Service. Uns war wichtig, dass wir die Quellcodes der Maschinen verstehen. Wir wollen in die Anlagen eingreifen, um sie zu optimieren. Die einzige für uns verbleibende Option war daher die Neuentwicklung einer Anlage gemeinsam mit einem europäischen Maschinenhersteller.

Was allerdings auch nicht ganz einfach ist, oder?

Bernhard Weilharter: Das birgt natürlich ein gewisses Risiko. Wir sind auch ein paar Monate später in unserer Entwicklung als unsere Mitbewerber. Aber langfristig werden wir das richtige Equipment haben. Die Partnerschaft mit REC wird uns helfen, unsere Technologie weiter zu optimieren.

Welche Formate wird die neue Modullinie liefern?

Bernhard Weilharter: Was die Module anbelangt, werden wir drei Formate auf den Markt bringen: ein kleinformatiges Modul mit 1,55 mal 1,15 Metern und 355 Watt, ein mittleres Format mit 1,74 mal 1,15 Metern und 400 Watt sowie ein großformatiges Modul mit 2,11 mal 1,15 Metern und 490 Watt. Die Produkte werden miteinander kombinierbar sein. So erhalten unsere Partner maximale Flexibilität bei der Planung ihrer Anlagen.

Wird es die bisher bekannten Produkte der Sonnenstromfabrik auch weiterhin geben?

Bernhard Weilharter: Ja, wir haben einige Produkte, wo die Halbzellen weniger nötig sind. Bei unseren Indachmodulen wollen wir weiterhin drei kleinere Formate auf Basis der Vollquadratzelle anbieten, um für unsere Kunden Flexibilität bei der Dachbelegung zu gewährleisten. Auch bei unserer Brilliant-Serie werden wir weiterhin mit Vollquadratzellen arbeiten – rein aus optischen Gründen.

Und die Excellent-Module der Sonnenstromfabrik?

Bernhard Weilharter: Wir haben auch für unsere Excellent- und Excellent-Glas-Glas-Serie einige Kunden, die nicht loslassen wollen. Gewicht, Handling auf dem Dach sowie mechanische Stabilität sind die häufigsten Argumente, warum unsere Kunden mit den alten Formaten weiterarbeiten wollen. Wir werden noch das ganze Jahr hindurch diese Module anbieten. Wir konnten uns jüngst hierfür auch noch einen OEM-Großauftrag im zweiten Halbjahr sichern.

Bekommen Sie dafür noch Zellen?

Bernhard Weilharter: Der Zelleinkauf wird zunehmend schwierig. Daher ist es für uns wichtig, gemeinsam mit den Kunden sauber die Mengen nach vorne zu planen. Wir müssen die Zellen in größeren Kampagnen einkaufen. Das ist bei den heutigen Zellpreisen eine Herausforderung für die Liquidität, aber hier sind wir gut aufgestellt.

Die Fragen stellte Heiko Schwarzburger.

Im Interview

Cemil Seber ist Vizepräsident von REC für das globale Marketing und das Produktmanagement. Er ist seit 2012 bei REC tätig. Er hat einen Masterabschluss in Business Engineering und arbeitete zuvor zehn Jahre bei der Tomtom Group. Davor war er fünf Jahre in der Europazentrale von Toyota in Brüssel tätig.

Foto: REC Group


Dr. Bernhard Weilharter ist Geschäftsführer der CS Wismar GmbH. Nach seiner Promotion startete er zunächst eine berufliche Laufbahn bei Bosch Siemens Hausgeräte. Danach wechselte er in die Strategieberatung der Accenture AG. Danach erfolgte der Wechsel zur Palfinger AG, einem Anbieter von Lkw- und Marinekränen. Dort entwickelte er sich innerhalb kurzer Zeit zum Leiter der Konzernstrategie. Parallel absolvierte er eine berufsbegleitende Ausbildung zum Krisen- und Sanierungsmanagement. Nach Abschluss des Studiums wechselte er zum Unternehmenssanierer Wieselhuber & Partner und übernahm als Chief Restructuring Officer leitende Funktionen. 2014 ging er zur Pari Group, einer Industrieholding mit den Schwerpunkten Energieeffizienz und erneuerbare Energien. In dieser Tätigkeit verantwortete er den Kauf des heutigen Modulwerks der CS Wismar GmbH. 2016 stieg Weilharter bei der Pari Group aus und übernahm die Geschäftsführung der CS Wismar GmbH.

Foto: CS Wismar

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