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„Das lohnt sich für uns“

Welchen Einfluss hat der niedrige Ölpreis auf Ihre Firmenentwicklung?

Christoph Ostermann: Ich denke, der aktuell günstige Ölpreis an den Märkten hat praktisch keinen Einfluss auf unser Geschäft. In der Theorie könnte man natürlich denken, dass einige Menschen nun weiter oder wieder verstärkt in Ölheizungen und Verbrenner investieren. Ich sehe aber nicht, dass der derzeitige Öl- oder Spritpreis nachhaltig ist – und auch nicht, dass er in dem Maß bei den Endkunden ankommt. Zudem steht in der jetzigen frühen Phase der Elektromobilität die Wirtschaftlichkeit bei den meisten Käufern nicht im Vordergrund.

Sprechen wir über die Coronakrise. Spüren Sie Lieferengpässe?

Die Pandemie beeinflusst uns schon, klar. Einige Modultypen unserer Lieferanten haben derzeit Verzögerungen. Und das liegt nicht nur an den Zellproduzenten, sondern auch an der Transportlogistik. Wir pflegen einen partnerschaftlichen Ansatz mit unserem Vertrieb. Wenn ein kleiner oder mittelständischer Installateur keine Produkte hat, kann er kein Geschäft machen. Da wollen wir helfen. Wir lassen die Waren deshalb gerade einfliegen, um den Partner schneller beliefern zu können, auch wenn es das Produkt für uns teurer macht. Zudem kann man Batteriemodule auch später nachrüsten. So kann der Handwerker einen Speicher mit 5,5 Kilowattstunden installieren und später weitere Batteriemodule nachbestücken, das geht. Vier bis sechs Wochen Wartezeit lassen sich bei der Sonnenbatterie 10 derzeit nicht vermeiden. Wir hoffen aber, dass es ab August wieder besser wird.

Sonnen wird in diesem Jahr zehn Jahre alt. Welche Neuheiten hatten Sie zum Jubiläum für die Intersolar und die ESS Europe geplant?

Unser aktuelles Produkt, die Sonnenbatterie 10, sollte um die Version Performance mit dreimal so viel Kilowattstunden vorgestellt werden. Bei acht Kilowatt Leistung verfügt sie also nicht nur über 16 Kilowattstunden, sondern über 55 Kilowattstunden Kapazität. Das Modell bietet eine Notstromfunktion sowie eine Inselstromversorgung mit dreiphasigem Drehstrom an und ist zudem schwarzstartfähig. Das heißt, die Batterie kann ein Stromnetz nach einem Blackout wiederaufbauen. Ab August soll diese Version am Markt verfügbar ein.

Sie haben ja vor Kurzem eine neue Software für Ihr virtuelles Kraftwerk vorgestellt. Was steckt dahinter?

Mit dem Softwareupdate wollen wir es vor allem den Betreibern von Übertragungsnetzen leichter machen, die Heimspeicher für die Lieferung von Primärregelenergie PRL einzusetzen. Dafür bündeln wir unsere Speicher in Einheiten von zwei Megawatt. Zuvor hatten allerdings die Netzbetreiber die IT-Mindestanforderungen für sogenannte Kleinstanlagen geändert. Batteriespeicher können nun über das öffentliche Internet miteinander vernetzt werden. Voraussetzung dafür ist eine verschlüsselte VPN-Verbindung. Sonnen ermöglicht das auch Lizenzeinnahmen für die neue Software. Unter anderem nutzt der britische Energieversorger Centrica im Rahmen eines Projekts bereits unsere Software.

Die Preise für Primärregelenergie sind in der Vergangenheit deutlich gesunken. Lohnt sich das Geschäft mit PRL noch?

Wir haben mit unserem virtuellen Kraftwerk ja erst einmal mit der PRL begonnen, es sind aber viele weitere Netzdienstleistungen möglich, wie wir sie ja bereits in einigen Projekten anbieten. Generell hat Flexibilität am Markt einen Wert und wir gehen davon aus, dass der Bedarf in Zukunft zunimmt, unabhängig davon, ob das PRL oder andere Dienstleistungen sind. Bei der Nutzung dieses Potenzials stehen wir also noch ganz am Anfang. Man muss auch berücksichtigen, dass wir hier keinen großen Invest in Hardware machen müssen, wie beispielsweise bei einem Großspeicher. Den Speicher bringt ja der Kunde mit. Man darf auch nicht vergessen, dass parallel auch unsere eigenen Kosten immer weiter sinken, sodass sich das für uns ganz klar lohnt.

Wie ist das Speicherjahr 2019 für Sie gelaufen? Die Marktforscher von EuPD Research schätzen Ihre Verkäufe in Deutschland auf 13.000 Heimspeicher.

Als Teil des börsennotierten Unternehmens Shell veröffentlichen wir leider keine Marktzahlen mehr. Ich denke allerdings, dass EuPD eine solide Studie vorgelegt hat. Es gibt natürlich immer unterschiedliche Studien, aber ich würde den Markt ähnlich einschätzen.

Wann erwarten Sie eine Preissenkung für Batteriesysteme?

Wie bei den meisten Technologien, wie wir es auch bei der Photovoltaik gesehen haben, geht die Kostenentwicklung immer weiter nach unten, auch noch nach Jahren. Sei es indirekt über verbesserte Funktionalitäten, mehr Effizienz oder direkt über Preissenkungen. Auch bei den Batteriespeichern wird die Preiskurve weiter abflachen, aber eben nicht sprunghaft, sondern nach und nach. Derzeit sehe ich keinen Grund für einen Preisverfall. Man aber darf nicht vergessen, wo wir gestartet sind. Vor zehn Jahren kostete die Kilowattstunde einer Lithiumbatterie noch 2.000 Euro. Je mehr der Markt insgesamt wächst, desto stärker profitiert die Branche von einer Massenproduktion.

Können Zellhersteller von der Massenproduktion für die E-Autos profitieren und so die Preise senken?

Das kommt auf die Technologie und den Ansatz der Hersteller an. Wir haben früh und zu 100 Prozent auf Lithium-Eisenphosphat bei Heimspeichern gesetzt. Bei diesem Zelltyp gibt es keinen Wettbewerb mit der Elektromobilität. Und wir halten auch in Zukunft so lange an LFP fest, bis es möglicherweise neue Zelltypen gibt, die unsere Ansprüche erfüllen, aber die sehen wir derzeit nicht. LG Chem oder BYD wollen und können E-Autos und stationäre Speicher mit ihrem Zelltyp bestücken. Bei Lieferengpässen hat aber ein kleiner Speicherhersteller, wenn es hart auf hart kommt, wahrscheinlich das Nachsehen gegenüber einem Autokonzern mit einer viel höheren Abnahmemenge.

Welche Anwendungen sind den Kunden bei Heimspeichern besonders wichtig?

Über die Notstromfunktion haben wir schon gesprochen. Es ist eine Spezialanwendung, wird aber immer stärker nachgefragt, gerade von Landwirten und auch von kleinen Gewerbeunternehmen. Wir sehen uns auch in unseren Abomodellen für Elektromobilität bestärkt. Dadurch, dass der Kunde das E-Auto testen kann, hat er keine große Investition und kein Risiko. Die Einstiegsschwelle sinkt dadurch erheblich. Die Verbindung mit der Community und der Teilnahme an dem virtuellen Kraftwerk kommt auch sehr gut an. Wir führen verschiedene Angebote wie Energieversorgung und Mobilität zusammen – für uns ist das ein klarer Trend, den wir mit unseren Produkten bedienen.

Werden Elektroautos die Heimspeicher künftig zum Teil ersetzen?

Aus unserer Sicht ergänzen sich E-Autos und Heimspeicher eher. Denn das E-Auto wird nicht immer vor der Haustür stehen, wenn die Solaranlage Strom produziert. Aus diesem Grund bieten wir als Sonnen auch beides an. Zudem gibt es bisher nur wenige E-Automodelle mit bidirektionalem Wechselrichter, und der Autohersteller müsste mit seiner Batterie zusätzliche Zyklen für die Hausversorgung bereitstellen. Viele Hersteller werden das auch wegen der Gewährleistung gar nicht zulassen.

Wie sieht Ihr Resümee der letzten zehn Jahre aus und wie geht es weiter?

Allgemein gesprochen, denke ich schon, dass wir einiges richtig gemacht haben und dadurch auch ein Vorbild für andere waren und somit auch den ein oder anderen Impuls für die Marktentwicklung gesetzt haben. Bei allem Wettbewerb wünschen und brauchen wir aber insgesamt eine breite Technologievielfalt, um die Energiewende zum Erfolg zu führen. Mit der Einführung eines LFP-Speicher-Komplettsystems waren wir damals ein Pionier. Mit unserem virtuellen Kraftwerk gehören wir sicher auch zu den Vorreitern. Zukünftig wollen wir weiter ein Innovator sein und die relevanten Themen der Energiewende vorantreiben.

Das Interview führte Niels H. Petersen.

Heimspeicher werden immer stärker nachgefragt.

Foto: Sonnen

Heimspeicher werden immer stärker nachgefragt.

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