Solarelektrische Heiztechnik öffnet Installateuren ein neues Geschäftsfeld. Denn durch Stromspeicher und dynamische Stromtarife wird die Wärmeversorgung durch Ökostrom nicht nur sauber, sondern lukrativ. Neben die Wärmepumpe treten elektrische Direktheizungen als weitere Produktgruppe.
Damit sind die Installateure in der Lage, die Wünsche ihrer Kundinnen und Kunden mit vielfältigen Lösungen zu erfüllen – maßgeschneidert, mit höchstem Wärmekomfort und praktisch für jedes Budget. Über den Stromspeicher oder den Energiemanager zieht die Wärmetechnik ihren Strom, wenn die Preise im Keller sind.
Auf diese Weise können Millionen Gebäude auf erneuerbare Wärme umgestellt werden, mit denkbar geringem Aufwand. Mit der Wärmepumpe wird in der Regel eine hydraulische Wärmeverteilung im Haus versorgt.
Elektrische Direktheizungen verabschieden die Versorgung nicht nur vom fossilen Kessel, sondern auch von der wassergeführten Heizung. Das dürfte vor allem Elektrofachbetrieben gefallen, die damit ins Wärmegeschäft einsteigen können. „Der Markt in Deutschland und Europa wird sich gigantisch entwickeln“, analysiert Uwe Lucht. „Allein in Deutschland geht es um 20 Millionen Bestandsgebäude.“ Uwe Lucht ist Geschäftsführer und Gesellschafter in zweiter Generation der Firma Lucht LHZ im sächsischen Burgstädt, unweit von Chemnitz. Der gelernte Bankkaufmann hat frühzeitig das Potenzial der elektrischen Heiztechnik erkannt. Innerhalb von 35 Jahren entstand ein weltweit tätiges Unternehmen, das stetig wuchs, 2024 um acht Prozent.
Der Absatz der Elektroheizungen stieg deutlich an: auf 61.000 Geräte (2023: 57.000 Geräte). Die positive Entwicklung setzte sich 2025 fort: Allein im Januar stieg der Umsatz um 18 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Aktuell arbeiten 65 Personen für die Lucht-Gruppe.
Das Produktportfolio umfasst sämtliche elektrischen Heizgeräte, darunter Infrarotheizungen, Flächenspeicherheizungen und Konvektoren. Verkauft werden die Elektroheizungen unter den Marken Lucht LHZ und Technotherm. Zudem fertigt das Unternehmen E-Heizungen als OEM-Partner für mehr als 70 Abnehmer weltweit.
Preise für CO₂ steigen steil an
Neben den dynamischen Stromtarifen sieht Uwe Lucht zwei wesentliche Triebkräfte, die den Einbau von elektrischen Heizsystemen befeuern dürften: „Nach den dynamischen Stromtarifen werden auch die Netzentgelte dynamisiert“, sagt er. „Das ist nur logisch und konsequent. Und ab 2027 steigen die Preise für CO2-Emissionen steil an. Das erhöht den Druck, sich von Gas und Heizöl zu verabschieden.“
In diesem Jahr kostet die Tonne Kohlendioxid bereits 55 Euro. Im kommenden Jahr werden es 65 Euro sein. Bis 2030 schnellt der Preis auf 100 bis 200 Euro hoch, das ist bereits jetzt abzusehen.
Im Einfamilienhaus stehen Wärmepumpen zur Verfügung, die bei Mehrgeschossern oder Gewerbebetrieben schnell an ihre Grenzen geraten. So ergänzen die elektrischen Direktheizungen die Möglichkeiten der Installateure, die Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen.
Das Beispiel der Niederlande
Das ist keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität, wie die Niederlande beweisen. Früher wurden die Häuser im nordwestlichen Nachbarland fast ausschließlich mit Gas beheizt. „Durch viel Sonnenstrom und Windstrom hat sich der Markt komplett verändert“, berichtet Uwe Lucht. „Heute dominieren strombasierte Systeme.“
Er muss es wissen, denn 60 Prozent seiner Produkte gehen an Händler und Distributoren im Ausland. Der Wandel ist im Gange, und er wird auch in Deutschland, Österreich und der Schweiz sichtbar werden. Ist bereits sichtbar: Der Verkauf von Wärmetechnik mit Gas sank im ersten Halbjahr 2025 um 41 Prozent, der Absatz von Ölheizungen gar um 81 Prozent.
Einfache Installation der Heiztechnik
Elektroheizungen lassen sich verhältnismäßig einfach installieren – gerade im Vergleich zu anderen Heizsystemen. „Nutzen Hausbesitzer ausschließlich Ökostrom, erhalten sie damit ein vollständig nachhaltiges Strom- und Heizsystem“, sagt Uwe Lucht, Geschäftsführer der Firma. „Der Idealfall ist die Kombination mit einer eigenen Solaranlage auf dem Dach. Damit machen sich Hausbesitzer in weiten Teilen unabhängig vom Energiemarkt.“
Wer denkt, dass elektrische Heizgeräte nur tumbe ohmsche Widerstände sind, ist nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Lucht LHZ produziert und vertreibt beispielsweise Flächenspeicherheizungen, in denen Schamottkeramik als thermischer Speicher integriert ist.
Sie lassen sich ins Energiemanagement der Photovoltaikanlage integrieren – entweder direkt per App oder über sogenannte smarte Steckdosen, die mit dem Energiemanager gekoppelt sind. Mehrere Pakete dieser Keramiken lassen sich kombinieren, um mehr Wärme zu speichern.
Dynamo mit zweistufigem Keramikspeicher
Dann heizen sich die Heizkörper in dem Moment auf, wenn Solarstrom verfügbar oder der Strom im Netz besonders günstig ist – Stichwort: dynamische Stromtarife. Die Keramikplatten kauft Lucht von einem Lieferanten aus Tschechien. An dieser Firma hält er 60 Prozent der Anteile, um sich den Zugriff zu sichern.
Flaggschiff von Lucht LHZ ist die Flächenspeicherheizung Dynamo. Sie verfügt über zwei keramische Speichersysteme, für Grundlast und Spitzenlast. Zwischen zwei und zehn Keramikplatten sind integriert. „Wenn preiswerter Ökostrom anliegt, werden die Platten aufgeheizt“, erläutert Uwe Lucht. „Sie halten die Wärme etwa drei Stunden vor. Die E-Heizung braucht in dieser Zeit nur sehr wenig Strom, um die Raumtemperatur zu halten.“
Er spricht von „Autarkieheizung“, analog zum „Autarkieboiler“ von Timo Leukefeld, den er seinen Kunden mit anbietet. Der Boiler nutzt Sonnenstrom für Warmwasser oder preiswerten Netzstrom bei Dynamiktarif. Der Anschluss der intelligenten Flächenspeicherheizung erfolgt über 230 Volt, das kann jeder Elektriker erledigen. Mehr Aufwand ist nicht vonnöten.
Mehr Fläche für mehr Wachstum
Um sich auf das Wachstum vorzubereiten, hat Lucht LHZ unmittelbar am Werk in Burgstädt ein weiteres Gebäude übernommen. Das Ziel ist es, die Produktion um 50 Prozent zu vergrößern.
Bisher verfügte der Mittelständler über 7.100 Quadratmeter in den beiden Werken in Burgstädt und Hartmannsdorf (gleichfalls bei Chemnitz). Jetzt kommen weitere 3.600 Quadratmeter in Burgstädt hinzu. „Wir haben gemerkt, dass wir mehr und mehr an unsere Kapazitätsgrenzen stoßen“, erzählt Uwe Lucht. „Jetzt hat sich eine Möglichkeit ergeben, um den nächsten Schritt zu machen.“
In Hartmannsdorf laufen vor allem die Beschichtungsanlagen für die Farbgebung der Heizkörper. In zwei bis fünf Jahren sollen sie nach Burgstädt umziehen. In Burgstädt sind bislang die Metallfertigung sowie die Montagelinien und die Logistik untergebracht. „Wir wollen von 65 auf 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wachsen“, gibt Lucht einen Ausblick. Auch das ist eine Herausforderung.
Gut geschulte Leute sind dünn gesät. Allerdings verlieren die sächsischen Zulieferer der Autoindustrie derzeit Personal, das Alternativen sucht.
Nur Komponenten aus Europa
Lucht LHZ verbaut ausschließlich europäische Komponenten in seinen Heizsystemen. „Zuerst kaufen wir in Sachsen ein oder bei deutschen Partnern“, bestätigt der Geschäftsführer. „Oder wir arbeiten mit Zulieferern aus dem europäischen Ausland. Die Schamottkeramiken aus Tschechien sind dafür ein Beispiel. Aus China beziehen wir nix.“
Dagegen liefert das Unternehmen seit acht Jahren seine Produkte sogar ins Reich der Mitte. Was deutschen Herstellern von Solarmodulen und Wechselrichtern gelben Neid ins Gesicht treiben dürfte, hat Lucht geschafft: Mit Qualitätsware hat er nicht nur den chinesischen Markt erobert. Weltweit liefert er in 40 Länder aus, an 70 Partner. „Wir geben zehn bis 15 Jahre Garantie auf unsere Produkte. Natürlich bieten wir keine Billigpreise, das ist auch nicht unser Ziel.“
Große Auswahl an Produkten
Neben den Flächenspeicherheizungen produziert Lucht LHZ auch Infrarotheizungen und elektrische Konvektoren. Als erster Hersteller überhaupt bekam die sächsische Firma das neue Qualitätslabel, das der europäische Branchenverband für Infrarot-Heiztechnik vergibt.
Die Flächenspeicherheizungen decken bis drei Kilowatt Anschlussleistung ab, die Konvektoren bis zwei Kilowatt, IR-Heizungen bis 1,55 Kilowatt. Derzeit läuft die Fertigung faktisch durch: sechs Tage die Woche in drei Schichten, wobei die Nachtschicht mannlos organisiert ist, also automatisch fährt.
Die Flächenspeicherheizungen lassen sich von 400 Watt bis drei Kilowatt regeln, einfach per App. Die IR-Heizungen liefert Lucht LHZ auf Wunsch der Kunden mit LED aus. Die Auswahl der Farben ist groß, auch lassen sich die Heizflächen als Spiegel oder Poster gestalten. „Die Motive drucken wir auf Wunsch auf“, erzählt der Firmenchef. „So halten wir die gesamte Wertschöpfung bei uns im Haus.“
Sonnenstrom für den Betrieb
Auf dem Dach des Hauptquartiers in Burgstädt stromt seit 2011 eine Photovoltaikanlage mit 327 Kilowatt. Zudem ließ Uwe Lucht weitere 30 Kilowatt von Solarwatt bauen, mit den neuen Verto-Wechselrichtern von Fronius. Diese Anlage nutzt er als Testfeld, um seine Flächenspeicherheizungen und den Autarkieboiler zu erproben. Rund 90 Prozent des Solarstroms nutzt er im Betrieb.
Für die Solarbranche prophezeit er „mehr Solarfassaden, um mehr Sonnenstrom im Winter zu erzeugen“. Denn die elektrischen Wärmesysteme sind mit selbst erzeugtem Sonnenstrom besonders wirtschaftlich.