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Wärmepumpen

Eine Million Geräte pro Jahr

Endlich wacht die Heizungsbranche auf. Jahrzehntelang hat sie sich auf scheinbar billigem Erdgas ausgeruht, sich eine goldene Nase mit schmutziger Heiztechnik verdient. Der Angriff der russischen Gas­barone auf die Ukraine hat diesem Treiben ein Ende bereitet.

Die Gaspreise schnellten in die Höhe, der Absatz der Gasgeräte für Heizwärme oder Warmwasser brach ein. Der Schock sitzt tief. Er wird nachwirken, auch wenn der Krieg in der Ukraine ein schnelles Ende finden sollte. Was leider nicht zu erwarten ist.

Rettungsanker Wärmepumpe

Nun soll es die Wärmepumpe richten, die panisch trudelnde Industrie retten. Seit 20 Jahren ist in Europa bekannt, dass die Wärmepumpe eine saubere und effiziente Wärmetechnik bietet, wenn man sie mit Ökostrom betreibt. Mit Atomstrom oder Kohlestrom ist sie genauso schmutzig wie das Gas.

Die deutschen Anbieter von Heiztechnik haben diese Alternative zu Gas und Öl stiefmütterlich behandelt. Einzige Ausnahme war und ist Stiebel Eltron. Dieser Anbieter war nicht mit fossiler Technik unterwegs und hat ausschließlich elektrische Wärmetechnik angeboten.

Photovoltaik zieht Wärmepumpen

Nun hat die globale Entwicklung der Photovoltaik dazu geführt, dass die Wärmepumpe als Hoffnungsträger der Heizungsbranche gilt. Der Prozess ähnelt der E-Mobilität, die durch Sonnenstrom neue Dynamik bekommen hat. Denn es sind vor allem Solarkunden, die Wärmepumpen (und E-Autos) nutzen, um sich endgültig von fossilen Energieträgern zu verabschieden. ­Eilig hat sich der konservative Bundesverband der Deutschen Heizungs­industrie (BDH) hinter Wirtschaftsminister Robert Habeck (Bündnis 90/Die Grünen) geschart, als der Mann neue Impulse für die Wärmewende setzen wollte. Endlich hat die deutsche Heizungsindustrie ihre Blockade aufge­geben, auch wenn sie in Brüssel weiterhin mächtig am Rad dreht.

Insgeheim wird die Renaissance von Erdgas vorbereitet, das hat die erbärmliche Entscheidung zur EU-Taxonomie offenbart. Erdgas als Klimaschutzgas: So krude muss man erst einmal denken!

Wärmepumpe mit Hydraulikspeicher im Altbau.

Foto: Viessmann

Wärmepumpe mit Hydraulikspeicher im Altbau.

Zeit gewinnen für den Wandel

Die Kämpfe hinter den Kulissen der Politik dienen vor allem einem Ziel: Zeit zu gewinnen. Denn die deutschen Anbieter von Wärmepumpen stehen vor ­einem ähnlichen Dilemma wie die großen Energieversorger und die Autokonzerne. Sie haben jahrelang geschlafen, jetzt ist der Abschied von fossilen (und nuklearen) Energieträgern nicht über Nacht zu stemmen.

Neue Werke brauchen Zeit. Mitarbeiter und Vertriebspartner müssen auf die neuen Zeiten eingeschworen werden. Kleines Beispiel: Welcher Installateur von Viessmann oder Vaillant ist wirklich in der Lage, eine Wärmepumpenanlage korrekt zu planen und zu installieren?

Der Startschuss ist gefallen!

Immerhin, der Startschuss ist gefallen! Die Räder der Entwicklung lassen sich nicht zurückdrehen. Nach einer Analyse des Bundesverbandes Wärmepumpe (BWP) ist die Heiztechnikbranche in der Lage, die Installationszahlen bis 2030 deutlich zu steigern.

Bis zum Ende dieses Jahrzehnts könnten jedes Jahr eine Million neue Wärme­pumpen installiert werden. Die Bundesregierung hatte das Ziel ausgegeben, den Bestand an Wärmepumpen bis 2030 von derzeit 1,4 auf sechs Millionen Anlagen zu steigern. Der BWP sagt: Das ist ambitioniert, aber machbar.

53 Prozent mehr im Jahr 2022

Im Jahr 2022 legte der Absatz um 53 Prozent auf 236.000 Geräte zu, 2023 könnten es eine halbe Million Neugeräte werden. Nach jahrzehntelangem Dornröschenschlaf singt die Heiztechnikbranche plötzlich im Chor mit den erneuerbaren Energien. „Warum wurde fossiles Erdgas steuerlich entlastet, zunehmend erneuerbar erzeugter Strom aber nicht?“, fragt Martin Sabel, Geschäftsführer des Bundesverbands. „Diese Widersprüche muss die Politik schnell auflösen. Dann ist die geplante Installation von 500.000 Geräten für das kommende Jahr kein Problem.“

Heizungsbauer sind gefordert

Wärmepumpen machen nur Sinn, wenn sie mit Ökostrom laufen. Und wenn sie sachgemäß beim Kunden eingebaut werden. Deshalb sind vor allem die Heizungsbauer gefordert. „Das Interesse von Handwerkern am Einbau von Wärmepumpen ist groß“, analysiert Sabel. „Die Fortbildungsangebote der Hersteller und Innungen werden stark nachgefragt.“

Klar ist: Wer seinen Kunden weiterhin Erdgas und Ölheizungen unter­jubelt, wird in wenigen Jahren aus dem Rennen sein. Nur wenn die Fach­installateure die Komplexität Wärmepumpe meistern, und zwar Wärmepumpe mit Photovoltaik, haben sie eine Zukunft.

Für die Heizungsbauer wird die Wärmepumpe zum wichtigsten ­Produkt.

Foto: BWP

Für die Heizungsbauer wird die Wärmepumpe zum wichtigsten ­Produkt.

Dramatischer Schwenk der Industrie

Der Umstieg der Heiztechnik auf Umweltwärme und Wärmepumpen schafft neue Jobs, nicht nur im installierenden Handwerk. Um den Wandel zu begleiten, investieren die Unternehmen der Heiztechnikbranche in neue Werke und stellen kräftig ein. „Die Heizungsindustrie in Deutschland und ­Europa ist bei der Wärmewende auf Kurs“, frohlockt Tillman von Schroeter, Geschäftsführer von Vaillant Deutschland. „Massive Investitionsprogramme der Hersteller sichern die zukünftig benötigten Wärmepumpenmengen ab.“

Abwarten, wer im Rennen bleibt! Den deutschen Anbietern von Heiztechnik steht das Wasser bis zum Halse. Denn anders als bei Gasgeräten oder Öl­heizungen treffen sie im Marktsegment der Wärmepumpen auf aggressive Konkurrenten aus Asien. Daikin, Mitsubishi, LG sind Beispiele für gestandene Marken, die über enorme Fertigungskapazitäten verfügen. Jetzt drücken sie ihre Geräte in den deutschen Markt, der hochpreisig ist und Importeure anlockt wie Honig die Fliegen. Bislang war der Heizungsmarkt hübsch aufgeteilt. Nun gerät die gesamte Vertriebsstruktur ins ­Rutschen.

Solarelektrische Vollversorgung als Alternative

Die Heizungsbauer geraten zunehmend unter Druck, weil schon die nächste Technologie aufdämmert. Sie kommt gänzlich ohne wassergeführte Heizsysteme aus – also ohne aufwendige Kupferverrohrung, Pumpen und thermisch träge Radiatoren. Deshalb setzen die Ausstatter von Neubauten zunehmend auf solarelektrische Vollversorgung.

Der größte Teil des Jahres wird mit Photovoltaik abgedeckt. Im Winter wird elektrisch beheizt. Trotz gestiegener Strompreise ist diese einfache Technik lukrativ. Für eine Luftwärmepumpe im Einfamilienhaus muss mancher Kunde derzeit bis 20.000 Euro berappen. Das entspricht rund 40.000 Kilowattstunden Netzstrom. Damit kann man etliche Jahre heizen.

Vor allem Nutzer, die über große ­Solarflächen verfügen, können und werden sich die Wärmepumpe sparen. Sie steigen auf elektrische Bereitung von Warmwasser und Heizwärme um, mit elektrischen Infrarotheizflächen in den Räumen. Die Frage wird nicht sein, ob es gelingt, bis 2030 in Deutschland eine Million Wärmepumpen pro Jahr zu installieren. Die Frage wird eher sein, ob bis dahin überhaupt noch Wärmepumpen in dieser Stückzahl benötigt werden. Schauen wir mal.

Solarthermische Unterstützung für Wärmepumpen in Stuttgart.

Foto: BWP

Solarthermische Unterstützung für Wärmepumpen in Stuttgart.

Baywa r.e. Ecademy

Neue Veranstaltungsreihe rund um Sonnenstom und Wärme

Der Fachgroßhändler Baywa r.e. bietet ein umfangreiches Programm aus Webinaren und Seminaren rund um das Thema PV plus Wärme an. Viele Inhalte aus bisherigen Veranstaltungen stehen online zum Download bereit. Auch die Seminare werden aufgezeichnet und ­digital angeboten:

ISH 2023

Innovationen bei Wärmepumpen als Schwerpunkt

Die Bundesregierung hat im Mai 2021 im Rahmen der Anpassung des Klimaschutzgesetzes (KSG) die CO2-Minderungsziele für das Jahr 2030 für alle Sektoren weiter verschärft. Insgesamt sollen die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 65 Prozent gegenüber dem Jahr 1990 gesenkt werden. Bis zum Jahr 2045 soll Deutschland die Klimaneutralität erreicht haben.

Für den Gebäudesektor liegt das neue Minderungsziel bei gut 44 Prozent für das Jahr 2030 im Vergleich zu den Emissionen des Jahres 2020. Das entspricht einer Reduzierung um rund 53 Millionen Tonnen CO2. Vor dem Hintergrund dieser ambitionierteren Klimaschutzziele müssen im Wärmesektor alle vorhandenen Optionen zur Emissionsminderung genutzt werden.

Der Zubau von Wärmepumpen ist eine Säule der Wärmewende. Die Ampelkoalition plant, den Bestand auf sechs Millionen Wärmepumpen bis zum Jahr 2030 auszubauen. Zurzeit sind in Deutschland rund 1,1 Millionen Wärmepumpen installiert.

Im Neubau ist die Wärmepumpe bereits Marktführer. Mittlerweile bieten die Hersteller technische Lösungen für Bestandsgebäude an. Während konventionelle Wärmepumpen mit einer Vorlauftemperatur von rund 50 Grad Celsius arbeiten, erreichen die Hochtemperatursysteme bis zu 70 Grad Celsius.

Der Staat fördert den Einbau von Wärmepumpen mit 35 Prozent der förderfähigen Kosten. Es sind sogar 45 Prozent Förderung möglich – wenn die Wärmepumpe eine alte Ölheizung ersetzt. Über Innovationen bei Wärmepumpen im Gebäudesektor informiert die ISH vom 13. bis 17. März 2023 in Frankfurt.

Aufzeichnung des Fachwebinars

Solare Wärmepumpe im Bestandsgebäude planen

Die Umstellung der Wärmeversorgung auf Solarstrom senkt die Energiekosten für Hauseigentümer. In unserem Webinar mit Solarwatt und Stiebel Eltron haben die Referenten anhand von Beispielen gezeigt, wie ­Wärmepumpen im Bestandsgebäude mit Photovoltaik kombiniert werden. Neben technischen Schwerpunkten wurde die Wirtschaftlichkeit solcher Systeme diskutiert.

Eric Prager ist Produktmanager für Wärmepumpen bei Solarwatt. Er zeigt, wie die solar betriebene Wärmepumpe zum Energiepreisdeckel wird. Malte Vahlenkamp leitet das Produktmanagement für die Regelungstechnik bei Stiebel Eltron. Im Webinar erklärt er, welche Möglichkeiten es für den Einbau von Wärmepumpen gibt und worauf zu achten ist.

Wer das Webinar verpasst hat, kann sich die Aufzeichnung anschauen und vom Fachwissen unserer Experten profitieren. Sie finden die Aufzeichnung auf der Landingpage des Webinars:

BSW Solar

Solarheizungen stärker nachgefragt

Im vergangenen Jahr wurden rund zwölf Prozent mehr Solarthermie­anlagen zur Heizungsunterstützung und Warmwasserbereitung ­installiert als 2021. Fast die Hälfte aller Immobilienbesitzer denkt über ­Solarkollektoren nach. Jeder zehnte plant sie bereits für 2023. Auch ­solare Fern­wärme ist gefragt.

2022 wurden rund 91.000 neue Solarwärmeanlagen installiert. Die ­Bruttofläche aller zumeist auf Gebäuden installierten Solarkollektoren umfasste 709.000 Quadratmeter. Das entspricht der Fläche von knapp 100 Fußballfeldern. Insgesamt sind in Deutschland derzeit über 2,5 ­Millionen Solarheizungen in Betrieb.

Beim Bundesamt für Wirtschaft stieg die Zahl der eingegangenen Förder­anträge um 75 Prozent gegenüber 2021. Die Branche erwartet mehr Aufträge für solare Heizwerke mit Megawattleistungen. Sie können ­Wärme zu rund fünf Cent je Kilowattstunde bereitstellen. 2022 wurden acht neue Heizwerke mit einer Kollektorfläche von rund 4,4 Hektar neu in Betrieb genommen. Das sind sechs Prozent der insgesamt installierten Kollektorfläche.

Die Bundesregierung fördert die Anschaffung und die Installation von solarthermischen Anlagen mit bis zu 35 Prozent. Mehr Infos zur ­Solarthermie und zur Förderung lesen Sie hier:

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