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Reparatur

Den Lötkolben schwingen

Es ist ein riesiges neues Gebäude, das im nordrhein-westfälischen Rahden im vergangenen Jahr hochgezogen wurde. Jetzt ist es fertig. Natürlich mit Solaranlage auf dem Dach ausgestattet. Schließlich wird hier für die Energiewende gearbeitet – oder besser aufgearbeitet. Denn in den neuen Räumlichkeiten hat Hilker Repair seine neue Dependance bezogen.

Das Unternehmen hat sich auf die Reparatur von Wechselrichtern spezialisiert. Auch andere Komponenten der Leistungselektronik und sogar Speicher kommen in Rahden zur Reparatur an. Der Neubau für Hilker Repair – inzwischen ein eigenständiges Unternehmen unabhängig von Hilker Solar – war auch dringend notwendig. „Aufgrund der Marktsituation – so gut wie alle Neugeräte haben einige Monate Lieferzeit – ist die Nachfrage nach Reparaturen im letzten Jahr förmlich explodiert“, sagt Dennis Logemann, Geschäftsführer von Hilker Repair. „Denn bei einem Defekt eines Wechselrichters müssen die Betreiber teilweise mehrere Monate warten, was einen horrenden Ausfall an Solarstromertrag bedeutet. In einer solchen Situation wird die Reparatur immer interessanter.“

10.000 Wechselrichter aufgearbeitet

Doch auch ohne lange Wartezeiten auf ein Neugerät lohnt sich die Reparatur eines defekten Wechselrichters. Vor allem bei größeren Anlagen bedeutet der Neukauf in der Regel einen Umbau der Anlage auf die neuen Kommunikationsstandards. Dann werden eventuell auch ein neues Anlagenzertifikat und eine neue Konformitätserklärung fällig. Das kostet nicht nur Geld, sondern auch viel Zeit. Doch auch bei kleineren Anlagen lohnt sich die Reparatur. Denn in der Regel ist diese preiswerter als ein neuer Wechselrichter.

Im vergangenen Jahr haben die inzwischen 22 Mitarbeiter bei Hilker Repair immerhin fast 10.000 Geräte wieder auf Vordermann gebracht. Das Unternehmen musste sogar drei Monate lang die Auftragsannahme schließen. Denn zur guten Auftragslage kam noch der Umzug in das neue Gebäude.

Hersteller lassen reparieren

Inzwischen kommen auch immer mehr Hersteller auf das Unternehmen zu. „Die Nachhaltigkeit wird für viele Wechselrichterhersteller wichtiger“, weiß Dennis Logemann. „Früher wurden fehlbestückte Platinen aus der Produktion teils einfach entsorgt. Jetzt bekommen wir immer häufiger Paletten mit solchen Platinen sowie den passenden Bauteilen zugeschickt und bessern die Fehler aus.“

Auch Austauschgeräte und Auslaufmodelle für Garantiefälle von Herstellern übernimmt Hilker Repair immer öfter. Denn die Anbieter kommen aufgrund der drastisch gestiegenen Installationszahlen mit den eigenen Reparaturen nicht mehr hinterher. Hinzu kommen noch Geräte, die die Hersteller selbst nicht reparieren können, weil sie die passenden Platinen nicht mehr vorrätig haben. Denn bei Hilker wird immer noch bis auf die Bauteilebene repariert. Das heißt, hier werden nicht nur Platinen getauscht, sondern die Wechselrichter auch vollständig überarbeitet.

Onlineshop schnell ausverkauft

Das Gros der Aufträge sind aber immer noch Reparaturen von Wechselrichtern aus laufenden Anlagen. Um den Betreibern mehr Service zu bieten und auch die Ausfallzeiten geringer zu halten, hat Hilker Repair einen Onlineshop eingerichtet. Hier hat das Unternehmen damit begonnen, aufgearbeitete Wechselrichter als Kaufgeräte anzubieten.

Die Wechselrichter waren vor allem Restposten der Hersteller oder stammten aus Repowering-Projekten, bei denen die gesamte Leistungselektronik ausgetauscht wurde. Bei Hilker Repair werden diese Geräte einmal komplett generalüberholt. Das heißt, alle kritischen Komponenten in den Geräten werden erneuert beziehungsweise überarbeitet und dann in den Onlineshop gestellt. „Die Nachfrage war im vergangenen Jahr so groß, dass die etwa 300 Geräte, die wir im Onlineshop hatten, innerhalb von zwei Wochen ausverkauft waren“, sagt Logemann. „Deshalb bieten wir die aufgearbeiteten Wechselrichter inzwischen nur noch als Austauschgeräte an. Dadurch bekommen wir immer wieder neues Material zur Generalüberholung und haben den Kreislauf geschlossen.“

Wartung immer noch Stiefkind

Das heißt, der Anlagenbetreiber kann im Webshop einen für seinen Generator passenden aufgearbeiteten Wechselrichter suchen. Wird er fündig, bestellt er das Gerät bei Hilker Repair. Die Rahdener schicken ihm den Wechselrichter zu. Nachdem er diesen von einem Installateur gegen sein defektes Gerät hat austauschen lassen, wird das defekte Geräte abgeholt und kommt nach Rahden. Dort arbeiten die Techniker von Hilker Repair das Gerät wieder auf und stellen es als Austauschgerät wieder in den Onlineshop.

Selten kommen Wechselrichter in Rahden an, die vorsorglich überholt werden, bevor sie kaputtgehen. Denn immer noch werden die Wechselrichter bei der Anlagenwartung stiefmütterlich behandelt, kritisiert Dennis Logemann. Um die Anlagenbetreiber und Betriebsführer dafür zu sensibilisieren, arbeitet Hilker Repair an einer statistischen Übersicht über die einzelnen Geräte. Denn eine vorsorgliche Generalüberholung verursacht bei vielen Geräten nur etwa ein Drittel der Kosten, die bei der Reparatur anfallen, wenn der Wechselrichter kaputt ist.

Zudem verhindert die vorsorgliche Generalüberholung eines Wechselrichters den Totalausfall, weil er nicht mehr reparabel ist, sowie unplanmäßige Ertragsausfälle. „Unser Plan ist, spätestens in drei Jahren bei gängigen Geräten sagen zu können, wann voraussichtlich welches Gerät kaputtgehen könnte. Denn die gängigen Defekte sind typenabhängig. Dann ist auch die vorsorgliche Generalüberholung planbar“, erklärt Dennis Logemann.

Betriebsstunden auswerten

Dazu arbeitet er statistisch auf, nach wie vielen Betriebsstunden welcher Wechselrichter ausgefallen ist, der in Rahden ankam. „Unser Datenbestand wird immer besser, auch weil die neueren Geräte im Gegensatz zu den älteren Wechselrichtern die Betriebsstunden und auch die erzeugte Energie erfassen“, sagt er. „Wir haben schon sehr gute Daten über die Quote der Reparabilität und die Kosten. Jetzt wollen wir auch voraussagen, wann eine Generalüberholung notwendig ist.“

Die Generalüberholung von noch funktionierenden Wechselrichtern steht bei Fronius zwar nicht im Vordergrund. Doch dem österreichischen Hersteller sind Nachhaltigkeit und Reparierbarkeit ein Anliegen. Seit 2007 betreibt Fronius ein eigenes Repair Center am Produktionsstandort in Sattledt, seit 2010 in Steinhaus bei Wels. Dort werden defekte Wechselrichter aus der eigenen Produktpalette bis auf Bauteilebene der einzelnen Platinen repariert, was nur sehr wenige Hersteller im eigenen Unternehmen anbieten. Waren es im Jahr 2004 noch zwei Mitarbeiter, die direkt in den Produktionshallen defekte Wechselrichter reparierten, ist der Bereich Solarenergie im Repair Center International inzwischen auf 35 Mitarbeiter angewachsen.

Reparatur außerhalb der Garantie

Es sind nicht nur Garantiefälle, die im Repair Center von Fronius ankommen, sondern auch ältere Geräte, die teilweise schon viele Jahre zuverlässig Strom umgewandelt und eingespeist haben, aber inzwischen in die Tage gekommen sind. „Wir versuchen, alle Geräte zu reparieren, die bei uns ankommen, egal ob innerhalb oder außerhalb der Garantie“, sagt Dietmar Hofer, bei Fronius für das Field Service Management (FSM) verantwortlich. „Schließlich müssen Geräte oft repariert werden, damit kein Anlagenumbau durch einen Gerätetypenwechsel notwendig wird. Deshalb erhalten wir die Reparatur weit über die Garantiezeiten aufrecht“, ergänzt Gerald Markgraber, Leiter von FSM Repairs bei Fronius.

Demnach repariert Fronius auch ältere IG- oder IG-Plus-Modelle. Sogar Sunrise-Wechselrichter der allerersten Generation kommen in Steinhaus zur Reparatur an. „Die Ursachen für Defekte sind vielfältig“, weiß Hofer. In jedem Fall ist der Installateur der Ansprechpartner für den Anlagenbetreiber. Denn in der Regel läuft der Service auf der Ebene von Austauschgeräten. „Der Installateur nimmt Kontakt zu uns auf – entweder über die Hotline des technischen Supports oder über das digitale Tool Fronius Solar SOS, welches wir dafür anbieten. Danach schicken wir ein entsprechendes Austauschgerät zum Installateur. Der installiert diesen Austauschwechselrichter und legt das defekte Gerät in die Verpackung, in der er das Austauschgerät erhalten hat. Danach druckt der Installateur ein Label des Fronius-Versandpartners aus und schickt den defekten Wechselrichter zu uns“, beschreibt Dietmar Hofer die Abwicklung.

Auf diese Weise ist die Anlage am schnellsten wieder verfügbar und die Ertragsausfälle sind am geringsten. Die Mitarbeiter im Repair Center reparieren das defekte Gerät und arbeiten es wieder auf. Danach ist es als Austauschgerät im Kreislauf verfügbar. „Der Anlagenbetreiber kann aber auch sein Gerät repariert bekommen, wenn ihm das wichtig ist“, sagt Hofer. „Dann machen wir einen Kostenvoranschlag.“

Anlage schnell verfügbar machen

Dieser fällt je nach Art des Defekts unterschiedlich aus. „Deshalb ist es für den Anlagenbetreiber besser, auf das Austauschgerät zurückzugreifen, wenn er kalkulierbare Kosten haben und diese in die Anlagenamortisierung einrechnen will“, sagt Gerald Markgraber.

Im Zuge der Reparatur wird der Wechselrichter auf den für dieses Gerät verfügbaren technischen Letztstand gebracht. Sollte eine Platine unrettbar kaputt sein, ist Fronius auch in der Lage, eine neue zu produzieren. Denn die Österreicher stellen ihre Platinen ohnehin selbst her und haben die Bestückung der Leiterplatten älterer Geräte in der Datenbank. „Es gibt aber auch Geräte, bei denen so viel zu tauschen wäre, dass sich die Reparatur tatsächlich nicht mehr lohnt“, sagt Gerald Markgraber.

Fronius repariert sogar defekte Platinen, die von den Servicepartnern vor Ort ausgetauscht werden. Auf diese Weise minimiert Fronius den Materialbedarf für die Energiewende. „Denn es gibt ein großes Umdenken bei den Menschen, vor allem bei denen, die sich für Solaranlagen entscheiden. Sie denken immer mehr an Nachhaltigkeit. Es geht glücklicherweise nicht immer nur ums Geld“, weiß Dietmar Hofer.

Mit dem Lötkolben bewaffnet, gehen die Techniker und Technikerinnen bei Fronius an die Reparatur der Geräte.

Foto: Fronius International

Mit dem Lötkolben bewaffnet, gehen die Techniker und Technikerinnen bei Fronius an die Reparatur der Geräte.

Kostal Solar Electric

Den passenden Wechselrichter zum Austausch finden

Sollte der alte Wechselrichter nicht mehr reparabel sein, hat Kostal ein Internetwerkzeug entwickelt, mit dem sich schnell das passende Neugerät finden lässt. Anstatt den Austausch wie bisher auf Basis der vorhandenen Module neu zu berechnen, geht das Tool von dem zu ersetzenden Wechselrichter aus.

Der Installateur muss nur Hersteller und Typ des alten Geräts, die Anzahl und den Montageort eingeben. Daraus ermittelt der Solar Repower Check passende Ersatzgeräte aus dem Produktportfolio von Kostal.

Sollte einmal kein passendes Ersatzgerät vorliegen, bietet das Programm ausgewählte Alternativen wie leistungsstärkere Geräte an. Bei diesen sollte dann anhand farblich markierter Werte noch kurz überprüft werden, ob das Gerät technisch tatsächlich für die Photovoltaikanlage ausgelegt ist.

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