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Kein Kriegsrecht für den Netzausbau!

Der Netzausbau ist im Verzug! Mit dieser Meldung überraschte Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) dieser Tage die Medien, riss sie aus ihrer hochsommerlichen Siesta, gemeinhin als Sommerloch bekannt. In bislang unbekannter Agilität kündigte er „Zielvereinbarungen“ mit den Energieversorgern an, die das Hochspannungsnetz über ihre Tochtergesellschaften fest im Griff regionaler Monopole halten. Er will die Verfahren „beschleunigen“ und „vereinfachen“, um „die Energiewende voran zu bringen“. Feine Euphemismen für den Versuch, geltendes Planungsrecht auszuhebeln. Um die Proteste der Menschen in unserem Land zu ignorieren.

Windbranche stößt ins gleiche Horn

Neu an dieser Ansage war eigentlich nur, dass neuerdings auch die Windbranche in dieses Horn stößt. Applaus von Seiten der Netzbetreiber war Altmaier ohnehin gewiss. Dass ihm nun auch von Seiten der Windkraft der Hof gemacht wird, zeigt, dass die Windbranche ihren Zenit hierzulande überschritten hat. Wenn sie sich in den Schatten der Strommasten stellt, wird ihre Akzeptanz weiter sinken.

Ja, die Windkraft hängt am Stromnetz, an den teuren Trassen, deshalb kommt sie mit den Kosten nicht runter. Das gilt vor allem für die völlig überdimensionierten Windparks im Norden und in Mitteldeutschland. Keine Windkraft ohne Netzausbau, das gehört nun mal zusammen. Bei der Photovoltaik ist das grundsätzlich anders. Sie funktioniert ohne Hochspannungskabel, ist wirklich dezentral und bürgernah. Aus diesem Grunde wird sie ihre Kostenvorteile weiter ausbauen.

Auch dieser Vorstoß wird versickern

Doch zurück zum Vorstoß des Herrn Altmaier. Er wird versickern, wie der dünne Regen dieses Sommers. Denn eigentlich kämpft der Mann um eine Versorgungsstruktur, die längst nicht mehr zeitgemäß ist. Peter Altmaier ist der Don Quichotte der alten Stromnetze, deren Rückgrat die Hochspannung ist.

Niemand, der bei Troste und Verstande ist, will neue Hochspannungstrassen. Will neue Schneisen durch die Wälder und Fluren, will noch mehr Kupfer an den Masten, noch mehr Elektrosmog, nur um überschüssigen Windstrom aus dem Norden nach Bayern zu transportieren. Bayern und Baden-Württemberg können sich regional komplett selbst versorgen. Technisch ist das kein Problem. Auch ökonomisch ist es mittlerweile günstiger, als den Strom über hunderte Kilometer heranzuschaffen.

Keine Rettung für die Offshore-Windkraft

Worum es hier wirklich geht – auch das ist keine Neuigkeit: Peter Altmaier will die rostigen Investitionen der Energiekonzerne in die norddeutsche Windkraft retten. Vor allem Offshore-Projekte sind nicht rentabel, weil der Strom viel zu teuer ist. Zwar wird er auf See dem Papier nach preiswerter erzeugt, als zu Lande. Nimmt man jedoch die Kosten für den laufenden Betrieb, die Wartung und vor allem den Netzanschluss hinzu, ist die Offshore-Windkraft nicht konkurrenzfähig.

Um die Illusion einer billigen Stromquelle vor den Küsten aufrechtzuerhalten, wurden die Offshore-Projekte mit erheblichen Subventionen aus der EEG-Umlage versüßt. Nun laufen diese Subventionen langsam aus. Wird der Strom künftig nicht über leistungsstarke Trassen nach Süden verkauft, geht bei den Rotoren sprichwörtlich das Licht aus.

Die Leute sind ja nicht blöd!

Altmaiers Vorstoß ist das neuerliche Eingeständnis, dass die Bundesregierung die Energiewende verpfuscht. Kein Wort verliert der Bundeswirtschaftsminister zu den republikweiten Protesten gegen die Trassen. Sie kommen aus allen Schichten, denn die Leute sind ja nicht blöd.

Erst wurden sie von den Energieversorgern bei Strompreis abgezockt, angeblich weil die Erzeugungskosten stiegen. Aufgrund des Preisverfalls bei den erneuerbaren Energien ist dieses Argument nicht mehr zu halten. Nun sollen die Menschen abgezockt werden, weil die Kosten für den Netzausbau steigen.

Spezielles Kriegsrecht für die Netzbetreiber

Wie durchsichtig, wie fadenscheinig dieses Manöver ist! Doch ein spezielles Kriegsrecht, um die Trassen gegen den Willen der Bevölkerung durchzupeitschen, wird sie nicht retten. Es rettet auch die Energieversorger und ihre Netztöchter nicht. Das künftige, dezentrale Versorgungsmodell für erneuerbaren Strom braucht die Hochspannungsnetze einfach nicht mehr. Punkt.

Die Investitionen müssten in die Intelligenz der Niederspannung und der Mittelspannung fließen, damit diese Netzebenen schneller schalten und fluktuierende Energien besser ausgleichen können. Ein solchen Vorstoß haben wir bislang nicht vernommen. Weder von Herrn Altmaier, noch von niederen Chargen aus seinem Ministerium. Ist auch nicht zu erwarten. Denn mit zukunftsweisenden Ideen hat sich dieser Laden bisher noch nie hervorgetan.