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Dialog

„Diese Welt liegt mit Fieber auf der Intensivstation“

Schwarzburger: Es gibt Leute, die sagen: Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen. Nun liegt die Welt – unsere Zivilisation – aufgrund des Klimawandels mit hohem Fieber auf der Intensivstation. Ich denke, das hat vor allem damit zu tun, dass es zu wenig Visionäre gibt.

Petersen: Das Zitat stammt von Helmut Schmidt, der nicht mehr unter uns weilt. Die Zeiten ändern sich – und sie ändern sich immer schneller. Ein Unternehmer wie Elon Musk hat definitiv eine Vision – oder mehrere Visionen.

Schwarzburger: Die Photovoltaik, die Speicherbranche und die E-Mobilität sind visionäre Unternehmungen. Man kann sagen, sie sind ökonomischer Ausdruck der Vision einer sauberen, lebenswerten Welt. Zu diesem Ziel gibt es meiner Meinung nach keine Alternative.

Petersen: Ökonomie und Ökologie sind schon lange keine Gegensätze mehr. Im Gegenteil: Mit den richtigen Rahmenbedingungen entstehen neue Geschäftsfelder. Cleantech ist bereits ein Exportschlager aus Deutschland. Bei der Elektromobilität drohen die deutschen Autobauer allerdings den Anschluss zu verlieren. China wird künftig keine Verbrenner mehr von uns in großem Maßstab kaufen.

Schwarzburger: Technik hilft, Probleme zu lösen. Aber sie kann die tief liegenden Ursachen der Hemmnisse nicht beseitigen. Dazu bedarf es des Umdenkens in den Köpfen und politischer Veränderungen. Eine technische Revolution hat immer auch Einfluss auf die Kultur, auf das Zusammenleben der Menschen – im Dorf, in der Stadt, im Land und global.

Petersen: Die jungen Leute wollen den Klimawandel. Sie wollen ihre Interessen vertreten – im Bund, im Land, aber auch in der Regionalpolitik. Hier bieten Solarparks eine Chance für klamme Kassen: Eine Gruppe von Solarfirmen hat vorgeschlagen, eine planbare Gemeindeabgabe für Kommunen einzuführen, um Schulen, Kindergärten oder die Feuerwehr finanziell zu unterstützen.

Schwarzburger: Wie schnell sich die Photovoltaik durchsetzt, hängt sehr stark vom Wandel des politischen Denkens ab. Millionen Prosumer und dezentrale Solargeneratoren für den Eigenverbrauch und das Stromnetz erhöhen den Druck auf die politischen Entscheidungsträger. Sie sind eine Abstimmung von unten, gelebte Demokratie.

Petersen: Am Umgang mit den Altanlagen nach der EEG-Förderung erkennt man die Hemmnisse und Widerstände. Es machte ja schon ein Gerücht zum Einspeiseverbot die Runde. Am Ende wird man erkennen, dass es für alle ein Vorteil ist, wenn die bezahlten Altanlagen weiter Solarstrom produzieren und einspeisen. Dafür braucht es nur die richtigen Anreize vom Gesetzgeber. Um es mit dem Visionär Franz Alt zu sagen: Alte Solaranlagen schicken uns keine Rechnung mehr!

Schwarzburger: Ich sehe die solare Energiewende als Teil dramatischer Veränderungen, ebenso wie das Internet oder der Mobilfunk. Wir verabschieden uns vom Öl und vom Gas, von Uran und Plutonium. Das ist nicht nur ein Dienst für den Frieden, das ist auch ein Dienst an der sozialen Gerechtigkeit. Photovoltaik macht die Welt nicht automatisch gerechter. Aber sie öffnet neue Chancen, sozial und politisch.

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