Erstmals haben die HTW Berlin, das Fraunhofer ISE und der ADAC ein gemeinsames Testverfahren für Wallboxen mit Fokus auf solares Überschussladen entwickelt und angewendet. Im Rahmen der sogenannten Wallbox-Inspektion 2025 wurden fünf Modelle von Amperfied, Fronius, Kostal, SMA sowie ein weiterer, nicht genannter Hersteller geprüft. Im Mittelpunkt stand die Fähigkeit der Geräte, überschüssigen Solarstrom effizient zum Laden von Elektrofahrzeugen zu nutzen.
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Die Tests fanden im Digital Grid Lab des Fraunhofer ISE statt. Grundlage war die neue Richtlinie zur Charakterisierung von unidirektionalem und solarem Laden für Elektrofahrzeuge. Die Wallboxen wurden mit digitalen Zwillingen von Elektroautos getestet. Insgesamt wurden 80 Testzyklen pro Gerät durchgeführt. Die Forscher untersuchten insbesondere, wie schnell und präzise die Wallboxen auf Schwankungen der Solarstromerzeugung reagieren und die Ladeleistung anpassen. „Wie schnell und genau die Anpassung der Ladeleistung erfolgt, haben wir uns im Rahmen der Wallbox-Inspektion 2025 erstmalig angeschaut“, sagt Nico Orth, Wissenschaftler an der HTW Berlin und Autor der Studie.
Deutliche Unterschiede bei Effizienz und Kosten
Die beiden schnellsten Geräte, Amperfied connect.solar mit PowerMeter 63 und Fronius Wattpilot Flex Home 22 C6 mit Smart Meter IP, passten die Ladeleistung in rund 9,2 Sekunden an. Unterschiede zwischen den beiden lagen im Bereich von Hundertstelsekunden. Auch langsamere Systeme wie die Kombination aus E-Charger, Sunny Home Manager 2 und Energy Meter von SMA konnten durch hohe Präzision überzeugen: Die Ladeleistung wurde auf 16 Watt genau eingestellt.
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Ein weiterer wichtiger Faktor war der Stand-by-Verbrauch, da Wallboxen über 8.000 Stunden pro Jahr im Bereitschaftsbetrieb sind. Hier zeigte sich der Kostal Enector AC mit Smart Energy Meter G2 als sparsamste Lösung mit 3,2 Watt Stand-by-Leistung.
Neuer Wallbox-Performance-Index
Die HTW Berlin entwickelte für die Bewertung ein Simulationsmodell mit dem sogenannten Wallbox-Performance-Index. Damit lassen sich die Geräte unter realitätsnahen Bedingungen vergleichen, ohne aufwendige Langzeitmessungen. „Hierfür tritt der Prüfling virtuell gegen eine ideale, verlustfreie Wallbox mit einer Zehn-Kilowatt-Photovoltaikanlage an“, erklärt Joseph Bergner, CO-Autor der Studie von der HTW Berlin.
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Laut Studie kann ein Pendler unter Idealbedingungen jährlich bis zu 470 Euro gegenüber einer Wallbox sparen, die ausschließlich Netzstrom nutzt. Über zehn Jahre können sich die Unterschiede zwischen den getesteten Geräten auf bis zu 540 Euro summieren.
Testsieger und Branchenempfehlung
Alle getesteten Wallboxen erreichten mehr als 83 Prozent der Einsparungen der idealen Referenz. Testsieger wurde die Amperfied Connectsolar mit 94,8 Prozent, gefolgt vom Fronius Wattpilot Flex Home 22 C6 mit 94,4 Prozent und dem Kostal Enector AC mit 92,7 Prozent. Zwischen dem besten und dem am niedrigsten bewerteten Gerät lag eine jährliche Kostendifferenz von 54 Euro.
Die Autoren der Studie empfehlen Besitzern von Solaranlagen und E-Autos ausdrücklich, Wallboxen mit Überschussladefunktion zu nutzen. Dieser Betriebsmodus minimiert den Netzstrombezug. Weitere Informationen zur Wallbox-Inspektion 2025 sind auf der Website der HTW Berlin verfügbar. (nhp)
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