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Neue Studie: AKW drängen Ökostrom aus dem Netz

Als Beispiel für die Studie wird Frankreich herangezogen. Allein durch die aktuell diskutierten Laufzeitverlängerungen für französische AKW würden im Jahr 2030 in Frankreich, Spanien und Deutschland mehr als zwei Milliarden Kilowattstunden sauberer Ökostrom aus dem Netz gedrängt. Mit der Strommenge lassen 617.000 Haushalte ein Jahr lang versorgen. „Länger laufende Atommeiler sind schädliche Bremsklötze für die Energiewende, weil sie durch ihre träge Produktionsweise die Einspeisung von Ökostrom blockieren“, sagt Sönke Tangermann, Vorstand bei Green Planet Energy.

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Laufzeit auf 50 Jahre verlängern?

Im Februar hatte die französische Regierung – vor dem Hintergrund des Wahlkampfs und des Krieges in der Ukraine – angekündigt, in den Bau neuer Atomkraftwerke zu investieren. Das würde die Situation weiter verschärfen. Die Untersuchung von Energy Brainpool fokussiert auf eine Laufzeitverlängerung bestehender Meiler auf über 50 Jahre, wie sie Paris aktuell prüft. Dieser längere Weiterbetrieb würde dazu führen, dass bis 2030 zusätzliche rund 19 Gigawatt AKW-Leistung in Frankreich Strom produzieren.

AKW sind viel zu träge

In Zeiten hoher Einspeisung erneuerbarer Energien können die nationalen und europäischen Stromnetze aber nicht die gesamte Stromproduktion aufnehmen, ohne überlastet zu werden. Die Netzbetreiber müssen dann Anlagen abregeln. Weil ältere Atomkraftwerke ihre Stromproduktion kurzfristig – vorrangig aus Kostengründen – nur auf rund 80 Prozent der installierten Leistung reduzieren, treffen diese Abregelungen vor allem die flexibleren Wind- oder Solarkraftwerke, die ihren Ökostrom nicht mehr einspeisen können.

Strommärkte in Spanien, Frankreich und Deutschland betroffen

Energy Brainpool hat mithilfe präziser Modellierungen errechnet, dass allein durch einen längeren Weiterbetrieb der französischen Atomreaktoren im Beispieljahr 2030 die abgeregelten Ökostrommengen um rund zwölf Prozent oder um 2.160 Gigawattstunden anwachsen würden. Ein Ökostromverlust von 781 Gigawattstunden entfällt auf Frankreich selbst.

Weitere Länder wollen verlängern

Doch auch die Nachbarländer Spanien (780 Gigawattstunden) und Deutschland (586 Gigawattstunden) wären massiv von den Abregelungen betroffen. „Wenn neben Frankreich weitere EU-Staaten Laufzeiten für alte Atommeiler verlängern, wäre der Schaden durch ungenutzte Ökostrommengen – die durch nationale Fördersysteme wie das EEG ja oftmals dennoch vergütet werden – noch weitaus höher“, sagt Sönke Tangermann. Belgien etwa hat vor wenigen Wochen beschlossen, den Atomausstieg im Land um zehn Jahre zu verschieben.

Massive Vernichtung von Ökostrom droht

Auch in Deutschland gibt es immer wieder Forderungen, die letzten drei aktiven Atomkraftwerke über Ende 2022 weiter am Netz zu lassen. Zudem will die EU-Kommission auf Drängen Frankreichs im Rahmen der Taxonomie durchsetzen, dass Atomkraft als ökologisch nachhaltig eingestuft wird, um Investitionen in neue Atomkraftwerke zu erleichtern. „Die in der Studie aufgezeigte massive Vernichtung von wertvollem Ökostrom ist neben dem Atommüll und dem Risiken von Störfällen ein weiterer Beleg dafür, dass Atomkraft niemals nachhaltig sein kann“, kritisiert Tangermann. „Sie hilft uns in Europa weder beim Klimaschutz – noch dabei, wirklich unabhängig von fossilen Importen zu werden.“ (HS)

Eine Kurzfassung der Studie finden Sie hier.

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