Die österreichische Regulierungsbehörde E-Control hat die Verordnung zur Festlegung des Systemnutzungsentgeltes für 2026 vorgelegt. Diese enthält erstmals die Einführung flexibler Netzentgelte, wie der Branchenverband PV Austria mitteilt. Dieser reduzierte Sommer-Arbeitspreis soll regional gelten. Konkret ist angedacht, dass Verbraucher von Anfang April bis Ende September zwischen 10 und 16 Uhr 20 Prozent weniger Netzentgelt für den verbrauchten Strom bezahlen.
Abregelung verhindern und Strompreise stabilisieren
Damit hat die Regulierungsbehörde primär den Verbrauch von Solarstrom im Blick. Denn genau in diese Zeiten fallen die Einspeisespitzen vieler nach Süden ausgerichteter Photovoltaikanlagen. Denn durch die verringerten Netzentgelte in Zeiten der maximalen Solarstromproduktion steigt der Anreiz der Verbraucher, diesen verstärkt zu nutzen. Damit sinken die notwendigen Abregelungen von Solaranlagen aufgrund fehlender Transportkapazitäten und die Preise an der Strombörse werden stabilisiert. Dazu kommt noch die Verringerung des notwendigen Redispatchaufwands, was die Kosten des Gesamtsystems senkt.
Intelligenten Verbrauch belohnen
Die Solarbranche begrüßt diese Regelung. Und wünscht sich, dass die Bundesregierung im Rahmen der aktuellen Verhandlungen zum geplanten Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG) auch auf mehr Intelligenz fürs Gesamtsystem setzt, statt mit neuen Belastungen für Betreiber von Solaranlagen zu drohen. „Anstatt weiterhin auf neue Kostenbelastungen für Stromerzeuger zu setzen, die nicht die gewünschte Preissenkung bewirken, sollte dem proaktiven Vorschlag der E-Control gefolgt und intelligenter Verbrauch belohnt werden“, betont Vera Immitzer, Geschäftsführerin von PV Austria. „Geringere Netzgebühren für Verbraucher, wenn günstiger PV-Strom zur Verfügung steht, würden Österreich an die Spitze Europas stellen“, ist sie sicher.
Bedarf an Flexibilität steigt
Damit setze die Regulierungsbehörde im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten auch einen ersten Schritt auf die nächste Ebene – weg von einem starren System hin zu mehr Flexibilität und optimiertem Netzbetrieb, lobt Vera Immitzer. Schließlich wird sich der Bedarf an Flexibilität in den nächsten Jahren durch den weiteren Ausbau von Photovoltaik und Windkraft erhöhen. Vera Immitzer verweist dazu auf die Speicherstudie, die im Auftrag von PV Austria angefertigt wurde. Demnach wird sich der Flexibilitätsbedarf bis 2030 versechsfachen. Einen Teil werden Speicher bereitstellen. Ein großer Teil wird aber auch auf den flexiblen Verbrauch von Solarstrom entfallen.
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Flexibilität statt Zusatzkosten
Voraussetzung für den Aufbau dieser Flexibilitäten ist aber die Verabschiedung des ElWG. Die Erneuerbaren-Branchen warten seit mittlerweile vier Jahren auf diese längst überfällige Strommarktreform. „Wir warnen wiederholt eindringlich vor den aktuellen Überlegungen der Bundesregierung, neue Kostenbelastungen für erneuerbare Stromerzeuger einzuführen“, betont Vera Immitzer. „Steigende Strompreise und Rückschritte beim Erneuerbaren-Ausbau wären die Folgen. Jetzt ist Köpfchen gefragt – nicht neue Kosten. Der ElWG-Entwurf beinhaltet bereits gute Lösungsansätze zur Kostensenkung. Diese sollten wir jetzt erst einmal wirken lassen“, schlägt sie vor.
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Begutachtung hat begonnen
Die Verordnung zur Festlegung der Systemnutzungsentgelte befindet sich derzeit in der Begutachtung. Noch bis zum 14. November 2025 können Stellungnahmen bei der E-Control eingereicht werden. Den Entwurf finden Sie auf der Webseite der Regulierungsbehörde. (su)