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BIPV

Unsichtbar gehalten

Gilching ist eine typische Kleinstadt im Norden des Landkreises Starnberg vor den Toren Münchens. Hier spielt die Photovoltaik für die Stromerzeugung eine große Rolle. Selbst ein großes Solarkraftwerk wurde an der Autobahn gebaut, die südlich der Stadt entlangführt.

Auch Georg Buttermann hat sich entschlossen, bei der Sanierung und Erweiterung seines Einfamilienhauses auf Photovoltaik zu setzen. „Gebäude heutzutage sollten ihren Strom selbst erzeugen“, begründet er seine Entscheidung. „Deshalb war es klar, dass wir eine große Photovoltaikanlage benötigen. Diese sollte das Gebäude aber nicht überladen und stimmig aussehen und sich ins Wohngebiet integrieren.“

Dachanschluss verbessert

Schließlich war der Plan, die Dachfläche für die Photovoltaik maximal auszunutzen. Denn der Strom muss nicht nur für die elektrischen Verbraucher im Gebäude reichen. Buttermann wollte auch eine Wärmepumpe und sein Elektroauto damit versorgen. Eine normale Aufdachanlage war ihm aber für seine ästhetischen Ansprüche in dieser Größenordnung zu klobig. „Das Haus sollte nicht aussehen wie ein Kraftwerk“, sagt der Eigentümer. Deshalb hat er sich auf die Suche gemacht nach einem Produkt und einem Konzept, das seinen Ansprüchen und Anforderungen genügt.

Farbiges für den Denkmalschutz

Am Ende ist es eine Indachanlage geworden. Dafür hat er auf das System Solrif der Ernst Schweizer AG zurückgegriffen. Dieses System ist schon lange am Markt und wurde immer weiter verbessert. Inzwischen ist es kein Problem mehr, Dachfenster zu integrieren. Denn auf der letzten Intersolar hat Ernst Schweizer einen standardisierten Anschluss an Dacheinbauten mit Blindmodulen entwickelt.

Dazu hat das Unternehmen ein neues Kantenschutzprofil ins Portfolio aufgenommen. Es ergänzt das Blindmodul an der Schnittkante auf einfache Art. Bei L-förmigen Feldern, die auf Dächern immer wieder beispielsweise um Gauben herum auftreten können, entstehen Innenecken, die durch neue Anschlussbleche ebenfalls optisch hochwertig und einheitlich ohne einen Dachspengler realisiert werden können.

Inzwischen arbeitet das Unternehmen auch mit dem Modulhersteller Activ Glass Issol, um Dachanlagen mit terrakottafarbenen Paneelen umzusetzen. Auf diese Weise wird die Photovoltaik auch für denkmalgeschützte Gebäude möglich, bei denen die Umsetzung bisher schwierig war.

Für die Handwerker und die Hauseigentümer können sich so viel Erfahrung, die stetige Weiterentwicklung und lange Marktpräsenz auszahlen. Zumal wie im Falle von Activ Glass Issol das Unternehmen nicht die Module produziert, sondern nur das Montagesystem. Inzwischen arbeitet Ernst Schweizer mit sieben Modulherstellern zusammen, die Paneele mit den speziellen Solrif-Rahmen produzieren, die in die Dachbefestigung passen.

Systeme müssen reparabel sein

Die Arbeitsteilung zahlt sich aus, wie eine Befragung von Großhändlern aus dem Dachdeckerhandwerk ergeben hat. Ernst Schweizer wollte wissen, wie die Dachdecker das Solrif-System bewerten. Für immer mehr Handwerker ist die Photovoltaik als Dacheindeckung sinnvoller als eine harte Bedachung mit einer zusätzlichen Solaranlage. Denn einerseits spart dies Arbeit. Andererseits umgehen die Dachdecker damit die statischen Herausforderungen, die mit einer zusätzlichen Solaranlage im Raum stehen.

Außerdem kommen immer mehr Endkunden zu den Dachdeckern und wollen ästhetische Lösungen für ihre Dächer, wie das auch bei Georg Buttermann aus Gilching der Fall war. Für die Endkunden ist außerdem wichtig, dass die Anlage reparabel ist. Das ist gerade bei dachintegrierten Systemen nicht von Hause aus der Fall. Hier haben Systeme wie das Solrif den Vorteil, dass die verschiedenen Modulhersteller immer wieder Ersatz liefern können. Dass alle vom Markt verschwinden, ohne dass sich neue Partner finden, ist unwahrscheinlich.

Direkt an der Lattung befestigt

Das ist bei anderen Systemen nicht der Fall. Sie haben dafür andere Vorteile. So ist das Easy In von Solarwatt aus Dresden sehr schnell installiert. Denn das Modul wird ohne zusätzliche Haken wie herkömmliche Dachziegel direkt an der Dachlattung befestigt. Um hier beim Thema Austauschmodule auf der sicheren Seite zu sein, hat es sich bewährt, gleich ein paar Ersatzpaneele zu bestellen und einzulagern. Das Dresdner Unternehmen hat sogar schon Projekte umgesetzt, bei denen eine zusätzliche Solaranlage in das Dach eines benachbarten Gebäudes integriert wurde, damit die Austauschmodule auch mit Blick auf die Alterung bestens zur eigentlichen Solaranlage passen.

Inzwischen sind neben Solrif von Ernst Schweizer und Easy In von Solarwatt noch weitere bewährte Systeme auf dem Markt. Neben dem Clickplain von Clickcon, das auch als Überkopfverglasung eingesetzt werden kann, sind im Indachsegment noch weitere namhafte Hersteller unterwegs. Unter ihnen sind mehrere Anbieter aus der Schweiz wie 3S Solar mit dem System Megaslate, Eternit mit dem Sunskin Roof Lap, Gasser Ceramic mit dem Panotron-System, Megasol mit gleich zwei verschiedenen Indachvarianten und Arres mit einer ganz eigenen Indachkonstruktion.

Neue Systeme für die Fassade

Aber auch deutsche Anbieter sind mit Indachsystemen auf dem Markt. Neben Galaxy Energy haben Mounting Systems mit dem Infix Proline, Renusol mit dem ISSE, Schüco und Soltecture entsprechende Konstruktionen im Portfolio.

Für die Fassadenintegration von Solaranlagen tut sich ebenfalls was am Markt. Viele Hersteller haben ihre Montagesysteme für die Fassade in der Vergangenheit zwar aussortiert, weil das Segment einfach zu klein war. Doch mit einer langsam, aber stetig wachsenden Nachfrage engagieren sich wieder einige mehr auf diesem Feld.

So wird K2 Systems eine standardisierte Lösung für die Fassadenmontage auf der nächsten Intersolar im Juni dieses Jahres vorstellen. „Durch die gezielte Weiterentwicklung der erfolgreichen Aufdachlösungen entstand aus clever kombinierbaren Komponenten das neue Montagesystem für Fassaden“, berichtet Willem Haag, Geschäftsführer von K2 Systems. „Es eignet sich sowohl für Trapezblech und Sandwichpaneele als auch für das Mauerwerk und Beton. Zudem können die Solarmodule geklemmt oder am Rahmen eingehängt werden. So wird hohe Flexibilität mit wenigen verschiedenen Komponenten erreicht“, betont er.

Komplettlösung entwickelt

Eine Komplettlösung hat das nagelneue Unternehmen Envelon entwickelt. Die Unterkonstruktion basiert auf Schienen, die auf die Rückseite der Module geklebt werden. An diesen sogenannten Backrails sind Agraffen angebracht. Das sind nicht sichtbare Befestigungen, mit denen bei hinterlüfteten Fassaden die Module an ein horizontal verlaufendes Profil gehängt werden. Diese horizontalen Profile sind wiederum mit Vertikalprofilen verbunden. Die Vertikalprofile sind an eine Abstandkonsole angebunden. Beide zusammen bilden die sogenannte sekundäre Unterkonstruktion. Darin ist auch die Wärmedämmung integriert.

Die Verkabelung verläuft hinter den Modulen in eigenen horizontalen Kabelkanälen. Diese werden dann an den vertikal verlaufenden Profilen gesammelt und dort entweder nach oben über die Attika zum Wechselrichter geführt, wenn dieser auf dem Dach steht. Oder die Kabel werden nach unten abgeführt, wenn die Leistungselektronik im Haustechnik- oder in einem Elektroraum steht.

Modultausch einfach möglich

Envelon hat auch gleich eine eigene Modulproduktion aufgebaut, wodurch das Unternehmen die Paneele in verschiedenen Farben anbieten kann. Da die Unterkonstruktion durch ihren Aufbau sowohl horizontal als auch vertikal flexibel ist, können Module mit unterschiedlichen Größen integriert werden. Envelon bietet von Hause aus zunächst aber Module in Standardabmessungen. Sondergrößen stellt das Unternehmen manuell her, sie sind natürlich teurer.

Da die Module mittels einer Hinterschnitt­agraffe in die Unterkonstruktion eingehängt werden, können sie im Falle eines Defekts oder einer Beschädigung einfach ausgetauscht werden. Allerdings kann Envelon die Module auch ohne Backrail-System liefern. Dann können die Handwerker sie in gängige Unterkonstruktionen installieren, die sonst für herkömmliche Glasfassaden verwendet werden. Sie werden dann punkt- oder linienförmig wir normale Fassadenglaselemente in der Halterung gelagert. Die Lösung von Envelon hat aber den Reiz, dass die Halterung der Module komplett unsichtbar ist und dadurch mehr zur Ästhetik der Fassade beiträgt.

Der Vorteil des Solrif von Ernst Schweizer: Die Module können auch Jahre nach der Installation ausgetauscht werden, weil das Unternehmen mit vielen Herstellern zusammenarbeitet.

Foto: ESC Service/Ernst SChweizer

Der Vorteil des Solrif von Ernst Schweizer: Die Module können auch Jahre nach der Installation ausgetauscht werden, weil das Unternehmen mit vielen Herstellern zusammenarbeitet.
Die Module von Envelon haben auf der Rückseite ein Backrail, an dem eine ­Agraffe angebracht ist

Foto: Envelon

Die Module von Envelon haben auf der Rückseite ein Backrail, an dem eine ­Agraffe angebracht ist
An der Agraffe werden die Module in die horizontalen Montageprofile ­eingehängt.

Foto: Envelon

An der Agraffe werden die Module in die horizontalen Montageprofile ­eingehängt.

Hessen

Genehmigung für denkmalgeschützte Gebäude

Das hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat als oberste Denkmalschutz­behörde eine Richtlinie erlassen, wie Solaranlagen auf und in denkmalgeschützten ­Gebäuden errichtet werden können. Diese ­Richtlinie ist eine klare Regelung zur Genehmigung von Solaranlagen an oder auf ­Kulturdenkmälern und beinhaltet konkrete Vorgaben für die Denkmalschutzbehörden.

So legt die Richtlinie fest, dass eine Genehmigung einer Solaranlage regelmäßig zu erteilen ist. Voraussetzung bleibt jedoch die genaue Prüfung des Antrags. Hier soll der damit verbundene Eingriff in die Bausubstanz genauso berücksichtigt werden wie der Grund, warum ein Gebäude denkmalgeschützt ist.

Um es anschaulicher zu machen, hat das Ministerium eine Handreichung veröffentlicht. Sie bietet nicht nur den zuständigen Behörden, sondern auch den Gebäude­eigentümern und Solarprojektierern einen Überblick über die ­gesetzlichen Voraussetzungen des Genehmigungsprozesses und die fachlichen Grundlagen der Ab­wägungsentscheidung. Die Richtlinie ­enthält außerdem Hinweise und Anre­gungen, wie Solaranlagen in denkmalgeschützte Gebäude integriert werden ­können, sodass dabei gleichzeitig der
hohe kulturelle Wert der Gebäude er­halten bleibt.

VDE Verlag

Handbuch zur solaren Architektur erschienen

Sonnenstrom aus der Gebäudehülle: Der VDE Verlag hat ein Standardwerk zur bauwerkintegrierten Photovoltaik (BIPV) herausgegeben. Es ist auch als E-Book erschienen. Das Buch ist online und im Buchhandel lieferbar.

Das Fachbuch wurde von Sven Ullrich und ­Heiko Schwarzburger verfasst, die gemeinsam das Webportal Solar Age speziell für Archi­tektinnen und Architekten betreiben und
zum Redaktionsteam der photovoltaik ­gehören.

Das sind die Themen: Grundlagen der Solartechnik, Wirtschaftlichkeit von solarer Architektur, Freiheit in der Gestaltung, Technik der ­Montage, Planung und Auslegung von Solarfassaden, Eigenstrom im Gebäude mit Stromspeicherung, Reduktion der Gewerke und Energiekosten durch solarelektrische Gebäude, Betrieb und Wartung, Brandschutz, BIPV-relevante Normen und Vorschriften.

Das Fachbuch/E-Book richtet sich an diese Zielgruppen: Architektinnen & Architekten, Bauplanerinnen & Bauplaner, TGA-Planerinnen & TGA-Planer, Elektro-Fachinstallateure & Solarteure, Facility- Managerinnen & Facility-Manager.

Ergänzt wird das Werk durch einen Überblick über Anbieter und Produkte für die BIPV. Das Firmenverzeichnis hilft Architektinnen und Architekten bei Ausschreibungen und erleichtert die Suche nach hochwertigen Produkten der BIPV.

Das Fachbuch und das E-Book (220 Seiten, 230 x 270 mm, Hardcover, zahlreiche Abbildungen und Referenzbeispiele) kosten einzeln jeweils 56 Euro, die Kombination von Buch und E-Book 78,40 Euro. ISBN für Bestellung im Buchhandel:

Buch: ISBN 978-3-8007-5309-3

E-Book: ISBN 978-3-8007-5310-9

Bau 2023

Nachhaltige Gebäude als Schwerpunkt

Foto: StudioLoske

Auf der diesjährigen Leitmesse der Bauindustrie und der Architekturbranche „Bau“ in München steht unter anderem der Klimaschutz und die nachhaltige Architektur als Lösung im Mittelpunkt. Denn der Klimawandel berühre alle Wirtschaftsbereiche, allen voran und gleich in zweifacher Hinsicht die Bauwirtschaft, begründen die Veranstalter die Konzentration auf das Thema. Einerseits muss die Baubranche Lösungen finden, um Städte und Gebäude robuster gegen die Klimafolgen zu machen. Andererseits muss sie auch die Energiewende in den Blick nehmen. Denn bis 2045 ist Klimaneutralität angestrebt. Deshalb zeigt die Bau 2023 in ­allen Ausstellungsbereichen Lösungen für das umwelt- und klimagerechte Bauen.

So sind auf der Messe jede Menge Hersteller von bauwerkintegrierten Solarlösungen vertreten. Die Bandbreite umfasst Modulhersteller mit den verschiedensten Technologien. Denn nicht nur kristalline Module und Dünnschichtpaneele sind hier vertreten. Auch die organische Photovoltaik, integrierbar in Baumaterialien, ist präsent.

Die Besucher finden aber auch jede Menge Produkte und Lösungen für die Montage der Solarmodule in die Fassade und in die Dachhaut. Auch Anbieter von Komplettsystemen sind vertreten. Die Bau findet vom 17. bis 22. April 2023 in München statt.

Das Montagesystem von Envelon ist ­komplett unsichtbar. Denn die Module ­werden mittels Backrail und Agraffe an ­die Hauswand angebunden.

Foto: Envelon

Das Montagesystem von Envelon ist ­komplett unsichtbar. Denn die Module ­werden mittels Backrail und Agraffe an ­die Hauswand angebunden.

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