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Billiger Grundlaststrom für die nächsten Jahre

Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien gibt bekannt, dass der Preis von Grundlaststrom am Terminmarkt der Leipziger Strombörse in den nächsten sechs Jahren weniger als vier Cent pro Kilowattstunde kostet. Die Nutznießer der Entwicklung werden die Großabnehmer sein.

Das Internationale Wirtschaftsforum Regenerative Energien (IWR) teilt mit, dass jetzt auch der Preis für Grundlaststrom für das Jahr 2019 mit 3,965 Cent pro Kilowattstunden unter die Vier-Cent-Marke gesunken ist. Das IWR beruft sich dabei auf Daten der Strombörse EEX. Damit sind jetzt alle Terminmarktkontrakte zur Jahreslieferung von Grundlaststrom zwischen 2014 und 2019, das heißt für die nächsten sechs Jahre, unter diese Grenze gefallen. Damit wird klar: Wenn die Strompreise für die Endkunden der Stromversorger dennoch steigen, dann nicht aufgrund des Ausbaus von erneuerbaren Energien, sondern weil die Versorger die Preissenkungen nicht weitergeben, sondern in ihre eigene Kasse wirtschaften.

Zwei verschiedene Marktsegmente

Der Strom wird an der Strombörse in zwei unterschiedlichen Marktsegmenten gehandelt. Am Terminmarkt kaufen die Großabnehmer ihren Strom für die nächsten Jahre. Damit können sie sich zu einem bestimmten Termin mit dem Strom für bis zu sechs darauf folgende Jahren eindecken. Im Jahr 2014 kostet nach Angaben der EEX in Leipzig Grundlaststrom derzeit 3,766 Cent pro Kilowattstunde. Für 2015 wird der Strom in Leipzig mit 3,737 Cent pro Kilowattstunde. Ein Jahr später sinkt der Preis auf dem Terminmarkt auf 3,731 Cent pro Kilowattstunde. Erst im Jahr 2017 verzeichnen die Händler in Leipzig wieder einen Anstieg des Strompreises am Terminmarkt auf 3,785 Cent pro Kilowattstunde. Danach geht der Anstieg des Strompreises weiter. Im Jahr 2018 kostet der Grundlaststrom 3,865 und im Jahr 2019 3,965 Cent pro Kilowattstunde. Im zweiten Marktsegment, dem Spotmarkt, der an der EPEX in Paris gehandelt wird, kaufen die Großkunden und die Versorger ihre Stromkontingente für den betreffenden oder den nächsten Tag.

Keine Versorgungslücke

„Nach dem Ausstieg aus der Atomenergie im Jahr 2011 sind die Strompreise für Großabnehmer entgegen der allgemeinen Erwartung nicht rasant gestiegen, sondern im Mittel um über 40 Prozent gesunken“, sagt Norbert Allnoch, Direktor des IWR. „Die niedrigen Preise an der Börse bis 2019 zeigen, dass selbst die Abschaltung der nächsten drei Atomkraftwerke bereits eingepreist ist.“ Im Jahr 2015 wird das Kernkraftwerk im unterfränkischen Grafenrheinfeld mit einer Leistung von 1.345 Megawatt vom Netz gehen. Zwei Jahre später folgen die Blöcke der Atomkraftwerke Gundremmingen B in Bayern mit einer Leistung von 1.344 Megawatt und im Jahr 2019 Philippsburg 2 in der Nähe von Karlsruhe mit einer Leistung von 1.468 Megawatt. Trotzdem erwartet der Markt keine Stromlücke. „Die Großkunden wie die Industrie profitieren bis 2019 trotz der Abschaltung von dann 11 Atomkraftwerken von stabil niedrigen Preisen unter vier Cent pro Kilowattstunde“, erklärt Allnoch. „Das sind historisch günstige Strompreise, wie sie zuletzt im Jahr 2005 und damit vor acht Jahren üblich waren.“ Weder die angekündigte Verteuerung der Kohlendioxidzertifikate noch der möglicherweise verzögerte Offshore-Ausbau in Deutschland senden derzeit ein Preissignal in Richtung einer Verteuerung des Stroms in der Zukunft. „Selbst wenn nur die Untergrenze von 6.000 Megawatt Offshore-Windenergieleistung bis 2020 errichtet würde, können so jährlich rund 30 Milliarden Kilowattstunden grundlastfähiger Strom geliefert werden“, rechnet der IWR-Direktor vor. „Damit wird der Wegfall durch das Abschalten der nächsten drei Atomkraftwerke bis 2019 kompensiert." (Sven Ullrich)