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Klimaschutz: Bundesregierung muss handeln

Die Bundesregierung wird ohne den verstärkten Ausbau der erneuerbaren Energien die selbst gesteckten Klimaschutzziele klar verfehlt. In einer Metaanalyse haben die Forscher des ZSW in Stuttgart verschiedene Studien miteinander verglichen. Die Bundesregierung hat es aber in der Hand, wenn sie ihre politischen Entscheidungen entsprechend anpasst.

Ohne deutliche Anstrengungen beim Ausbau der erneuerbaren Energien wird Deutschland die anvisierten Klimaschutzziele klar verfehlen. Dies ist das Ergebnis einer Metaanlayse des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien. Die Stuttgarter Wissenschaftler haben die Szenarien aus insgesamt elf Studien miteinander und mit der realen Entwicklung verglichen. „Im Ergebnis wird deutlich, dass eine bloße Fortsetzung der bisherigen Politik nicht ausreicht, um die gesetzten Ziel zu erreichen“, fasst Philipp Vohrer, Geschäftsführer der AEE, die Ergebnisse zusammen.

Zielwert wird klar überschritten

Ein Teil der untersuchten Studien gehen davon aus, dass die Ziele bei der Minderung der Kohlendioxidemissionen nicht geschafft werden. So prognostiziert sowohl das Umweltbundesamt (UBA) als auch das Ökoinstitut, dass die Emission im Jahr 2020 über dem Wert von 750 Millionen Tonnen Kohlendioxid liegen wird. Am höchsten schätzt Joachim Nitsch in seiner Studie über die Szenarien der deutschen Energieversorgung den Ausstoß von Kohlendioxid im Jahr 2020 ein. Nach seinen Prognosen liegt dieser dann bei 860 Millionen Tonnen.

Zwar gehen einige Studien davon aus, dass die Treibhausgasemission unter diesem Wert liegt. Doch haben unter anderem die Analysten vom Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) und vom Fraunhofer IWES in einer gemeinsamen Studie einen erheblichen Rückgang der Kohleverstromung angesetzt, die zu einer Erreichung der Klimaschutzziele führen wird. Davon ist bisher aber noch nichts zu merken. Ähnliche Ergebnisse zeigen die Studien auch für 2030. Zwar gehen alle Untersuchungen davon aus, dass die Emission von Kohlendioxid weiter sinkt. Doch auch hier prognostizieren das UBA und das Ökoinstitut, dass der Zielwert der Bundesregierung von 563 Tonnen Kohlendioxid deutlich überschritten wird. Joachim Nitsch errechnete mit gut 790 Millionen Tonnen den höchsten Kohlendioxidausstoß.

Senkungen gehen nur mit erneuerbaren Energien

Aus den Analysen geht auch klar hervor, dass ohne den Ausbau der erneuerbaren Energien die Szenarien in den Studien mit positiver Klimabilanz nicht erreicht werden. Schließlich wird der Rückgang der Kohleverstromung, wie ihn das DLR und das Fraunhofer IWES in ihren Studien eingerechnet haben, nur möglich, wenn diese durch eine steigende Ökostromproduktion ersetzt wird. Der Ausbau der erneuerbaren Energien wird angesichts der Tatsache noch wichtiger, dass 80 Prozent der Treibhausgasemissionen durch das Verbrennen fossiler Energieträger zur Strom- und Wärmeproduktion entstehen.

Zwar können Effizienzmaßnahmen diesen Ausstoß mindern. Doch für das Erreichen der Klimaschutzziele wird das nicht ausreichen. Auch warme Winter wie in diesem Jahr kann keine Strategie sein, um den Treibhausgasausstoß zu mindern. Zumal diese warme Witterung erst durch die Klimaerwärmung verursacht wird. Die in der Metaanalyse ausgewerteten Studien gehen zwar alle davon aus, dass die anvisierten Ziele der Bundesregierung beim Ausbau der erneuerbaren Energien zumindest bis 2020 erreicht werden. Doch danach wird es eng. Studien, die die Trends der aktuellen Politik bis ins Jahr 2050 weiterführen, prognostizieren, dass der Anteil der erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch dann nur bei 28 bis 39 Prozent stagniert. Damit wird das politische Ziel von 60 Prozent klar verfehlt. „Die Ausbauziele für erneuerbare Energien sind wesentlicher Erfolgsfaktor für den Klimaschutz“, resümiert Vohrer. „Hier muss das Tempo eher gesteigert als gedrosselt werden.“ Angesichts der aktuellen Zubauzahlen in der Photovoltaik eine klare Ansage in Richtung große Koalition.

Emissionshandel muss verbessert werden

Ein zweites Problem sehen die Autoren der Metaanalyse in der Entwicklung des Emissionshandels. Die Preise hier sind viel zu niedrig als dass sie einen Effekt auf den Rückgang der Treibhausgasemissionen hätten. „Die Ursache liegt im Wesentlichen in einem strukturellen Überschuss an Emissionszertifikaten, der ohne Reformen weiter anwachsen wird“, warnen die Autoren der Metaanalyse. „Die künftige Entwicklung der CO2-Preise und damit die Wirksamkeit des Emissionshandels für den Klimaschutz hängen von politischen Entscheidungen ab.“ So werden die Preise für die CO2-Zertifikate zwar bis 2020 auf sieben bis 15 Euro pro Tonne steigen. „Wenn der Klimaschutz ernst genommen wird, sind deutlich stärkere ökonomische Signale notwendig“, betonen die Autoren der Metaanalyse. „Nur dann lohnen sich Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen und würde die Wettbewerbsposition von erneuerbaren Energien und Erdgas gegenüber klimaschädlichen Kohle gestärkt.“

Der Ball liegt also ganz klar bei der Politik. Sie hat es in der Hand, die selbst gesteckten Ziele durch entsprechende Entscheidungen zu schaffen.  Zwar hat die Bundesregierung schon die ersten Schritte gemacht mit dem im Dezember 2014 beschlossenen Nationale Aktionsprogramm Klimaschutz und den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (NAPE). „Die Konkretisierung und Umsetzung dieser Maßnahmen muss nun zügig beginnen, damit der aktuelle Rückgang der Treibhausgase nicht nur ein witterungsbedingter Einmaleffekt bleibt“, betont Philipp Vohrer. (su)