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Suntech in finanziellen Turbulenzen

Die Suntech Power Holdings Co. Ltd. vermutet, Opfer eines Betrugs geworden zu sein. Dies teilte der chinesische Photovoltaik-Hersteller vor einer Woche mit. Nun zieht der Fall über eine fehlende Sicherheit bezüglich einer Investition in die luxemburgische Firma Global Solar Fund, S.C.A., Sicar (GSF) in Höhe von knapp 560 Millionen Euro von Suntech immer größere Kreise und könnte schwerwiegende Folgen haben. Mittlerweile sind in den USA zwei Sammelklagen deswegen gegen Suntech eingereicht worden. Der Vorwürfe lauten: „fehlende interne und finanzielle Kontrollmechanismen“ sowie "sachlich falsche und irreführende Finanzberichte aus der relevanten Zeit". Der Aktienkurs des chinesischen Photovoltaik-Konzerns ist in den vergangenen Tagen deutlich eingebrochen.

Nun hat die Nachrichtenagentur Reuters gemeldet, dass es Warnungen vor dem Investment gegeben haben soll. So habe die chinesisch-italienische Equity-Firma Mandarin Capital Partners in einer E-Mail an die Chinesische Aufbaubank CDB, die die Mittel schließlich freigab, davor gewarnt, in Süditalien zu investieren, weil es dort teilweise zu Betrügereien komme. Die CDB hatte zuvor dem Unternehmen Mandarin Capital Partners angeboten, sich an der Investition für den Solarpark “Solar Puglia II“ der GSF zu beteiligen. Sie habe nicht auf die Warnungen der Firma gehört, wie ein geschäftsführender Gesellschafter Reuters sagte. Allerdings blieb zunächst unklar, ob Suntech die Warnungen vor dem Investment erreicht haben.

Nach Recherchen der „New York Times“ war Suntech der größte Investor der GSF und hielt einen Anteil von 80 Prozent. Aber auch die übrigen 20 Prozent seien zumindest indirekt in Suntech-Besitz gewesen. So habe der Gründer und Vorstandschef von Suntech, Zhengrong Shi, weitere zehn Prozent gehalten. Die anderen zehn Prozent der GSF-Anteile seien von Javier Romero, einem ehemaligen Suntech-Vertriebsmitarbeiter, über seine Firma GSF Capital Pte Ltd. gehalten worden. Reuters berichtet weiter, dass die deutsche Staatsanleihe, die Suntech als Sicherheit für ihr Investment geboten wurde, auch nicht in Besitz der GSF Capital Pte Ltd. gewesen sein soll. Vielmehr sei sie nur „geliehen“ gewesen – von einem nicht namentlich genannten europäischen Unternehmen. Suntech habe zu dem Reuters-Bericht keinen Kommentar abgeben wollen.
Dirk Morbitzer, Analyst von Renewable Analytics, sagte der photovoltaik: „Die kreditgebende Bank könnte jetzt andere Sicherheiten fordern - bei dem Cash-Bestand von Suntech dürfte dies aber schwer werden.“ Außerdem dürfte es schwer für den chinesischen Photovoltaik-Hersteller werden, seine im Frühjahr 2013 fällige Wandelanleihe zurückzuzahlen, wenn GSF nicht wie geplant verkauft wird. „Sollte die CDB kurzfristig keine anderen Sicherheiten fordern - dann ist das wiederum ein Zeichen für verdeckte Subventionen“, so Morbitzer weiter.

Suntech selbst hatte in seiner offiziellen Mitteilung aus der vergangenen Woche erklärt, dass es bereits mehrere Klagen wegen des Betrugsverdachts eingereicht habe. „Wir klagen gerade zusammen mit anderen Co-Investoren des GSF gegen den ehemaligen Geschäftsführer. Er hatte vor einiger Zeit bei einer Transaktion scheinbar mit gefälschten Papieren agiert“, sagte Suntech-Sprecher Björn Emde. Allerdings wollte er dazu keine weiteren Einzelheiten nennen. Dass Suntech nicht erklärt, an welchen Gerichten sie Klage eingereicht hätte, ist aus Sicht von Morbitzer eine „seltsame Reaktion“. 

Emde bestätigte indirekt die angespannte finanzielle Lage des chinesischen Photovoltaik-Herstellers. Die Beteiligung an GSF sei ein „Investment aus guten Zeiten“ gewesen. „Jetzt benötigen wir das Geld aber für das Kerngeschäft“, so der Suntech-Sprecher. Im Zuge des geplanten Verkaufs von GSF sei der Betrugsverdacht nun ans Licht gekommen. „Der Nachteil ist, dass es den Verkauf etwas verzögert und wir brauchen die Erlöse nächstes Jahr, um eine Wandelschuldverschreibung zurückzuzahlen“, so Emde. (Becky Beetz/Sandra Enkhardt)