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Die Laufleistung entscheidet

Bis 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge über unsere Straßen rollen. Jedes benötigt durchschnittlich 1,6 Ladepunkte, das sind 1,3 Millionen innerhalb der kommenden fünf Jahre. Nach Expertenschätzung wird sich dieses Potenzial bis 2030 verzehnfachen. So weit die große Vision. Ihre Umsetzung ist mühevolle Kleinarbeit: Denn im vergangenen Jahr 2014 wurden bundesweit nur 8.522 neue Elektrofahrzeuge zugelassen. Damit erhöhte sich der Bestand auf 24.000 Fahrzeuge.

Von den Neuzulassungen waren jedoch 90 Prozent gewerbliche Anschaffungen. Zum Vergleich: Bei Autos mit Benzinmotor oder Dieselantrieb entfallen jährlich rund 60 Prozent auf die gewerblichen Neuzulassungen.

Langsam, ganz langsam nimmt die Energiewende bei den Fahrzeugen Fahrt auf. Bis 2020 sind nach Auffassung von Florian Hacker vom Öko-Institut in Freiburg rund 700.000 elektrische Gewerbefahrzeuge auf deutschen Straßen möglich, vom Pkw über leichte Nutzfahrzeuge bis hin zu Bussen und schweren Brummis.

Allerdings wird die Elektromobilität zuerst bei leichteren Fahrzeugen dominieren, weil die Anforderungen an Batterieleistung und Laufleistung nicht so hoch sind wie bei schweren Typen. Das hat Hacker im Rahmen einer Studie errechnet, die vom VDE und dem Bundeswirtschaftsministerium unterstützt wurde.

Die Studie „IKT für Elektromobilität“ hat untersucht, wann Elektrofahrzeuge im gewerblichen Einsatz lukrativ sind. Soll heißen: wann sie preiswerter sind als Dieselfahrzeuge, über den Nutzungszeitraum von mehreren Jahren gerechnet.

Um es vorwegzunehmen: Sie sind es praktisch schon heute. Nur vier Jahre Laufzeit veranschlagten die Forscher, um elektrische Pkw oder leichte Nutzfahrzeuge mit fossil getriebenen Autos zu vergleichen. „Eine möglichst hohe Fahrleistung ist das zentrale Kriterium für die Wirtschaftlichkeit von gewerblich genutzten Elektroautos“, sagt Florian Hacker. „Dann können sie ihre Vorteile gegenüber Dieselfahrzeugen entfalten.“ Schon bei 15.000 Kilometern im Jahr sind die E-Autos besser dran – trotz der höheren Anfangsinvestition.

Vier Jahre Laufzeit veranschlagt

Anders als im privaten Verkehr bieten sich rein batteriegetriebene Autos für Gewerbebetriebe aus vielen Gründen an. Zum einen fällt die Mehrwertsteuer weg, das sind immerhin 19 Prozent der Bruttokaufsumme. Zudem können gewerbliche Fahrzeuge steuerlich abgeschrieben werden. Die in der Politik derzeit diskutierte Sonderabschreibung (Afa) für Elektroautos könnte an dieser Stelle einiges bewegen. Zudem tanken gewerbliche Fahrzeuge auf dem Betriebsgelände, sie müssen also nicht auf öffentliche Ladesäulen warten – in denen dann ohnehin schmutziger Kohlestrom zu völlig überhöhten Preisen angeboten wird.

Für Installateure oder Landwirte bietet es sich geradezu an, die Stromautos mit Sonnenstrom zu betanken. Dann geht die Kilowattstunde mit zehn oder zwölf Cent Kosten in die Lebensbilanz des Fahrzeuges ein. Eine Photovoltaikanlage mit 15 Kilowatt Solarleistung kann ein Elektroauto durchaus mitversorgen. Das Öko-Institut hat noch mit 24 Cent je Kilowattstunde Netzstrom gerechnet.

Gewerbliche Fahrzeuge haben in der Regel eine höhere Fahrleistung als Privatfahrzeuge, auch werden die Flotten nach Nutzung und Kosten optimiert. Auf diese Weise lassen sich weitere Einsparungen realisieren. Ein weiterer, sehr wichtiger Vorteil: Elektrobetriebe können an den Fahrzeugen lernen, welche Wartungsarbeiten sie künftig vielleicht selbst übernehmen und in der Region anbieten können.

Denn der Elektromotor und die zugehörige Antriebstechnik werden auch bei den Werkstätten erhebliche Veränderungen bringen. So ist die Temperaturbelastung im E-Motor viel geringer als am Verbrennungsmotor. Die Bremsscheiben müssen bei Dieselfahrzeugen häufiger gewechselt werden als im E-Auto, weil hier der Motor mitbremst, um die Bremsenergie in Strom zurückzuwandeln (Rekuperation).

Preise der Batterien purzeln

Chancen ergeben sich ebenso in der elektrischen Ladetechnik, die der Solarteur ohnehin schon im Angebot hat. Er baut sie nicht nur bei seinen privaten und gewerblichen Kunden ein, er übernimmt gleichfalls die Wartung – wie er die Wartung der Photovoltaikanlage und des Blockheizkraftwerks übernehmen kann. Er kann sogar im Auftrag der Kommune aktiv werden, um die Ladesäulen auf öffentlichen Parkplätzen, am Rathaus oder an der Schule zu überwachen. Wie die Stromzähler kann er die Technik per Datenleitung kontrollieren.

Klar, noch sind Elektroautos teurer als Dieselfahrzeuge. Noch kostet die Batterie in einem Pkw bis zu 10.000 Euro. Denn der Speicher von 20 bis 30 Kilowattstunden summiert sich bei Kosten von 50 Euro je Kilowattstunde schnell auf ein hübsches Sümmchen. Doch die Speicherpreise im mobilen Segment fallen mit ähnlicher Tendenz wie die Preise für stationäre Speicher – bis zu 25 oder 30 Prozent im Jahr.

Und: Je mehr Reichweite die neuen Batterien erlauben, desto höher kann die Fahrleistung im Jahr werden. Das Öko-Institut hat bei seiner Studie angesetzt, dass der Reichweite von 100 bis 200 Kilometern ein mehrstündiger Ladevorgang folgen muss. Gerade im gewerblichen Betrieb bieten sich Batterien an, die per Plug-and-play-System gewechselt werden. Das ermöglicht die professionelle Batterieüberwachung, die geordnete Rücknahme und das Recycling. Anders werden die unvorstellbaren Mengen an Lithiumakkus aus den Fahrzeugen nicht beherrschbar sein.

Ein Markt für gebrauchte E-Fahrzeuge?

Eine Unsicherheit ist derzeit noch, wie sich der Markt für gebrauchte Elektromobile entwickelt. Der im Markt erzielbare Restwert nach der Abschreibung ist für Leasingmodelle wichtig. Vermutlich wird das Elektroauto sehr lange unterwegs sein. Denn die kritische Komponente im Fahrzeug ist die Batterie – nicht wie bisher der Motor. Elektromotoren haben viel längere Standzeiten als Verbrennungsmotoren, bei denen meist die komplizierte und filigrane Motorsteuerung (Elektronik, Wellen und Zahnriemen, Ventile, Einspritzsysteme und Abgastechnik) anfällig ist, ebenso die Ventilsitze und Lager.

Robustere Antriebe

Elektrische Antriebe sind ungleich robuster, sie laufen „kälter“ und brauchen kein aufwendiges Getriebe. Also hängt die Lebensdauer maßgeblich von der Antriebsbatterie ab – die man beliebig häufig wechseln kann.

Zudem gibt der E-Motor über den gesamten Drehzahlbereich volle Leistung ab, man kann ihn nicht abwürgen oder etwa in der Stadt im ungünstigen Unterlastbetrieb malträtieren. Gerade für Taxis und kommunale Fuhrunternehmen sind Dieselfahrzeuge aufgrund der langsamen Geschwindigkeiten, des Stop-and-go-Verkehrs und vieler Fahrtunterbrechungen an Haltestellen und Lieferpunkten unwirtschaftlich. Es ist nur eine Frage der Zeit, wie schnell sich die Vorteile der Elektrofahrzeuge herumsprechen.

https://www.oeko.de/

Eltefa/Messe Stuttgart

Elektrofahrzeuge zum Anfassen und Ausprobieren

In der Elektromobilität schlummert für Solarteure und Elektrobetriebe ein enormes Umsatzpotenzial. Die Fachmesse Eltefa in Stuttgart will deshalb rein batteriebetriebene Fahrzeuge in den Mittelpunkt ihrer Ausstellungen rücken. Vom 18. bis 20. März 2015 bietet sie die Sonderschau „Kompetenz E-Mobility“. Denn Handwerker und Großhandel haben dieses Geschäftsfeld noch nicht entdeckt. Sie glauben, die Umsätze mit der Elektromobilität seien den großen Stromanbietern vorbehalten. Dabei werden 80 Prozent aller Ladestationen im privaten oder halböffentlichen Bereich benötigt. Das ist die Domäne des Elektroinstallateurs und seiner Lieferanten.

Neben der interessanten Präsentation von E-Fahrzeugen und Infrastrukturprodukten gibt es diesmal auf der wichtigsten Landesmesse in Baden-Württemberg erstmals einen Fahrparcours im Freien. Hier können die Besucher selbst erproben, welche technischen und ökonomischen Qualitäten ein Elektrofahrzeug heute bietet – Fahrspaß ist garantiert.

Ebenfalls an allen drei Messetagen gibt es das Forum E-Mobilität. Die hochkarätig besetzte Vortragsreihe mit knappen Reden und anschließender Kurzdiskussion haben die Messegesellschaft und der Fachverband Elektro- und Informationstechnik Baden-Württemberg gemeinsam mit Elektro Wirtschaft, dem Bundesverband des Elektrogroßhandels, auf die Beine gestellt. Beteiligt sind außerdem die Firmen EBG Compleo, GMC-I, Hager, Hensel,Mennekes, Schneider Electric und Walther.

https://www.messe-stuttgart.de/eltefa/

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