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Neun Monate autark

Auf dem Spargelhof der Familie Frenken im nordrhein-westfälischen Meerbusch hat die Spargelsaison 2019 früh begonnen: Ende März haben die polnischen Saisonarbeiter die ersten Spargelstangen gestochen. Den Konsumenten freut es. Was er nicht sieht: Mit Erntebeginn schießt auch der Stromverbrauch auf dem Hof in die Höhe, denn das empfindliche Gemüse muss gekühlt werden.

Das Kühlhaus frisst extrem viel Strom und trägt zu steigenden Stromkosten bei. „So geht das nicht weiter“, fand Hofbesitzer Markus Frenken und suchte nach einer Lösung. Das Ergebnis: 45,36 Kilowatt Photovoltaik mit Stromspeicher. Die Anlage hat den Strombedarf des ganzen Hofes im Supersommer 2018 für neun Monate komplett abgedeckt.

Wünsche waren nicht trivial

Was rückblickend einfach klingt, war in der Umsetzung zunächst nicht so trivial. Frenken wandte sich bei seiner Suche nach einem Installateur für eine Photovoltaikanlage an mehrere Betriebe, konnte aber keinen geeigneten Partner finden, der seinen Wunsch nach Autarkie erfüllen wollte. „Alle Betriebe, die ich angesprochen habe, hatten nur eines im Sinn: Einspeisung“, erinnert sich Frenken. „Aber mir ging es ja gerade darum, den Strom nicht einzuspeisen, sondern für den Hof selbst zu nutzen.“

Schließlich stieß er im Internet auf die Jamp GmbH aus Wuppertal und fand mit Geschäftsführer Armin Borys den passenden Partner. Borys hat seit der Firmengründung 2011 nur ein Ziel verfolgt: Unabhängigkeit und Selbstnutzung des Stroms.

Auch wenn das in Zeiten hoher Einspeisevergütung keiner hören wollte, nutzen heute fast alle seine Kunden den Strom selbst, viele in Kombination mit einem Speicher. Damit hatte Frenken den idealen Partner für das Projekt gefunden.

Für die Anlage auf dem Frenkenhof – sie sollte auf einer Halle errichtet werden, in der das Gemüse gelagert wird und in der auch das Kühlhaus steht – plante Borys das passende Angebot: 45,36 Kilowatt Photovoltaik sollten mit einem Stromspeicher kombiniert werden, der 52 Kilowattstunden fasst.

80 Prozent Eigenverbrauch

Borys rechnete aus, dass sich die Investition nach gut zehn Jahren amortisiert haben würde. Gut 80 Prozent Eigenverbrauch sind durch die Solaranlage in Verbindung mit dem Speicher möglich. Bei einem Gemüsehof mit einem hohen Stromverbrauch eine beachtliche Ersparnis.

Der Frenkenhof verbraucht im Jahr durchschnittlich 60.000 Kilowattstunden Strom. Darin sind sowohl der Stromverbrauch der sechsköpfigen Familie – dazu gehören neben dem Ehepaar Frenken mit zwei Kindern auch die Eltern des Gemüsebauern –, der Saisonarbeiter, die während der Gemüseernte auf dem Hof wohnen, als auch der Stromverbrauch der landwirtschaftlichen Geräte enthalten.

Kühlhaus als Stromspeicher

Besonders das Kühlhaus ist ein großer, aber unumgänglicher Stromfresser: In dem zehn Meter langen, zehn Meter breiten und drei Meter hohen Kühlraum wird die komplette Ernte gelagert. Per Gabelstapler fährt Bauer Frenken sie ein. Neben Spargel müssen auch Blumenkohl, Sellerie und Weißkohl kühl gelagert werden.

Die Temperatur beträgt konstant zwei Grad. Eine gewaltige Leistung, das Gemüse von Außentemperaturen, die im letzten Sommer an vielen Tagen über 30 Grad lagen, in kurzer Zeit auf zwei Grad zu kühlen. 2018 ist das Aggregat zehn Monate ohne Pause durchgelaufen. Die Solaranlage, die seit dem Frühjahr 2018 das Dach des Frenkenhofs ziert, deckt nun einen großen Teil des Energiebedarfs.

Auf dem flachen, nur zehn Grad geneigten Dach der Gemüsehalle wurden 168 Module in Ost- und Westausrichtung installiert. Zum Einsatz kamen 270-Watt-Module von Luxor (Eco Line P60/270W FS35).

Crystal Towers mit Bleizellen

Dazu kommt ein 52-Kilowattstunden-Bleispeicher von Powertrust. Er besteht aus vier einzelnen Crystal Towers in einer Größe von je 13 Kilowattstunden (netto).

Der Vorteil der Bleispeicher: Die Crystal-Batterien gelten nicht als Gefahrgut, was den Transport und die Installation erleichtert. Ein Grund, warum Experte Borys ausschließlich diese Speicher einsetzt, liegt in ihrer Vielseitigkeit. Der Speicher kann an neue oder Bestandsanlagen, aber auch an Windkraftanlagen und Blockheizkraftwerke angeschlossen werden.

Bis zu zehn Akkus in der Kaskade

Bis zu zehn Speicher lassen sich kombinieren, um Kapazitäten von über 100 Kilowattstunden zu ermöglichen. Die Batteriemodule werden einzeln in das Gehäuse gesteckt und können einzeln transportiert werden. Ein großer Vorteil, denn das Gesamtgewicht des hier eingesetzten Speichers liegt bei stolzen 730 Kilogramm.

Der Crystal Tower ist ein Hochvoltspeicher mit 216 Volt Anschlussspannung. Bei der Anlage auf dem Frenkenhof kamen Zwölf-Volt-Zellen zum Einsatz. Jeder der vier Speicher enthält 18 Akkus à zwölf Volt. Ein einzelner Akku wiegt 31,5 Kilogramm. Die Lebensdauer erreicht laut Hersteller bis zu 8.000 Ladezyklen. Jamp-Geschäftsführer Borys ist überzeugt von den Speichern und setzt sie seit Juli 2017 ein. „Die Lade-Entlade-Leistung ist hervorragend“, so seine Einschätzung. „Ich kenne keinen Drehstromspeicher, der hier mehr bieten kann. Wenn Arbeit ansteht, muss das System sie schaffen. Ich möchte nicht, dass mein Kunde Strom aus dem Netz kaufen muss, weil der Speicher die Bedarfsanforderung nicht erfüllen kann.“

Ein weiterer Vorteil ist die Anspruchslosigkeit des Speichers: Zwischen minus zehn und plus 40 Grad Celsius arbeitet der Speicher ohne Einbußen. Besonders auf einem Bauernhof ist das ein großer Vorteil: „Die Landwirtschaft ist keine Modeboutique, hier geht es manchmal rau zu“, urteilt Borys. „Der Landwirt arbeitet bei jedem Wetter, von kalt bis heiß. Das muss auch der Speicher können.“

Sehr robustes System

Neben technischen Argumenten verliert Borys nie das große Ganze aus den Augen – den Umweltgedanken. Der Speicher von Powertrust ist zu 99 Prozent recycelbar. „Solarenergie hat für mich immer noch etwas mit Umweltschutz zu tun. Damit sind die Gewinnung der Rohstoffe und die Wiederverwertbarkeit nicht verhandelbar“, bleibt Borys seinen Grundsätzen treu. Aufgestellt sind die Speicher auf dem Spargelhof übrigens in einem ehemaligen Stall, in dem Frenkens Ehefrau Renate heute Kindergeburtstage und Partys feiert: „Piratenfest“, „Prinzessinnenparty“ oder „Bauernhoftiere“.

Fazit nach einem Betriebsjahr

Die Speicher sind leise, stehen unauffällig an der Wand, darüber hängen die Wechselrichter. Auch wenn ein Kind mal einen Speicher berührt, kann nichts passieren.

Die Anlage auf dem Frenkenhof ist nun gut ein Jahr in Betrieb, läuft einwandfrei und liefert zuverlässig Strom. Der Weg dahin war nicht immer einfach, denn wie bei jedem Projekt läuft nicht immer alles rund: Zunächst gab es eine Verzögerung, weil die falschen Wechselrichter geliefert wurden. Dann lag drei Monate alles lahm, weil die Stadt Meerbusch nicht den neuen Hausanschluss zur Verfügung stellte.

Viel Geld gespart

Nichtsdestotrotz ist Spargelbauer Frenken nach wie vor überzeugt von seiner Entscheidung: „Ich bin sehr zufrieden mit der Anlage, zumal wir uns letztes Jahr neun Monate autark versorgen konnten. So haben wir viel Geld gespart. Auch wenn es auf dem Weg ein paar Stolpersteine gab, ist es langfristig eine gute Entscheidung.“

Neben den eingesparten Stromkosten, der Unabhängigkeit vom Energieversorger und dem Beitrag zum Klimaschutz hat das Projekt noch weitere positive Effekte.

Die Nachbarn merken auf

Beispielsweise sorgt es für Aufmerksamkeit bei Kunden, Nachbarn, Bekannten und anderen Landwirten. „Wir sind der erste Hof hier in Meerbusch, der eine Solarstromanlage installiert hat und den Strom daraus selbst verbraucht“, sagt Markus Frenken nicht ohne Stolz. Zwar haben ihn schon einige Kollegen von anderen Höfen auf das Thema angesprochen. Aber bisher hat noch keiner von ihnen den Schritt gewagt, es ihm gleichzutun. Seine Tochter Jana hat nach der Installation der Anlage in der Berufsschule darüber berichtet.

Auch Kunden des kleinen Hofladens, die sich mit Obst und Gemüse eindecken, fällt die Anlage auf, und sie fragen nach.

Möglicherweise werden sich für die Jamp GmbH weitere Projekte ergeben. Sicherheitshalber hat Geschäftsführer Borys deshalb ein paar Flyer ausgelegt. Und wer weiß, vielleicht wird es irgendwann eine Party unter dem Motto „Wir produzieren unseren eigenen Strom“ auf dem Frenkenhof geben.

www.frenkenhof.de

Auf einen Blick

Solarstrom für den Spargelhof

Solarleistung: 45,36 KilowattSolarmodule: Eco Line P60/270W (FS35, Luxor Solar)Gestellsystem: K2 SystemsWechselrichter: PowertrustStromspeicher: Crystal Tower 13.0/3 (Powertrust)Speicherkapazität: 52 KilowattstundenInbetriebnahme: März 2018Amortisation: zehn JahreStandort: Meerbusch (NRW)Installateur: Jamp GmbH, Wuppertal

www.jamp-gmbh.de

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