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CEO-Talk

„Wir müssen vom Ziel her denken“

In München zur Speichermesse haben Sie von einer Energiereise gesprochen, die Gewerbespeicher und ihre Nutzer während der Laufzeit der Systeme unternehmen. Was genau meinen Sie damit?

Franz-Josef Feilmeier: Das ist für alle Speicher wichtig. Ursprünglich haben wir gedacht, dass die Solarmodule 20 Jahre auf dem Dach liegen und die Batterien 20 Jahre unverändert im Keller stehen. Dass Heimspeicher oder Gewerbespeicher während dieser Zeit unverändert bleiben. Das ist eben nicht so. Unsere Erfahrung zeigt, dass oft eine Ladestation zu Hause oder ein Ladepark im Gewerbe dazukommt, es also nicht nur um Sonnenstrom geht. Wärmepumpen und dynamische Stromtarife stehen vor der Tür. Vielleicht wird später der Ausbau eines Ladeparks geplant. Vielleicht kommen zusätzliche Erzeugungsanlagen, die wiederum eine Vergrößerung der Batteriekapazität erfordern. Solche Veränderungen muss ein Speicher draufhaben.

Deswegen Energy Journey. Was muss der Speicher können, um diese Dynamik abzubilden? Die vielfältigen Veränderungen im Laufe seiner Betriebszeit?

Wir haben uns vorgenommen, der Begleiter auf dieser Reise zu sein. Also die Reise geht hin zu 100 Prozent Energiewende. Sie startet an einem Punkt und dann muss der Speicher erweiterbar sein, für mehr Kapazität, größere Leistungen oder für Clusterung. Stets muss er vorwärts und rückwärts kompatibel sein. Auch nach fünf oder zehn Jahren muss der neue Speicher den alten einbinden, müssen die Systeme im Monitoring, im Energiesystem zusammenarbeiten. Natürlich auch alle steuerbaren Lasten und weiteren Erzeuger, beispielsweise der Ladepark, die Wärmepumpe. Das wird ein sehr großes Thema, das uns sehr viel beschäftigen wird: dynamische Stromtarife mit günstigem Strombezug, vielleicht sogar in der zeitversetzten Einspeisung.

Ein großes Thema in den Unternehmen ist die Elektrifizierung der Firmenflotten. Wie kommt das Thema bei Ihnen an? Wie wichtig ist das?

Die Firmenflotte wird komplett elektrisch. Unsere ist es schon länger. Ich sage mal, in zehn oder 15 Jahren ist jede Flotte da draußen elektrisch. Und ich glaube, wir dürfen nicht irgendwie Stück für Stück in das Thema hineinstolpern, sondern müssen es vom Ziel her denken. Wenn ich weiß, auf meinem Parkplatz als Arbeitgeber stehen irgendwann nur noch Elektroautos, dann muss ich das jetzt mitdenken.

Zum Beispiel?

Es könnte sein, dass ich das Netz jetzt schon so ausbaue, dass es die Endausbaustufe mitdenkt. Aber wer weiß schon, wie viel das sein wird. Die Gefahr besteht, wahnsinnig viel Geld zu investieren. Noch schlimmer wäre es, wenn man jedes Mal für jede Ausbaustufe des Ladeparks den Netzanschluss anpassen wollte. Jedes Mal neu aufbuddeln, neues Kabel rein. Das wären falsche Lösungen. Wir schlagen vor, zunächst einen Speicher hinzustellen, der in Leistung und Kapazität auf die aktuellen Anforderungen passt. Wenn der Ladepark wächst, weil immer mehr Elektrofahrzeuge kommen, braucht man vielleicht DC-Lader. Dann wächst der Speicher in Leistung und Kapazität und der Netzanschluss bleibt, wie er ist. Das Energiemanagement bindet die Ladepunkte in ein gemeinsames smartes System ein.

Wie rechnen Unternehmer? Speicher sind im Gewerbe ökonomisch gesehen anders als für private Heimkunden. Wie wichtig ist die Amortisation, die Effizienz?

Im Gewerbe und in der Industrie erleben wir, dass der Netzanschluss eine Begrenzung ist, die uns zunächst hindert, einen Ladepark oder Erzeugungsanlagen zu installieren. Zum Anschluss mit seiner Leistung, seiner Leitung mit ihrem Kabelquerschnitt nehmen wir die Dimension der Zeit hinzu. Speicher und Energiemanagement sind gemeinsam in der Lage, Ladeparks mitwachsen zu lassen oder in der Erzeugung über die Netzanschlussleistung zu gehen. Netzausbau schafft mehr Leistung, verursacht zugleich aber höhere Kosten, um die Lastspitzen abzudecken. Das kann der Speicher viel besser, viel wirtschaftlicher.

Es geht nicht nur um Lastspitzen …

Genau. Der Speicher kann auch Solarstrom einbinden oder günstige Börsenstrompreise. Deswegen ist unsere These, dass es an jedem Netzanschluss auch einen Speicher mit Energiemanagement geben wird. Was wir aber verstehen müssen, ist, dass der Speicher im Jahr 2040 nicht der Speicher von 2023 ist. Vielmehr muss der Speicher zu jedem Zeitpunkt genau die richtige Größe, Leistung, Kapazität und App draufhaben, um mit den Anforderungen wachsen zu können. Genau das ist unsere Energy Journey, unsere Energiereise. Unsere Mission 100 Prozent Energiewende.

Sie haben für kommerzielle Kunden ein Mietmodell entwickelt: Ferrestro Rental Storage Solutions. Wie kommt dieses Angebot an? Wie sind Sie damit im Markt unterwegs?

Wir haben gesehen, dass es für viele Kunden außerhalb ihres Kerngeschäfts schwierig ist, die Wirtschaftlichkeit der Speicher zu planen. Also haben wir gewisse Prozente vom Kaufpreis als monatliche Nutzungspreise bestimmt. So ähnlich kennt man das zum Beispiel vom Fahrzeugleasing. Dann hat der Kunde keine Investition, keine Abschreibung, keine Kosten für die Wartung, keine Themen wie Recycling und so weiter. Aber er weiß für den Zeitraum, den er jetzt überblicken kann, dass er sich das passende Gerät hinstellt. Sei es für einige Monate oder ein paar Jahre.

Lässt sich der Zeitraum der Anmietung variabel gestalten?

Die Mietdauer lässt sich verlängern. Oder er nimmt einen größeren oder kleineren Speicher, mietet auf jeden Fall wieder genau das richtige Gerät. Besonders spannend ist, dass wir bei Miete ganz gut Second-Life-Batterien aus E-Fahrzeugen einsetzen können. Denn die Verantwortung bleibt bei uns. Der Kunde muss ja nicht kaufen. Wir decken den Zeitraum der Vermietung ab. Das macht es entsprechend günstiger und wirtschaftlich in der Anwendung.

Das Gespräch führte Heiko Schwarzburger.

Im Interview

Franz-Josef Feilmeier

ist Gründer und Geschäftsführer der Firma Fenecon in Deggendorf. Der Anbieter von Stromspeichersystemen und Lösungen für Energiemanagement hat zahlreiche Innovationspreise erhalten. Als Visionär für die Energiewende ist er Mitglied in verschiedenen Gremien für nationale und internationale Energiepolitik.

Foto: Fenecon

Aktuelles Video

Franz-Josef Feilmeier von Fenecon: Energiereise von Speichern fürs Gewerbe

CEO-Talk: Im Laufe ihrer Betriebszeit müssen Gewerbespeicher immer neue Herausforderungen meistern – Elektrifizierung der Flotten, elektrische Wärme oder dynamische Stromtarife. Was müssen sie dafür können? Und was müssen die Installateure wissen? Das verrät uns Franz-Josef Feilmeier, CEO von Fenecon.

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