Eine aktuelle Auswertung des Portals Regelleistung Online zeigt, dass allein sieben Netzbetreiber Anfragen über 470,5 Gigawatt gemeldet haben. Auf der Ebene der Übertragungsnetzbetreiber liegt die angefragte Leistung bei 259 Gigawatt. Zum Vergleich: Die Spitzenlast hierzulande beträgt derzeit rund 75 Gigawatt.
Fehlanreize im Netzanschlussverfahren
Die hohe Zahl der Anfragen ist auf Fehlanreize im aktuellen Netzanschlussverfahren zurückzuführen. Nach dem Prinzip „First come, first served“ sichern sich Antragsteller Netzkapazitäten unabhängig von der Realisierbarkeit ihrer Projekte. Zudem fehlen ausreichende Vorprüfungen, was zu spekulativen Anfragen führt. Diese blockieren Netzkapazitäten und erschweren die Bearbeitung ernsthafter Projekte.
Investitionsbooster: Ab sofort schnelle Abschreibung möglich
Netzbetreiber stehen vor einem erheblichen Verwaltungsaufwand, da viele der gemeldeten Projekte wahrscheinlich nie umgesetzt werden. Dies verlängert die Verfahren und schafft Rechtsunsicherheit, die nicht nur Batteriespeicher, sondern auch andere Netzanschlusspetenten wie erneuerbare Energieanlagen, Ladesäulen oder Rechenzentren betrifft.
Reformvorschläge für ein besseres Verfahren
Um den dringend benötigten Ausbau von Batteriespeichern zu ermöglichen, schlagen Experten mehrere Reformen vor:
· Schnelle Netzanschlussprüfung: Ein Beispiel ist der Onlineservice SNAP von Mitnetz, der Projektierern eine unkomplizierte Vorprüfung ermöglicht.
· Reservierungsgebühren und eigene Verordnung: Einheitliche Reservierungsgebühren und klare Fristen könnten Spekulationen eindämmen. Das würde Investitionssicherheit schaffen.
· Reform der Netzentgelte: Flexible und dynamische Netzentgelte könnten netzdienliches Verhalten fördern und den Speicherausbau besser in die Netzplanung integrieren.
· Digitalisierung und zentrale Plattform: Ein bundesweites Online-Portal für Netzanschlussanfragen würde die Verfahren transparenter und effizienter machen.
· Kapazitätsauktionen und Priorisierung: Bei Engpässen könnten Kapazitäten versteigert oder nach Kriterien wie Projektreife und Systemdienlichkeit priorisiert werden.
Auch die bereits vorliegenden Anfragen über 500 Gigawatt müssen adressiert werden. Vorschläge umfassen eine einmalige Bestandsprüfung, bei der unrealistische Projekte gestrichen werden, sowie die Einführung von Options- oder Wartelisten. Übergangsweise könnten auch rückwirkend Reservierungsgebühren erhoben werden, um spekulative Anfragen zu reduzieren.
500 Gigawatt spiegeln nicht den tatsächlichen Bedarf
Die über 500 Gigawatt an Netzanschlussanfragen spiegeln jedoch nicht den tatsächlichen Bedarf wider, sondern zeigen die Schwächen des aktuellen Genehmigungssystems. Reformen wie stärkere Digitalisierung, transparente Reservierungsgebühren und eine Priorisierung nach Projektreife könnten die Energiewende beschleunigen und dringend benötigte Investitionssicherheit schaffen. (nhp)
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