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Spanien

Sonnige Aussichten

Solar boomt derzeit wieder in Spanien und auf der Iberischen Halbinsel. Haupttreiber des Photovoltaikausbaus ist zum einen die Energiekrise. Denn die Energiepreise haben sich in den letzten 18 Monaten verdreifacht.

Zum anderen gibt es den nationalen Energie- und Klimaplan 2021–2030 (PNIEC). „Dieser Plan legt fest, dass bis 2030 immerhin 42 Prozent des Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Quellen stammen und der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugung 74 Prozent erreichen soll“, berichtet Julio Paya, Vertriebschef bei Baywa r.e. Power Solutions Spain. Darüber hinaus haben auch die hohe Anzahl an Sonnenstunden in Spanien, der Preisrückgang der Komponenten für Photovoltaikanlagen und die Förderung durch die Next Generation Funds zur Installation von 5,2 Gigawatt Photovoltaik im Jahr 2022 beigetragen. Das entspricht einer Steigerung von 108 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Insgesamt muss man sagen: Die Voraussetzungen für Solarenergie in Südspanien sind die besten in Europa. „Dies alles in Kombination mit dem modernen Stromnetz, welches die zunehmende Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien bewältigen kann, sind wichtige Treiber und Voraussetzungen für den boomenden spanischen Markt“, sagt Paya.

Auch die Fachmesse Genera verzeichnet in diesem Jahr einen neuen Besucherrekord. Mehr als 35.000 Besucher bedeuten einen Zuwachs von 76 Prozent gegenüber der vorherigen Veranstaltung im Sommer 2022. In Madrid kommen in diesem Jahr immerhin 402 Aussteller aus 21 Ländern zusammen. Darunter sind 141 Aussteller aus dem Ausland. Nach der Coronapandemie war es eine Art Neustart. Auch die spanische Staatssekretärin für Energie, Sara Aagesen Muñoz, ließ es sich nicht nehmen und war selbst vor Ort.

Genera 2023: zwei volle Messehallen

Die Besucher waren insbesondere an Fragen rund um den solaren Eigenverbrauch interessiert. Thematisch wurden in den zwei vollen Messehallen Speichersysteme, Energiemanagementsysteme sowie Wechselrichter, Optimierer und jede Menge Photovoltaikmodule sowie einige Nachführsysteme gezeigt.

Zudem wird ebenfalls das Thema Wartung präsentiert: Reinigungsroboter, Aufsätze für Traktoren sowie chemische Lösungen wie von Chemitek sind ebenso wie Montagelösungen zu sehen. Auch Wallboxen und Ladesysteme für Elektrofahrzeuge mit möglichst hohem solaren Eigenverbrauch sind natürlich mehrfach da.

Innovatives Balkonsystem von Ecoflow

An insgesamt drei Tagen zeigt sich die innovative Solarbranche von der besten Seite. Auch viele bekannte deutsche Firmen sind als Aussteller in Spanien: SMA, Sonnen, Baywa r.e., Schletter, K2 Systems sowie Krannich Solar und Kostal zeigen ihr Portfolio und zum Teil auch schon innovative Neuheiten. Auffällig ist auch, wie viele Aussteller aus China vertreten sind. Und zwar nicht nur als Modulhersteller, sondern bei Wechselrichtern und Speichersystemen.

Die sogenannte Innovationsgalerie auf der Genera zeigt eine Auswahl von 16 Projekten und Produkten, die eine technologische Neuheit darstellen. Beispielhaft genannt sei hier das Solarsystem der Firma Ecoflow. Es kommt mit flexiblen und sehr leichten Modulen für den Balkon zusammen mit einem mobilen Speicher mit Lithium-Eisenphosphat-Zellen. Der Speicher wiegt nur zwölf Kilogramm und verfügt über eine Kilowattstunde Kapazität, die Leistung liegt bei 1,6 Kilowatt.

Die Aussteller zeigen zum Teil ihre Neuheiten zum ersten Mal. Ein Beispiel ist die Firma Sunman, die innovative Leichtbaumodule ohne Deckglas entwickelt. Nun stellt sie erstmals das neue Modul mit 520 Watt Leistung vor, sagt ­Matthias Schoft. Er betreut für Sunman die EU-Märkte. Das Monomodul hat 144 Halbzellen und wiegt nur 8,6 ­Kilogramm. Damit ist es rund 70 Prozent leichter als ein konventionelles Glasmodul und lässt sich auf traglastarmen Dachflächen installieren. Das ermöglicht vielen Firmen mit leichten Hallen solare Optionen.

Der Hersteller des Taubenschutzsystems Birdblocker ist ebenfalls zufrieden mit der Messe. Das Unternehmen zeigt sowohl seine Lösung mit zehn ­Zentimeter als auch die neue Version mit 20 Zentimeter langen Nadeln. „Der Bedarf ist eindeutig da“, resümiert Hans de Grooth. Das System soll die Ansiedlung von Tauben unter den Modulen auf dem Dach verhindern. „Es schützt damit vor Schäden und Schmutz.“ Die Birdblocker-Streifen werden dabei an der Unterseite der Modulrahmen mit ­Befestigungsclips ­fixiert.

Der kollektive Eigenverbrauch entwickelt sich in Spanien gerade zu einem Erfolgsmodell. Das Konzept der Demokratisierung der Energie spiegelt sich im gemeinschaftlich geteilten Eigenverbrauch wider: Denn zwei Drittel der spanischen Bevölkerung leben in Wohnungen, die nicht für eine Solarstromanlage geeignet sind. Zudem haben viele Unternehmen weder ausreichende Flächen noch die nötigen finanziellen Mittel, um die Investitionen zu tätigen.

Modell kollektiver Eigenverbrauch

Mit dem Konzept bekommen Nutzer Zugang zu erneuerbaren Energien, die nicht über ein eigenes Dach oder einen geeigneten Standort für eine Photovoltaikanlage verfügen. „Darüber hinaus sparen sie Installationskosten, da die Amortisation auf verschiedene Nutzer aufgeteilt wird“, erläutert Paya von Baywa r.e. Die spanische Regierung habe deshalb die Bestimmungen erweitert, die es ermöglichen, gemeinschaftliche Eigenverbrauchsanlagen mit einer Entfernung von der Erzeugung bis zum Anschluss von zwei Kilometern – zuvor waren es 500 Meter – zu bauen.

Die öffentliche Verwaltung fördert nun diese Art des Eigenverbrauchs und die Bildung von Energiegemeinschaften. „Bürokratische Hürden, die diesen Prozess mitunter verlangsamen, werden zunehmend flexibler, um den Zugang zu erneuerbaren Energien zu erleichtern“, sagt Paya.

Ab 100 Kilowatt wird es komplexer

Das Gesetz in Spanien unterscheidet nach der Anlagengröße von über oder unter 100 Kilowatt. Für die Anlagen über diese Schwelle gibt es eine Reihe längerer und komplexerer administrativer Anforderungen, an denen auch die Verteilnetzbetreiber beteiligt sind. „Man muss eine Anschlussgenehmigung beantragen und auch die erzeugte Energie garantieren“, beschreibt Julio Paya die Herausforderung.

Den Solarboom auf der Iberischen Halbinsel wird das nicht aufhalten. Laut dem European PPA Market Outlook 2023 verzeichnet Spanien mehr als drei Gigawatt allein bei Stromabnahmeverträgen.•

Hans de Grooth zeigt zwei Versionen eines Taubenschutzes.

Foto: Niels H. Petersen

Hans de Grooth zeigt zwei Versionen eines Taubenschutzes.
Ecoflow zeigt ein neues Balkonkraftwerk mit mobilem Strompuffer.

Foto: Niels H. Petersen

Ecoflow zeigt ein neues Balkonkraftwerk mit mobilem Strompuffer.
Sunman zeigt das neue flexible Modul mit 520 Watt. Vorne links: Matthias Schoft.

Foto: Niels H. Petersen

Sunman zeigt das neue flexible Modul mit 520 Watt. Vorne links: Matthias Schoft.

Meteocontrol

Parkregler für Spanien zertifiziert

Foto: Meteocontrol

Solarkraftwerke in Spanien können künftig mit den Parkreglern von Meteocontrol ins Stromnetz einspeisen – das gilt sowohl fürs Festland als auch für die Inseln. Der Hersteller von Überwachungs- und Regelungssystemen hat die Zertifizierung seines Parkreglers Blue Log XC nach eigenen Angaben gemäß spanischen Normen abgeschlossen.

Parkregler regeln und überwachen die Netzeinspeisung erneuerbarer Energien und ­stabilisieren so das Stromnetz. Die Geräte setzen dabei die Befehle der Netzbetreiber um oder regeln automatisch je nach lokalen Netzparametern die Einspeisung von Wirk- und Blindleistung. Falls das Netz einmal überlastet ist, können sie die Einspeiseleistung ­abregeln.

Laut den EU-Anforderungen muss ein Parkregler innerhalb von zwei Sekunden auf Frequenzänderungen reagieren. Die Wirkleistungseinspeisung der Erzeugungsanlage muss dann entsprechend angepasst werden. In einigen EU-Mitgliedsländern und auf dem spanischen Festland wird jedoch eine Reaktionszeit von nur 500 Millisekunden erwartet.

Auf den spanischen Inseln müssen Parkregler sogar innerhalb von nur 150 Millisekunden auf Frequenzänderungen reagieren können. „Um auf Frequenzänderungen derart schnell reagieren zu können, mussten wir in die Software eingreifen und die Abtastrate unseres Parkreglers erhöhen”, erklärt Christoph Fröhlich von Meteocontrol, der sich um die Produktzertifizierung gekümmert hat.

Mit der Energiewende steigt die Anzahl fluktuierender Stromerzeuger, was die Netzstabilität beeinflusst. Deshalb hatte die EU bereits 2016 eine Verordnung erlassen (2016/631) und allgemeine Netzanschlussbestimmungen festgelegt. Umgesetzt und ausdefiniert wird die EU-Verordnung länderweise. Spanien hat die konkreten Anforderungen im Jahr 2020 veröffentlicht. In Spanien gelten jedoch auf dem Festland andere Regeln (NTS SEPE) als auf den Inseln (NTS SENP).

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