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Joachim Plesch: „Firmen scheuen das Risiko der Investition“

Das C&I-Segment entwickelt sich nur langsam. Wie kommt dieser Markt bei Ihnen als Finanzdienstleister an?

Joachim Plesch: Die Nachfrage ist immens, es ist eine spannende Zeit. Wir spüren, dass die Unsicherheit bei vielen Unternehmen steigt. Sie wollen das Risiko der Investition in eine Eigenstromanlage nicht allein übernehmen. Also kommen sie zu uns. Denn wir finanzieren das Projekt und treten somit auch ins Risiko ein.

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Wer spricht Sie konkret an, die Unternehmer oder Installateure, die für die Firmen Solaranlagen bauen?

Drei Viertel sind Installateure, deren Kunden die kapitalintensive Investition im Augenblick scheuen. Ungefähr ein Viertel der Anfragen kommen direkt von Unternehmern, meist institutionelle Eigentümer von Gewerbeimmobilien. Zwar wissen sie, dass sie mit Solarstrom ihre Energiekosten drücken können. Aber wie gesagt, sie scheuen das Risiko, selber zu investieren, und brauchen eine Lösung, die nicht viel Aufwand verursacht.

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Warum werden ausgerechnet die Eigentümer von Immobilien aktiv?

Bis 2030 müssen sie nachweisen, dass sie Photovoltaik nutzen. Sonst werden die Immobilien gemäß der Taxonomie der EU beziehungsweise der EU-Gebäudeeffizienzrichtlinie abgewertet. Das erhöht den Druck, etwas zu tun.

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Geht es bei Ihnen vor allem um einspeisende Anlagen oder auch um Gewerbespeicher?

Bisher haben wir C&I-Anlagen mit sehr hohem Eigenverbrauch finanziert, unter anderem mit der Option, Gewerbespeicher später nachzurüsten. Anlagen allein zur Einspeisung zu finanzieren, sogenannte Volleinspeiser, macht für uns keinen Sinn. Für uns sind nur Anlagen interessant, deren Sonnenstrom möglichst komplett im Unternehmen verbraucht wird.

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Ist da der Speicher nicht ein Muss?

Wir bekommen viele Anfragen, wo der Sonnenstrom zu 80 oder 90 Prozent im Unternehmen verwendet wird, auch wenn kein Speicher integriert ist. Da lohnt sich ein Speicher oft nicht, da sie den Eigenverbrauch nicht mehr maßgeblich erhöhen. Allerdings gibt es auch Anlagen, die wir nun mit Gewerbespeichern planen, gerade wenn die Lastspitzen eher am Morgen oder Abend liegen. Freilich kann es andere Gründe geben, etwa Solarspitzen oder dynamische Stromtarife. Das wird zunehmen, dessen bin ich mir sicher.

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Denkbar wären Gewerbespeicher, die ohne Photovoltaik wirtschaftlich sind …

Auch das wird wichtiger. Mit einem leistungsfähigen Speicher lassen sich ganz ohne Photovoltaik beispielsweise Lastspitzen verschieben, allein dadurch kann man ihn finanzieren. Durch dynamische Stromtarife werden die Gewerbespeicher immer wichtiger.

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Welche Anlagengrößen finanzieren Sie meistens?

Viele unserer Anlagen leisten 99,9 Kilowatt, sie sind für kleinere Mittelständler interessant. Die Grenze von 100 Kilowatt ergibt sich aus der Grenze zur Direktvermarktung, denn ab dieser Leistung muss man die Anlagen entsprechend ausstatten und einen Vermarkter involvieren. Allein dieser Direktvermarktungsvertrag ist schon recht teuer. Das lohnt sich für die Unternehmen meistens nicht. Ihnen geht es ja darum, den Strom möglichst selbst zu verbrauchen.

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Finanzieren Sie auch größere Anlagen?

Durchaus, zwischen 400 und 600 Kilowatt. Dann ist es wirtschaftlich darstellbar, die Direktvermarktung zu integrieren. Deshalb haben wir faktisch keine Anlagen zwischen 100 und 150 Kilowatt. Auch große Anlagen mit 600 Kilowatt sind für manche Firmen lukrativ, weil sie sehr viel Strom brauchen.

Das Gros der Anfragen kommt über Installateure. Spüren Sie wachsendes Interesse für C&I-Projekte?

Das merken wir sehr stark bei den Installateuren, mit denen wir kooperieren. Die Nachfrage steigt, immer mehr Kunden wollen größere Anlagen bauen. Aber mittlerweile wird auch dort erwartet, dass Installateure eine Art der Finanzierung mit anbieten. Die Unternehmen kennen das vom Maschinenleasing und wollen das in unsicheren Zeiten auch bei der Photovoltaik sehen. Bei der Finanzierung von privaten Anlagen gibt es diesen Trend schon länger. Auch dort werden Finanzprodukte immer wichtiger, zumal die Banken ihre Kredite nur sehr zögerlich ausreichen. (HS, gekürzt)

Dieses Interview erschien im Novemberheft der photovoltaik. Wir haben es für Sie freigestellt. Hier können Sie das Gespräch in voller Länge lesen.

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Im Interview

Joachim Plesch ist geschäftsführender Gesellschafter der Gorfion Green Energy GmbH aus Konstanz. Nach Studien und Abschlüssen in BWL und VWL stieg der Ökonom als kaufmännischer Leiter eines Maschinenbauers für die Solarzellenherstellung in die Branche der erneuerbaren Energien ein. Danach folgten mehrere Stationen als CFO und Geschäftsführer im Maschinenbau, doch die Photovoltaik ließ ihn nicht los. Im Februar 2021 gründete er zusammen mit Sebastian Pingel vom Fraunhofer ISE die Firma Gorfion Green Energy, die Solaranlagen für mittelständische Betriebe finanziert.