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Studie: Kernenergie teuerste Stromerzeugung überhaupt

Diese Summe umfasst demnach sowohl staatliche Förderungen als auch Verkaufspreise des Stroms sowie externe Kosten. Die Studie wurde vom Forum Ökologisch-Soziale Marktwirtschaft, kurz FÖS, im Auftrag der Ökoenergiegenossenschaft Greenpeace Energy erstellt. Deutschlands Einstieg in die zivile Nutzung der Kernenergie hatte am 20. Oktober 1955 mit der Gründung des Bundesministeriums für Atomfragen begonnen. „Seither sind hierzulande mit staatlicher Förderung mehr als 100 Atomanlagen in Betrieb gegangen – kommerziell genutzte AKWs ebenso wie Forschungsreaktoren und Lager für radioaktiven Müll“, sagt Christoph Rasch, Sprecher bei Greenpeace Energy.

Mindestens 287 Milliarden Euro stattliche Förderungen

Das FÖS hat die seit 1955 erfassbaren Förderungen und staatlichen Ausgaben zusammengetragen. 287 Milliarden Euro machen in diesem Zeitraum allein direkte und indirekte staatliche Förderungen aus – wie etwa Finanzhilfen, Forschungsausgaben oder Steuervergünstigungen, aber auch Vorteile für Atomkonzerne durch den Emissionshandel oder eigene Rückstellungen. Weitere neun Milliarden Euro entfallen auf sonstige staatliche Kosten, etwa für Polizeieinsätze bei Castor-Transporten oder für von der Bundesrepublik übernommene Atom-Folgekosten als staatlicher Nachfolger der DDR.

„Ein Großteil dieser Kosten war im Strompreis nie enthalten, weshalb Atomenergie fälschlicherweise als kostengünstige Stromquelle galt“, betont Sönke Tangermann, Vorstand bei Greenpeace Energy. Für eine Gesamtbilanz der gesamtgesellschaftlichen Kosten von Atomstrom werden in der Studie neben den Belastungen für den Staatshaushalt auch der Verkaufspreis des Stroms sowie externe Kosten ermittelt, die die Atomkonzerne jahrzehntelang auf die Gesellschaft abwälzen konnten, wie etwa das Risiko von Störfällen.

Teuerste Energieträger überhaupt

Allein zwischen 2007 und 2019 – der Zeitspanne mit der besten Quellenlage – summieren sich die gesamtgesellschaftlichen Kosten von Strom aus Kernenergie laut FÖS auf bis zu 533 Milliarden Euro. Hochgerechnet auf den gesamten Zeitraum seit 1955 gehen die Forscherinnen und Forscher auch bei konservativen Annahmen davon aus, dass die Summe der gesamtgesellschaftlichen Kosten die Billionengrenze deutlich überschreitet. „Kein anderer Energieträger hat so hohe Kosten verursacht wie die riskante Atomkraft, die auch nach 65 Jahren höchst unwirtschaftlich ist“, weiß Tangermann.

Ende 2022 wird die Stromerzeugung durch Atomenergie in Deutschland beendet – dennoch ist die Endlagerfrage derzeit ungelöst und die Produktion von Atombrennstoff soll weitergehen. Auch nach 2022 fallen also staatliche Ausgaben an. Dass aktuell dennoch einzelne Interessengruppen AKW-Laufzeitverlängerungen oder sogar Investitionen in neue Atomprojekte fordern, hält Tangermann für realitätsfern. „Angesichts der enormen Kosten und einer alternden Infrastruktur mit immer größeren Risiken kann die Atomkraft keine ernsthafte Alternative sein kann, um die Klimakrise effektiv zu bekämpfen“, mahnt Tangermann. (nhp)

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