Springe auf Hauptinhalt Springe auf Hauptmenü Springe auf SiteSearch

My PV: „Das Autarkiethema fängt gerade erst an“

Die Produktpalette von My PV ist in den vergangenen Jahren breiter geworden. Welche Komponenten werden am meisten nachgefragt?

Markus Gundendorfer: Das am meisten nachgefragte Produkt ist die AC Elwa 2, ein Heizstab inklusive Elektronik in einem Gerät. Aber auch der AC Thor 9S wird vielfach nachgefragt. Dieser lagert den überschüssigen Solarstrom aus einer großen Photovoltaikanlage in Form von Wärme im Pufferspeicher – auch mit vorgeschaltetem Boiler – zwischen. Doch auch unsere DC-Lösungen sind immer mehr nachgefragt, vor allem der neue Sol Thor, den wir jetzt neu auf den Markt gebracht haben.

Was treibt die Nachfrage nach dem neuen Sol Thor?

Markus Gundendorfer: Dies war zunächst ein erklärungsbedürftiges Produkt. Wir haben dann den Interessenten erklärt, dass sie die Fläche ihres Balkons besser nutzen können – auch über die erlaubten zwei Kilowatt für ein Balkonkraftwerk hinaus. Denn in einem solchen Fall haben sie entweder die Möglichkeit, eine große netzgekoppelte Anlage zu bauen, was bei dieser Größe allerdings sehr aufwendig ist. Oder sie installieren ein kleines Balkonkraftwerk und hängen noch zwei, drei oder vier Module daneben, die warmes Wasser bereiten. Sie brauchen dann keinen Zähler und auch keine Anmeldung, da diese Module vom Stromnetz getrennt betrieben werden. Die Lösung bietet sich aber auch für Gärten oder im Mehrfamilienhaus an.

Verpassen Sie keine wichtige Information rund um die solare Energiewende! Abonnieren Sie dazu einfach unseren kostenlosen Newsletter.

Wie funktioniert das im Mehrfamilienhaus?

Markus Gundendorfer: Dort ist es möglich, jede Wohnung mit drei oder vier Modulen auszustatten, die mit dem Strom direkt Wärme produzieren. Dann hat jede Wohnung eine eigene Inselanlage. Es muss nichts angemeldet werden und es sind auch keine komplizierten Abrechnungen wie beim Mieterstrommodell oder bei der gemeinschaftlichen Gebäudeanlage notwendig. Es ist aber auch eine Lösung für Einspeisebegrenzungen. Wir haben etwa eine Molkerei mit der Lösung ausgestattet. Diese betreibt eine Solaranlage mit 40 Kilowatt Leistung. Allerdings darf sie nicht so viel einspeisen. Also hat sie einen Teil der Anlage auf ein DC-System mit dem Sol Thor umgerüstet. Zehn Sol Thor schieben die ganze Energie von den umgerüsteten Modulen auf dem Dach ins Warmwasser. Dieses wird wiederum in einen großen Speicher gepumpt und steht auch nach Sonnenuntergang zur Verfügung. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, und das Autarkiethema fängt gerade erst an.

Die Autarkie ist eine Seite. Doch es werden auch Flexibilitäten gebraucht, die das Stromnetz stützen. Hier bieten sich Wärmeanwendungen an. Können die Geräte von My PV das?

Gerhard Rimpler: Da geht es vor allem um die Glättung von Spitzen durch die Stromerzeugung von PV-Anlagen um die Mittagszeit. Bei uns heißt das My PV SPO, Solar Peak Optimizer. Unsere Produkte können jetzt auch mit variablen Börsenpreisen umgehen. Sie haben somit eine Funktion, die für das Solarspitzengesetz relevant ist. Denn wenn der Anlagenbetreiber keine Einspeisevergütung bekommt, weil der Preis an der Strombörse negativ ist, kann er seinen Sonnenstrom in Form von Wärme nutzen. Unsere Geräte verschieben den Eigenverbrauch genau dorthin, wo es mit Blick auf den Börsenstrompreis – und für die Netzstabilität – sinnvoll ist.

Solar Manager: „Komplexe Systeme kann man einfach steuern“

Aber das ist nicht der vor einigen Monaten vorgestellte Optimierer für dynamische Stromtarife?

Gerhard Rimpler: Nein, der My PV Dynamic Tariff Optimizer, kurz DTO, ist unsere Optimierung für Kunden, die einen stündlich dynamischen Stromtarif haben. Diese Funktion wird über unsere My PV Cloud möglich und kann mit den meisten unserer Produkten wie AC Elwa 2, AC Thor, AC Thor 9s und Sol Thor umgesetzt werden. Aber: An diesem Punkt können wir noch eine neue Kundengruppe ansprechen. Denn dann kommen die direktelektrischen Heizsysteme auch für Menschen in Betracht, die gar keine Photovoltaikanlage haben. Diese können dann die negativen Strompreise nutzen, um Warmwasser zu bereiten und zwischenzupuffern.

Wird es dafür ein eigenes Gerät geben?

Markus Gundendorfer: Ja. Wir werden im dritten Quartal einen Heizstab mit einer Leistung von 3,5 und einen mit einer Leistung von 9 Kilowatt auf den Markt bringen, der ins Internet-of-Things – IoT – eingebunden werden kann. Dieser IoT-Heizstäbe wird in den Boiler oder Pufferspeicher eingebaut. Er holt sich die Börsenpreise des nächsten Tages. Wenn er erkennt, dass die Börsenpreise so niedrig sind, wie sie der Kunde eingestellt hat, dann bereitet er zu diesem Zeitpunkt das Warmwasser oder das Heizungswasser.

Mehrfamilienhaus in Sachsen nahezu energieautark

Sind diese Heizstäbe auch stufenlos regelbar?

Markus Gundendorfer: Das ist in diesem Falle nicht notwendig, da er mit einer voreingestellten Maximalleistung den Strom aus dem Netz zieht. Hier ist nur ein Netzwerkanschluss oder ein WLAN-Anschluss notwendig, über den er sich die Daten zieht. Das sind einfache neue Produktgruppen, mit denen wir neue Kundengruppen gewinnen können. Dies wird dann auch für Bewohner von Mehrfamilienhäusern mit zentraler und dezentraler Warmwasserbereitung interessant, die keine Photovoltaikanlage haben. Diese können die dynamischen Strompreise so recht einfach nutzen.

Im ersten Teil des Interviews mit Gerhard Rimpler und Markus Gundendorfer erfahren Sie, wie solarelektrische Heizungen in der Landwirtschaft genutzt werden. Im dritten Teil lesen Sie, welche Unterstützung Handwerker bei der Planung und Installation solcher Wärmelösungen bekommen.

Welche Möglichkeiten Handwerker und Hauseigentümer für die Nutzung von Solarstrom für die Wärmeversorgung haben, erfahren Sie in der nächsten Ausgabe von phtovoltaik. Falls Sie noch kein Abo haben, können Sie hier reinschnuppern.