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Wallbox

„Lücke mit neuem Produkt geschlossen“

Fronius hat, gemeinsam mit einem Partner, eine eigene Wallbox zum Laden von Elektroautos entwickelt. Warum setzen Sie auf eine eigene Lösung? Schließlich gibt es schon jede Menge Geräte am Markt.

Martin Hackl: Wir haben uns lange am Markt umgesehen und nicht das gefunden, was wir gesucht haben. Denn wir brauchen eine passende Lösung, die in erster Linie auf die Photovoltaik optimiert ist. Die Wallbox muss zur ein- und dreiphasigen Umschaltung und zur Kommunikation mit unseren Wechselrichtern passen. Das war uns besonders wichtig. Deshalb haben wir gemeinsam mit einem Partner unsere eigene Wallbox entwickelt und auf den Markt gebracht.

Das bedeutet, die Installateure bekommen eine Lösung aus einer Hand. Welche Vorteile hat das?

Der Wattpilot war auch eine Reaktion auf die Rückmeldungen unserer Installateure. Denn diese haben festgestellt, dass es noch eine Lücke in der Kommunikation mit den Wechselrichtern gibt. Wir haben dann entschieden, dass wir die Lücke lieber mit einem eigenen Produkt schließen, statt andere Wallboxen mühevoll in ein Fronius-System einzubinden.

Sind die Kunden dann mit dem Wattpilot auf Fronius beschränkt?

Der Wattpilot funktioniert sowohl mit als auch ohne Photovoltaik. Wir wissen, dass die Hälfte der bisher verbauten Wallboxen in Gebäuden ohne Photovoltaikanlage installiert ist. Damit vergrößern wir das Kundensegment. Denn wenn der Installateur mit einem Produkt zufrieden ist, wird er es auch unabhängig von einem PV-System verbauen.

Wie wird der Wattpilot gesteuert?

Wir haben eine eigene App für die Wallbox entwickelt. Damit kann der Elektroautobesitzer die verschiedenen Modi ansteuern. Er kann dann sowohl mit dem Solarstrom als auch aus dem Netz laden. Bei Letzterem kann die Wallbox sogar auf flexible Stromtarife reagieren, wie sie Awattar oder Lumina anbieten. Es besteht auch die Möglichkeit, die Wallbox in bestehende Photovoltaiksysteme nachträglich zu integrieren. Der Hauseigentümer kann aber auch den umgekehrten Weg gehen und sich zunächst die Wallbox anschaffen und später eine Photovoltaikanlage nachrüsten. Das begeistert viele Kunden, auch wenn sie keine Betreiber von Solaranlagen sind.

Dann kann der Awattar- oder Lumina-Kunde auch kostenlos laden, wenn der Strompreis an der Börse beispielsweise negativ ist?

Das ist richtig. In der App kann der Kunde definieren, für wie viele Kilometer Strom in den Akkus gebraucht wird und wann das Auto geladen bereitstehen muss. Er kann sich sogar aus den Day-ahead-Preisen der Strombörse den Zeitraum mit den niedrigsten Preisen heraussuchen und das Auto dann laden. In diesem Modus lädt der Kunde stromkostenoptimiert. Wenn er es eilig hat, kann auch schneller geladen werden. Der Besitzer des Elektroautos steckt sein Fahrzeug einfach an die Wallbox an, wählt diesen Modus aus und der Ladevorgang beginnt sofort, mit der maximal zur Verfügung stehenden Leistung. Ob die Ladung optimal abgestimmt auf die niedrigsten Stromkosten oder auf die maximale Nutzung des eigenen Solarstroms passiert oder ob das Auto schnell wieder voll sein muss, wird über den Abfahrtszeitpunkt definiert.

Aber für das stromkostenoptimierte Laden muss er auch den Tarif von Awattar oder Lumina abschließen?

Für die Nutzung des stromkostenoptimierten Ladens benötigt man einen der genannten Tarife. Jedoch sieht jeder Kunde die Day-ahead-Preise in der Solar-Wattpilot-App und kann sich somit ein Bild machen, wie viel er mit einem flexiblen Stromtarif sparen könnte.

Fronius hat zwei Varianten der Wallbox entwickelt, eine fest installierte, den Wattpilot Home, und eine portable, den Wattpilot Go. Hätte nicht letztere Variante ausgereicht?

Die fest installierte Wallbox haben wir aufgrund der Förderrichtlinien in Deutschland entwickelt. Dort bekommen die portablen Wallboxen keine Unterstützung. Die Förderung bekommt man nur, wenn die Wallbox fest installiert ist. Wir wollten vor allem ein Produkt, mit dem der Hauseigentümer auf die Förderung zurückgreifen kann. Außerdem liegt den meisten Fahrzeugen ein Ladekabel bei. Dann ist eine portable Version der Wallbox nicht notwendig und man kann die Wallbox gleich in der Garage montieren.

Gibt es einen Preisunterschied zwischen den beiden Versionen?

Kaum. Bei Wattpilot Go und Home mit elf Kilowatt Ladeleistung gibt es überhaupt keinen Preisunterschied. Bei der Go-Variante mit 22 Kilowatt Ladeleistung liegt der Preisunterschied bei 2,86 Prozent. Dieser minimale Unterschied ist aber nicht kaufentscheidend. Für beide Leistungsklassen kann der Auto­besitzer aber noch ein Adapterset für den Wattpilot Go dazukaufen, um auch bei Haushaltssteckdosen oder bei einem Campingstecker (CEE blau) laden zu können. Beim Wattpilot Home ist kein zusätzliches Adapterset notwendig, da er fix verkabelt ist.

Ist der Wattpilot ausschließlich für das Eigenheim gedacht oder gibt es auch eine Lösung fürs Gewerbe und die öffentliche Ladeinfrastruktur?

Für die halböffentliche und gewerbliche Ladeinfrastruktur, etwa für Unternehmen mit einem Kundenparkplatz, arbeiten wir an einer Lösung. Mit „Emil“ haben wir dafür auch schon ein Produkt. Das ist eine Softwarelösung, um eine intelligente Infrastruktur für Elektroautos aufzubauen. Sie sorgt für den Schutz der Betriebsmittel gegen Überlastung.

Wie funktioniert das?

Beim Betrieb von mehreren Wallboxen in einem Gebäude oder an einem Standort bestehen verschiedene Herausforderungen. Vor allem geht es darum, dass nicht alle Autos gleichzeitig laden können, damit die Leitungen und der Netzanschluss nicht überlastet werden. Deshalb kann man mit „Emil“ genau definieren, wer wann wie viel Strom laden darf. Diese benutzerdefinierten Ladevorgänge werden über eine RFID-Karte priorisiert. Neben dieser Engpassbewirtschaftung kann man damit auch solaroptimiert laden.

Diese Priorisierung wird vorher festgelegt?

Genau. Denn es gibt beispielsweise in jedem Unternehmen Mitarbeiter, die ihre Elektroautos schnell wieder brauchen. Diese werden dann entsprechend bei der Verteilung der Ressourcen bevorzugt. Die Autos anderer Mitarbeiter stehen acht Stunden auf dem Parkplatz. Diese können dann geladen werden, wenn die Betriebsmittel nicht mehr mit den Schnellladern ausgelastet sind. Das kann man als Profil hinterlegen. Auch hier haben wir uns für eine eigene Lösung entschieden, da wir dafür kein zufriedenstellendes Produkt am Markt gefunden haben.

Kann man damit auch Ladestrom abrechnen?

Eine direkte Abrechnung ist nicht möglich. Aber man kann hinterlegen, wer sein privates Fahrzeug auflädt und wer einen Dienstwagen lädt. Damit kann der Unternehmer seinen Mitarbeitern kostenlos den Solarstrom zum Laden zur Verfügung stellen und gleichzeitig alle steuerrechtlichen Bedingungen abdecken.

Mit dem Wattpilot und dem Ohmpilot deckt Fronius sowohl die Mobilität als auch die Wärmeversorgung solarelektrisch ab. Ist damit das Gesamtpaket der Sektorenkopplung vollständig?

Wir haben damit tatsächlich einen guten Teil der Sektorenkopplung abgedeckt. Aber das kann man in Summe noch weiterentwickeln. Da haben wir für die nächsten Jahre noch einige Ideen in der Schublade. Es wird um das Energieflussmanagement gehen. Wie sehen die Energieströme im Gebäude aus? Dazu haben wir gute Ideen, an denen wir noch arbeiten, um das Leben für den Installateur und auch für den Kunden noch komfortabler zu machen.

Das Interview führte Sven Ullrich.

Im Interview

Martin Hackl
leitet bei Fronius die Business Unit Solar Energy, die auch für die Entwicklung von Ladelösungen für die Elektromobilität zuständig ist.

Foto: Fronius

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