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Prof. Dr. Adolf Goetzberger: Visionär der solaren Energiewende

Professor Dr. Adolf Goetzberger (29. November 1928 – 24. Februar 2023) ist im hohen Alter von 94 Jahren in Freiburg im Breisgau verstorben. Sein Leben folgte dem Leitsatz: „Mich haben immer Probleme gereizt, die für unlösbar gehalten wurden.“ Auf einer Trauerfeier während des PV-Symposiums in Bad Staffelstein sagte Professor Andreas Bett: „Er war ein Mensch, der von Ideen sprühte und hielt zahlreiche Patente.“

Bett leitet heute das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE), das mittlerweile auf 1.400 Forscherinnen und Forscher angewachsen ist. Der Jahresetat liegt bei mehr als 106 Millionen Euro. Damit ist es eines der größten Institute der Fraunhofer-Gesellschaft.

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Ein herausragendes Institut

Für die Entwicklung der Solarenergie war es von herausragender Bedeutung, denn es bildete das erste Forschungsinstitut, das sich der Sonnenenergie verschrieb. Als es 1981 gegründet wurde, erhielt es viel Gegenwind aus der Fraunhofer-Gesellschaft und der Politik. Damals wurde die Physik und die physikalische Forschung von der Atomkraft dominiert.

Andreas Bett hat Mitte der 1980er Jahre am Fraunhofer ISE seine Diplomarbeit geschrieben. Er blieb, „weil mich der Arbeitsstil von Professor Goetzberger fasziniert hat. Er war ein toller Chef.“

25 Jahre als Physiker in den USA

Die Art und Weise, wie Professor Goetzberger junge Menschen führte, suchte in der biederen Forschungslandschaft Deutschlands ihresgleichen. Nach seinem Physikstudium in München war Goetzberger nach Amerika gegangen.

Als junger Wissenschaftler arbeitete er unter William Shockley, dem Erfinder der gleichnamigen Diode und Wegbereiter der Transistortechnik auf der Basis von Silizium. Shockleys Labor in der Nähe von Palo Alto in Kalifornien gilt als Keimzelle des späteren Silicon Valley.

Beginn seiner Laufbahn im frühen Silicon Valley

So hat Adolf Goetzberger die frühen Anfänge der Siliziumbranche und der Chipindustrie mitgemacht und mitgestaltet. Das war dem Sohn von Tabakhändlern aus München nicht in die Wiege gelegt. Im Krieg bekam er ein Physikbuch in die Hand, das ihn inspirierte.

Seine Karriere als Physiker begann er bei Walter Gerlach in München, einem der Begründer der Quantenmechanik. Er promovierte und ging in die Industrie, zu Siemens, um Transistoren auf der Basis von Germanium zu entwickeln.

Die ersten Prototypen waren von Shockley und seinem Team in den USA erfunden worden. Unter Shockley forschte er am p-n-Übergang von Siliziumschichten und Passivierung mit Borglas. Damals gehörten diese Arbeiten in die Halbleiterelektronik, Solarzellen spielten keine Rolle.

Lektüre im Lockdown: Erinnerungen von Adolf Goetzberger erschienen

1968: Rückkehr nach Deutschland

Bei Shockley blieb er von 1958 bis 1963. Danach arbeitete er bei den Bell Laboratories in Murray Hill in New Jersey. Im Jahr 1968 wurde er nach Deutschland zurückberufen, um die Leitung des Fraunhofer-Instituts für Elektronische Werkstoffe (IEW), heute das Institut für Angewandte Festkörperphysik (IAF).

Im Jahr 1971 wurde er Honorarprofessor bei den Physikern der Universität in Freiburg. Am Fraunhofer IAF gründete er 1980 die erste Arbeitsgruppe für Solare Energiesysteme.

Neustart mit 53 Jahren

Das muss man sich vor Augen führen: Im Alter von 53 Jahren ruhte sich Adolf Goetzberger nicht auf seinen Meriten aus, sondern startete neu durch. 1981 verließ er mit zwanzig Mitarbeitern das IAF und gründete das Fraunhofer ISE in Freiburg, gegen erhebliche Widerstände der Fraunhofer-Gesellschaft und der Politik. „Damals wurde die Sonne als Energiequelle überhaupt nicht ernst genommen“, schrieb Adolf Goetzberger später über seine Motivation.

Inspiriert vom Report „Grenzen des Wachstums“ des Club of Rome, „leuchtete mir ein, dass man, da die fossilen Energieressourcen endlich sind, eine unerschöpfliche Energiequelle, wie die Sonne nicht außer Acht lassen konnte.“

Erster Wechselrichter für die Photovoltaik

Frühe Themen am Fraunhofer ISE waren der Fluoreszenzkollektor Fluko, eine transparente Wärmedämmung sowie Solarzellen aus Silizium und II-V-Verbundhalbleitern, Dünnschichtzellen sowie die Herstellung von preiswertem Solarsilizium. Im Jahr 1983 wurde am ISE der erste Wechselrichter für die Photovoltaik entwickelt.

Bis 1993 leitete er das ISE, blieb ihm danach als Doyen und Inspirator verbunden. „Wir sind dankbar, dass er das Institut sehr breit angelegt hat“, würdigte Andreas Bett. „Das ist manchmal schwierig, aber trägt das Institut bis heute.“

Schon 1992 errichtete das ISE ein energieautarkes Haus. „Das war ihm eine Herzensangelegenheit, denn es bildete die Breite des Instituts symbolisch ab“, erzählte Bett. „Damals war schon eine Brennstoffzelle mit Wasserstoff drin.“

Dem Solarpapst folgte Professor Luther

Als Goetzberger 1993 in den Ruhestand ging, hatte das ISE 250 Mitarbeiter. Dem Solarpapst folgte Professor Joachim Luther, der es bis 2005 führte. Unter Luthers Ägide verdoppelte sich die Zahl der Forscherinnen und Forscher. Unter der Ägide von Professor Eicke Weber überschritt die Zahl der Mitarbeiter die Grenze von tausend.

Adolf Goetzberger hat nicht nur das Fraunhofer-ISE aus der Taufe gehoben. Er war einer der wichtigsten Akteure der solare Energiewende in Europa, viele Jahre lang Präsident der International Solar Energy Society und der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie. Der Physiker hält mehr als 30 Patente. Die Liste seiner Auszeichnungen und Ehrungen ist beinahe unüberschaubar.

Das Fraunhofer ISE hat ein virtuelles Kondolenzbuch eingerichtet, in das man sich eintragen kann.

Geplant: Adolf Goetzberger Preis für Solarenergie

Der Schweizer Solarpionier Thomas Nordmann stellte in Bad Staffelstein die Idee eines neuen Branchenpreises für Solarenergie vor. „Adolf Goetzberger hat über Herausforderungen nachgedacht, von denen die meisten Zeitgenossen gar nicht wussten, dass es sie gibt“, sagte Nordmann, der seit fast 50 Jahren in der Solarthermie und der Photovoltaik tätig ist.

Nordmann bereitet seit zwei Jahren die Stiftung eines Adolf Goetzberger Solarenergiepreises vor. „Im April habe ich ihm die Idee erstmals unterbreitet“, berichtete er. „Denn der weitere Ausbau der Solarenergie braucht Fantasie, Kräfte und Visionen.“

Erste Ausschreibung könnte demnächst erfolgen

Nun befindet sich die Stiftung in Vorbereitung, mit Stiftungsrat und Stiftungsurkunde. Demnächst wird eine Jury berufen. Wird der Zeitplan eingehalten, könnten die ersten Preisträger 2024 oder 2025 ausgezeichnet werden. „Der Preis wird nicht auf Photovoltaik begrenzt, sondern schließt alle Möglichkeiten der Solarenergie ein, bis hin zur passiven Nutzung von Solarenergie in Gebäuden.“ (HS)

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