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Viel Platz für Solaranlagen in Städten

Die 14 größten Städte in Deutschland verschenken immer noch ihr Potenzial für die solare Energiewende. Denn es werden immer noch zu viele Gebäude ohne Photovoltaikanlage errichtet. Das ist das Ergebnis des aktuellen Solarchecks, den der Ökoenergieversorger Lichtblick erstellt hat. Das Unternehmen hat für die untersuchten Städte den Solarfaktor errechnet. Dies ist das Verhältnis zwischen der Fläche neu gebauter Solaranlagen und neu gebauten Dachfläche.

Sieger Essen – Verlierer Hamburg

Das Ergebnis der Berechnung: In acht der 14 untersuchten Großstädten liegt der Solarfaktor unter 30 Prozent. Dabei sind die regionalen Unterschiede enorm. So liegt der Solarfaktor in Essen bei 62,9 Prozent. In Köln hingegen beträgt er nur 47,2 Prozent. Damit liegt die Domstadt kurz vor Leipzig mit einem Solarfaktor von 46,5 Prozent.
Schlusslicht ist Hamburg mit einem Solarfaktor von nur 10,3 Prozent, was sich allerdings mit der Einführung der Soalrpflicht im Jahr 2023 ändern könnte, wie die Autoren des Solarchecks 2021 prognostizieren. Damit liegt die Elbmetropole kurz hinter Frankfurt am Main, wo der Faktor bei 11,8 Prozent liegt. Doch auch Berlin ist mit einem Solarfaktor von bescheidenen 14,9 Prozent im hinteren Feld.

Bauträger haben Solaranlage nicht auf dem Schirm

In Berlin entstand zwar unter den untersuchten Städten die meiste Solarleistung. Doch noch mehr Häuser wurden ohne Solaranlage gebaut.

Lichtblick

In Berlin entstand zwar unter den untersuchten Städten die meiste Solarleistung. Doch noch mehr Häuser wurden ohne Solaranlage gebaut.

Für den Solarcheck 2021 wurden die 14 größten deutschen Städte – alle mit mehr als 500.00 Einwohner – daraufhin untersucht, ob diese ihr Solarpotenzial ausschöpfen. Dabei haben sie nicht nur das Städteranking bestimmt, sondern auch herausgefunden, dass der Solarfaktor dort besonders niedrig liegt, wo viel gebaut wird.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass für die meisten Bauträger die Photovoltaik auf dem Dach oder sogar in der Fassade immer noch keine Rolle spielt. „Dächer sind die grünen Kraftwerke der Zukunft. Hier kann Klimaschutz bezahlbar und verbrauchernah realisiert werden. Kommunen und Bauträger müssen die solare Energiewende auf Deutschlands Dächern dringend beschleunigen”, fordert Ralf Schmidt-Pleschka, Koordinator Klima- und Energiepolitik bei Lichtblick.

Wenige Großanlagen verzerren das Ergebnis

Immerhin ist der Solarfaktor über alle Städte hinweg im Vergleich zum Vorjahr von 26 auf 29 Prozent leicht angestiegen. Doch die Untersuchung hat auch eine Verzerrung ergeben. Denn auffällig bei den Ergebnissen sei auch, dass ein guter Solarfaktor oft auf den Neubau weniger großer Dachanlagen zurückgeht, betonen die Autoren. So reichte es in Leipzig, Bremen, Dortmund und auch in Essen aus, mit einer großen Anlagen mit einer Leistung von mindestens 100 Kilowatt über die Hälfte des gesamten Zubaus von Solaranlagen abzudecken. Solarmodule auf neuen Ein- oder Mehrfamilienhäusern oder kleineren Gewerbebauten sind auch in den gut platzierten Städten eher die Ausnahme.

Zu wenig Solarstrom für die Stadtbewohner

Das bedeutet auch, dass vor allem die großen Millionenstädte enorme Chancen vergeben. So wäre es in Berlin möglich, 19.311 Haushalte mit Solarstrom zu versorgen, wenn allein im Jahr 2019 alle Bauherren ihre Neubauten mit einer Photovoltaikanlagen ausgerüstet hätten. Die tatsächlich in diesem Jahr zugebauten Anlagen versorgen aber nur 2.880 Haushalte. In Hamburg liegt das Verhältnis Potenzial zu Realisierung bei 11.962 zu 1.232 Haushalten, in München bei 11.181 zu 1.755.

Plädoyer für die Solarpflicht?

Für Ralf Schmidt-Pleschka sind diese Ergebnisse ein klares Zeichen hin zur Solarpflicht. „Die Solarförderung greift in den Metropolen bei weitem nicht so, wie es erforderlich wäre, um die neuen Klimaziele zu erreichen”, sagt er. „Die nächste Bundesregierung sollte daher eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten einführen. Die bisher von einigen Ländern wie Hamburg, Berlin oder Baden-Württemberg geplanten Regelungen für eine Solarpflicht gleichen aktuell noch einem Flickenteppich.” (su)

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