Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) hat eine Umfrage unter den vier Übertragungsnetzbetreibern und 17 großen Verteilnetzbetreibern durchgeführt. Diese Unternehmen betreiben zusammen rund die Hälfte des deutschen Stromnetzes. Die Ergebnisse zeigen, dass aktuell Netzanschlussanträge für Großbatteriespeicher mit einer Gesamtleistung von mehr als 720 Gigawatt (GW) vorliegen. Bereits zugesagte Netzanschlüsse belaufen sich auf mindestens 78 Gigawatt.
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Zum Vergleich: Die beantragte Leistung entspricht mehr als dem Zweieinhalbfachen der derzeit in Deutschland installierten Erzeugungsleistung von 263 Gigawatt. Die Anfragen für Batteriespeicher liegen beim Neunfachen der aktuellen Jahreshöchstlast der Übertragungsnetze, die bei rund 80 Gigawatt liegt.
BDEW fordert Anpassung der KraftNAV
Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung, sieht dringenden Handlungsbedarf: „Die Netzanschlussbegehren für Großbatteriespeicher sind so stark gestiegen, dass es hier neuer Regeln bedarf. Es muss sichergestellt werden, dass auch andere Netzkunden zu ihrem Recht kommen.“ Sie verweist darauf, dass Netzkapazität in den hohen und mittleren Spannungsebenen angesichts der hohen Nachfrage von Großverbrauchern wie Rechenzentren, Großwärmepumpen, Ladeinfrastruktur und Industrie zu einem knappen Gut geworden ist.
Volatile Strompreise – neue Chancen
Andreae betont die Bedeutung von Speichertechnologien für das Energiesystem, warnt aber: „Sie müssen sich ins Gesamtsystem einfügen.“ Sie fordert eine zügige Anpassung der Kraftwerksnetzanschlussverordnung (KraftNAV), bei der Großbatteriespeicher mit einer Nennleistung ab 100 Megawatt künftig ausgenommen werden sollen. Pumpspeicherkraftwerke sollten nach Ansicht des BDEW weiterhin unter die KraftNAV fallen, da ihre geringe Zahl keine Herausforderung darstelle.
Netzanschlussverfahren müssen effizienter werden
Der BDEW spricht sich zudem für transparente Netzanschlussverfahren aus, die die aktuelle Knappheitssituation besser berücksichtigen als das bisherige First-come-first-served-Prinzip. Andreae fordert: „Netzkapazität sollte nach volkswirtschaftlichen Kriterien effizient vergeben werden, wenn die Nachfrage das Angebot übersteigt. Aber auch Überbauung, flexible Netzanschlussvereinbarungen oder Reservierungsverfahren müssen künftig eine größere Rolle spielen.“ (nhp)