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Neue Studie zeigt: Deutschland braucht mehr Ökostrom

Wenn der Ausbau der erneuerbaren Energien im Stromsektor ausgebremst wird, reicht die Energie nicht aus, um ausreichend Wärmepumpen, Elektroautos und die Industrie mit Ökostrom zu versorgen. Dies ist das Ergebnis einer Analyse von Enervis Energy Advisors im Auftrag von Greenpeace und Green Planet Energy. Die Studie, die kurz vor dem sogenannten Monitoringbericht zur Energiewende des Bundeswirtschaftsministeriums erscheint, zeigt deutlich, dass in Deutschland mehr Ökostrom notwendig ist. „Wenn Wirtschaftsministerin Reiche jetzt Wind- und Solarenergie ausbremsen will, wäre das eine Bankrotterklärung für die Wärme- und Verkehrswende und würde Deutschland im internationalen Vergleich zurückwerfen“, sagt Nils Müller, Vorstand der Energiegenossenschaft Green Planet Energy. „Ein fossiles Rollback wäre teuer, klimaschädlich und geopolitisch hochriskant.“

Strombedarf hängt an Verbreitung von Wärmepumpen und E-Autos

Denn in den Branchen der erneuerbaren Energien wird befürchtet, dass der Monitoringbericht zeigen soll, dass der Strombedarf in Deutschland weniger stark steigt als bisher angenommen, weil die Energiewende in den Heizungskellern und auf den Straßen nicht schnell genug vorankommt. Die Studie des Beratungsinstituts Enervis weist tatsächlich nach, dass der Stromverbrauch langsamer steigt, wenn der Ausbau von Wärmepumpen und Elektroautos weiter verschleppt wird. Dann könnte Deutschland sogar den geplanten Anteil an Erneuerbaren im Stromsektor auch mit einem langsameren Ausbau von Photovoltaik und Windkraft erreichen.

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Klimaschutzziele sind in Gefahr

Doch die Klimaschutzziele würden dann auf jeden Fall gerissen. Diese sind wiederum das Ziel, das die EU vorgibt. In Brüssel geht es weniger um den Anteil der Erneuerbaren an der Stromproduktion, sondern um die CO2-Reduktionsziele. Bei einer langsameren Elektrifizierung von Wärme und Verkehr entstehen in diesen beiden Sektoren bis 2035 bis zu 381 Millionen Tonnen an zusätzlichen CO2-Emissionen. Dies sei etwa so viel, wie Australien in einem Jahr verursacht.

Deutschland drohen Strafzahlungen

Die Folge wären Strafzahlungen Deutschlands an die EU, steigende CO2-Preise ab 2027 im Emissionshandel für Wärme und Verkehr sowie gesellschaftliche Folgekosten in Milliardenhöhe, lautet die Warnung. „Deutschland hinkt beim Umstieg auf Wärmepumpen und Elektroautos schon jetzt hinterher und reißt regelmäßig die Klimaziele – weil die Politik eine echte Wärme- und Mobilitätswende blockiert“, kritisiert Sophia van Vügt, bei Greenpeace für Klima- und Energiepolitik zuständig. „Statt die Ziele herunterzuschrauben, sollte die Bundesregierung alle Anreize auf eine schnelle Elektrifizierung ausrichten. Das Klimaschutzgesetz und das Urteil des Verfassungsgerichts verpflichten die Bundesregierung zur Klimaneutralität bis 2045. Darauf muss Energiepolitik ausgerichtet sein – nicht auf ein fossiles Comeback“, betont sie.

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Ökostrom könnte knapp werden

Außerdem besteht bei einer Verlangsamung des Ausbaus von Solar- und Windkraft die Gefahr, dass Deutschland nicht ausreichend Ökostrom produzieren kann, sollte der Absatz von Wärmepumpen und E-Autos doch noch kräftig zulegen. Diese müssten dann mit mehr fossil produziertem Strom versorgt werden. In diesem Fall würden die CO2-Emissionen im Stromsektor durch den Stromverbrauch von Wärmepumpen und Elektroautos um 62 Millionen Tonnen steigen.

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Ausbau von Solar und Wind lohnt sich

Doch auch wenn die Wärme- und Verkehrswende weiter ausgebremst würde, lohnt sich der Ausbau der Erneuerbaren. Schließlich würde der geringere Einsatz von Kohle- und Gaskraftwerken zu zusätzlichen Emissionseinsparungen in Höhe von 76 Millionen Tonnen CO2 führen. „Was wäre schlimm daran, früher günstige grüne Energie zu produzieren, diese den Menschen über Wärmepumpen und Elektroautos effizient nutzbar zu machen und so die Abhängigkeit von Öl und Gas zu beenden? Nichts – außer, wenn man Politik für die Geschäftsmodelle fossiler Konzerne macht“, sagt Nils Müller.

Die gesamte Studie „Auswirkungen unterschiedlicher EE-Aussbaugeschwindigkeiten auf die CO2-Emissionen in den Sektoren Verkehr und Wärme“ finden Sie auf der Internetseite von Green Planet Energy zum Download. (su)